Bundesliga

"Ein Bayern-Torschützenkönig wäre langweilig"

Frankfurts Haris Seferovic im Interview

"Ein Bayern-Torschützenkönig wäre langweilig"

Traf in der Hinrunde in der Bundesliga siebenmal: Haris Seferovic.

Traf in der Hinrunde in der Bundesliga siebenmal: Haris Seferovic. imago

kicker: Herr Seferovic, wie fällt ihr Zwischenfazit nach einem halben Jahr bei Eintracht Frankfurt, sieben Toren und fünf Assists aus?

Seferovic: Ich bin positiv überrascht, wie es gelaufen ist und dass ich mich so gut eingelebt habe. Es hätten zwar ein bis zwei Tore mehr sein können, aber ich bin zufrieden und hoffe, dass es so weiter geht.

Bundesliga - Topspieler (Sturm) 2014/15
Bayern München Robben Arjen
2,15
Bayer 04 Leverkusen Bellarabi Karim
2,69
Bor. Mönchengladbach Kruse Max
2,97
Spielersteckbrief Seferovic
Seferovic

Seferovic Haris

Spielersteckbrief Meier
Meier

Meier Alexander

kicker: Sie benötigten keine lange Anlaufzeit, waren sofort Stammspieler und trafen gleich im ersten Spiel gegen Freiburg. Wie ist das zu erklären?

Seferovic: Ich weiß nicht genau, wieso mir die Bundesliga so gut liegt, aber die physische Spielweise passt zu mir. Ich habe gleich Vollgas gegeben und gemerkt, dass die Bundesliga zu mir passt.

kicker: Sie spielten in der Serie A für den AC Florenz und US Lecce, in der Primera Division für San Sebastian, schossen dabei in 37 Spielen nur zwei Tore. Warum gelang Ihnen der Durchbruch nicht früher?

Seferovic: Das hat sicherlich mehrere Gründe. Mal hatte es mit mir zu tun, mal mit dem Trainer oder dem Verein. Es hat nie zu 100% gepasst. Ich habe nie die richtige Chance bekommen, mich zu beweisen.

kicker: War es ein Fehler, im Alter von 17 Jahren vom Grasshopper Club Zürich nach Florenz zu wechseln?

Seferovic: Ich bin schon mit 14 Jahren von zu Hause ausgezogen. Dennoch war es nicht einfach, mit 17 Jahren alleine ins Ausland zu gehen. Du lebst alleine, machst alles alleine, niemand hilft dir. Aber ich wollte damals weg, etwas Neues erleben. Ich habe das dann mit meinen Eltern besprochen und mein Vater hat den Vertrag unterschrieben. Wenn ich sehe, wo ich jetzt stehe, hat es sich gelohnt – auch wenn nicht alles einfach und positiv war.

Wenn ich gewusst hätte, was auf mich zukommt, hätte ich diesen Schritt nicht gemacht.

Haris Seferovic über seinen frühen Wechsel ins Ausland

kicker: Trotzdem: Hätten Sie damals diesen Schritt unternommen, wenn Sie gewusst hätten, wie schwierig es werden würde?

Seferovic: Wenn ich gewusst hätte, was auf mich zukommt, hätte ich diesen Schritt nicht gemacht. Aber es ist gut, wie es jetzt gekommen ist. Außerdem haben mich diese Zeiten mental stärker gemacht.

kicker: Wie war Ihre Erwartungshaltung, als Sie nach Frankfurt kamen?

Seferovic: Ich bin gekommen und wollte einfach spielen, gesund bleiben, zeigen, dass ich auch Fußball spielen kann. Ich hatte gehofft, dass man mir die Chance gibt. Als sie kam, habe ich mich gut bewiesen. Aber ich kann noch mehr.

kicker: In welchen Bereichen sehen Sie noch Luft nach oben?

Seferovic: Im Kopfballspiel, bei meinem schwächeren rechten Fuß, beim Ballabdecken, es gibt immer etwas zu verbessern. Auch mit meinem linken Fuß möchte ich noch präziser schießen. Deshalb mache ich nach jedem zweiten oder dritten Training für mich etwas zusätzlich.

kicker: Welche Hoffnungen knüpfen Sie an die Rückrunde?

Seferovic: Ich hoffe, dass wir alle gesund bleiben, viel arbeiten und da weitermachen, wo wir aufgehört haben. Wir müssen in den acht Tagen in Abu Dhabi Vollgas geben, damit wir gut vorbereitet sind.

kicker: Was ist wahrscheinlicher? Bei sechs Punkten Vorsprung auf Platz 16 in den Abstiegskampf zu geraten oder bei vier Punkten Rückstand zu Platz 6 oben anzugreifen?

