Bundesliga

Djuricic: "Es gibt keine Ausreden mehr!"

Mainz: Serbe will um seinen Platz kämpfen

Djuricic: "Es gibt keine Ausreden mehr!"

Muss den Eindruck eines großen Talents mit zu wenig Biss widerlegen: Filip Djuricic.

Muss den Eindruck eines großen Talents mit zu wenig Biss widerlegen: Filip Djuricic. imago

Im ersten Test des Jahres gegen den SC Freiburg schenkte Kasper Hjulmand Djuricic in der ersten Hälfte das Vertrauen. Der Trainer der Rheinhessen sah bei der 0:1 (0:1)-Niederlage Licht und Schatten beim 22-Jährigen, der sich einst mit starken Leistungen in Heerenveen für Benfica empfohlen hatte: "Die ersten 20 Minuten haben wir ganz gut gespielt. Filip hat gute Drehungen gemacht, ganz gute Möglichkeiten für uns eingeleitet. Aber: Unser Anlaufen, unser Pressing war nicht gut. Er muss ein bisschen mehr gegen den Ball sprinten. Das war bei ihm aber nicht schlechter oder besser als bei den anderen." Für den 22-Jährigen wird es in der Rückrunde entscheidend sein, die Arbeit gegen den Ball zu verbessern. Nur so kann er den in den elf Hinrundeneinsätzen entstandenen Eindruck des großen Talents mit zu wenig Biss widerlegen. Das sieht auch Djuricic selbst so, wie er im kicker-Interview einräumt.

kicker: Filip Djuricic, Ihr neuer Teamkollege Christian Clemens sagte über seine Leihe zu Mainz 05: "Neues Jahr, neues Glück!" Ein Satz, der auch für Sie gelten könnte, oder?

Spielersteckbrief Djuricic
Djuricic

Djuricic Filip

Filip Djuricic: Das ist immer so, wenn man bei einem neuen Klub anheuert. Egal, ob es gut geht oder nicht. Du kommst immer mit neuen Möglichkeiten, Hoffnungen und Denkweisen. Das ist das Schöne an etwas Neuem.

kicker: Ist das Neue Jahr auch eine Art Neustart für Sie?

Djuricic: Ja, klar. Ich bin ein Mensch, der nicht gerne in die Vergangenheit schaut. Die erste Hälfte der Saison ist vorbei. Wir können sagen, es war gut, aber auch, es war schlecht. Es ist egal. Denn wir müssen uns nur auf die kommenden Spiele konzentrieren und uns verbessern. Das gilt für die Mannschaft und für mich persönlich.

kicker: Haben Sie mit den Verantwortlichen über Ihre Situation gesprochen?

Djuricic: Klar. Der Manager und der Trainer sagten mir, wie sie es sehen. Und ich habe gesagt, wie ich es sehe, was ich mir noch erwarte. Es war ein gutes Gespräch, beide waren sehr ehrlich. Jetzt weiß ich, was ich verbessern muss.

Es ist nicht einfach für mich: Manchmal spiele ich auf dem linken Flügel, dann rechts, dann in der Spitze. Am wohlsten fühle ich mich auf der Zehn.

Filip Djuricic

kicker: Wie bewerten Sie ihre bisherige Leistung beim FSV?

Djuricic: Ich habe gute Spiele gemacht, zum Beispiel gegen Wolfsburg und Mönchengladbach. Es war gut, wenn ich in der Startelf stand. Aber ich muss mich strecken, um mein Level zu erreichen, das ich vor einem Jahr hatte. Es ist nicht einfach für mich: Manchmal spiele ich auf dem linken Flügel, dann rechts, dann in der Spitze. Am wohlsten fühle ich mich auf der Zehn. Ich bin erst seit sechs Monaten hier, muss die Art des Spiels hier annehmen. Es gibt jetzt keine Ausreden mehr! Aber auf dem Platz müssen eben viele Dinge passen, damit es klappt, wie man sich das vorstellt.

kicker: Ist es schwer für Sie, als Einwechselspieler Ihren Rhythmus zu finden?