Seferovic: Wir müssen Vollgas geben und da weitermachen, wo wir aufgehört haben. Wenn wir so spielen und uns weiterhin verbessern, können wir nach oben blicken. Ich will aber auch nicht zu viel versprechen, da es im Fußball immer schnell nach unten gehen kann.

kicker: Das Zusammenspiel mit Ihrem Sturmpartner Alex Meier funktioniert erstaunlich gut. Woran liegt das?

Seferovic: Wir verstehen uns auf dem Platz sehr gut. Ich weiß, was er will und wo er steht, umgekehrt ist es genauso. Ich arbeite viel für die Mannschaft und versuche Räume zu öffnen, in die Alex dann hineinstoßen und Tore schießen kann.

kicker: Meier sagt, dass am Ende ein Spieler vom FC Bayern die Torjägerkanone holt. Was trauen Sie ihm zu?

Seferovic: Alex hat eine gute Phase, in der er aus fast jeder Chance ein Tor macht. Ich wäre glücklich, wenn er Torschützenkönig wird. Und ich traue es ihm zu, warum nicht? Es ist langweilig, wenn es immer jemand von den Bayern wird. Alex ist ein sehr guter Knipser.

kicker: Nehmen Sie sich eine bestimmte Trefferzahl in der Rückrunde vor?

Seferovic: Nein, dann würde es mit dem Toreschießen nicht klappen. Ich spiele mein Spiel weiter und gebe mein bestes, um so viele Tore wie möglich zu erzielen.

kicker: Sagt Ihnen der Name Anthony Yeboah etwas?

Seferovic: Ja, den habe ich schon gehört, wieso?

kicker: Das ist einer Ihrer berühmtesten Vorgänger bei der Eintracht. Und er war dabei, als Frankfurt in der Saison 1991/92 zuletzt so viele Hinrundentore durch Stürmer erzielte; damals waren es 21 in 19 Spielen, aktuell sind es 20. Erfüllt sie das mit Stolz?

Seferovic: Schön zu hören! Dass es bisher so gut geklappt hat, erfüllt mich mit Stolz und Freude. Das passiert nicht alle Jahre.

Alex Meier und Haris Seferovic

"Alex ist ein sehr guter Knipser": Haris Seferovic und sein Sturmpartner Meier. imago

kicker: Die Mannschaft kassierte in der Hinrunde 34 Gegentore. Wie bekommt man dieses Problem in den Griff?

Seferovic: Das kann Ihnen der Trainer besser erklären. Aber 34 Gegentore sind zu viel. Thomas Schaaf ist dafür bekannt, dass seine Mannschaften viele Tore schießen, aber auch viele bekommen. Doch die Hauptsache ist, dass man gewinnt. Wir haben oft ein Tor mehr gemacht als der Gegner. Aber natürlich wäre es nicht schlecht, wenn wir die vielen Gegentore abstellen könnten.

kicker: Kam die Winterpause angesichts der guten Phase vor Weihnachten zur falschen Zeit?

Seferovic: Ob das schlecht oder gut ist, wird sich zeigen. Wir müssen schauen, dass wir an diesen zuletzt sehr guten Leistungen anknüpfen können. Das ist nicht einfach. Vielleicht werden wir ein, zwei Spiele brauchen, um in den Rhythmus zu kommen. Wir werden unser Bestes geben.

kicker: Wie hat sich der Wechsel in die Bundesliga auf ihren Stellenwert in der Schweizer Nationalmannschaft ausgewirkt?

Seferovic: Die Situation hat sich klar verändert. Ich bin unter unserem neuen Trainer Vladimir Petkovic Stammspieler. Wir wollen unbedingt zur Europameisterschaft in Frankreich.

Mich erkennen auf der Straße mehr Leute, nicht nur in der Schweiz, sondern überall.

Seferovic über seinen gestiegenen Bekanntheitsgrad

kicker: Ist die Qualifikation angesichts von sechs Punkten aus vier Spielen in Gefahr?

Seferovic: Ich denke nicht. Wir haben in den vergangenen Jahren gezeigt, was wir draufhaben. Aber es kann immer etwas passieren, wie die kleine Krise zu Beginn der Qualifikation gezeigt hat, die wir inzwischen aber überwunden haben.

kicker: Inwieweit hat sich durch die Auftritte in der Bundesliga Ihr Ansehen in der Schweiz verändert?

Seferovic: Mich erkennen auf der Straße mehr Leute, nicht nur in der Schweiz, sondern überall. Die Bundesliga wird mehr geschaut, als die Primera Division.

Interview: Julian Franzke

Meier macht so schnell keiner etwas vor