Djuricic: Natürlich. Es ist schwierig für mich. Ein Fußballer muss mental stark sein, vor allem auf dem hohen Level, das die Bundesliga hat. Bei diesem Tempo in den Spielen ist es nicht einfach, sofort da zu sein, wenn man erst in der 75. oder 80. Minute eingewechselt wird. Da musst du top vorbereitet sein, das war schwer für mich. Denn bei meinen früheren Mannschaften war die Intensität nicht so hoch. Besonders bei Benfica, denn da haben wir fast immer selbst das Spiel gemacht. Hier ist es anders. Aber ich bin 22 und lerne noch.

kicker: Ist dieses Tempo der große Unterschied zwischen Ligen wie in Portugal oder den Niederlanden und der Bundesliga?

Djuricic: In jeder Liga musst du rennen. Ich habe in der Champions League gespielt, da war die Intensität noch höher. Aber: In den anderen Ligen gibt es nicht so viele Spiele gegen Mannschaften wie Wolfsburg oder Augsburg, in denen du alles geben musst. Das ist die Qualität der Bundesliga, dass alle Mannschaften auf einem hohen Niveau sind. Du hast keine einfachen Spiele, wo du vorher weißt, du gewinnst 3:0. Okay, die Bayern vielleicht (lacht).

kicker: Vor einigen Jahren wurde Ihnen der Spitzname "Cruyff des Balkans" verpasst. Zu viel Last für einen jungen Spieler?

Djuricic: Als ich in die Niederlande kam, hat mir jemand diesen Spitznamen gegeben. Natürlich ist es schön, mit so einer großen Persönlichkeit verglichen zu werden. Aber: Manchmal war es schrecklich. Wenn du ein paar schlechte Spiele machst, wird der Druck groß. Ich war damals 17, 18 Jahre alt. Mit der Zeit lernt man, damit umzugehen.

kicker: Wie? Indem man sich den Medien verweigert?

Djuricic: Nein. Denn auch wenn du dich den Medien verweigerst, irgendjemand trägt es an dich heran. Du kannst nicht davonlaufen (lacht). Du musst dich einfach auf deinen Job konzentrieren.

Fünfmal ein-, sechsmal ausgewechselt: Die Hinrundenbilanz des Filip Djuricic fällt durchwachsen aus. imago

kicker: Ist es schwieriger für einen Kreativspieler wie Sie bei einer Mannschaft, die aktuell gegen den Abstieg kämpft?

Djuricic: Ich kam mit der Erwartung, dass ich Freiraum habe, um die Dinge zu machen, die mich auszeichnen. Jetzt ist es so gekommen, dass wir um den Klassenerhalt kämpfen müssen. Es ist egal, ob es gut aussieht. Es ist nur wichtig, dass wir gewinnen. Wir haben 17 Partien, in denen wir zeigen können, dass wir auf hohem Niveau spielen können.

kicker: War Lissabon ein verlorenes Jahr für Sie, weil Sie dort nicht gesetzt waren?

Djuricic: Nein. Ich habe dort einen fantastischen Vertrag bei einem fantastischen Klub unterschrieben. Wir wurden Meister und Pokalsieger, haben in der Europa League das Finale erreicht. Das sind Dinge, die ich niemals vergessen werde. Als wir Meister wurden, waren 800000 Leute nachts auf den Straßen. Von daher kann ich zufrieden sein, wobei ich gerne etwas mehr gespielt hätte. Aber es waren mit 24 Einsätzen auch nicht so wenige.

kicker: Noch einmal zurück zu Ihrer Unterhaltung mit Manager Christian Heidel und Trainer Kasper Hjulmand im Winter: Was haben sie Ihnen gesagt?

Djuricic: Hauptsächlich ging es um meine Einstellung zur Defensive. Ich versuche, mehr Aggressivität zu zeigen. Fußballerisch denke ich, habe ich kein Problem. Ich weiß, dass ich viel kann. Aber ich muss erst für das Team arbeiten, dann kann ich etwas für mich tun. Vielleicht haben manche Leute das Gefühl, dass ich es manchmal an Bissigkeit missen lasse. Ich werde das verbessern und um meinen Platz kämpfen in den nächsten fünf Monaten.

kicker: Und was passiert danach?

Djuricic: Darüber denke ich aktuell nicht nach. Ich will mich auf jedes Training und jedes Spiel konzentrieren, um mein Maximum zu erreichen.

kicker: Filip Djuricic, bitte vervollständigen Sie diesen Satz: Filip Djuricic und Mainz 05 wird doch noch eine Erfolgsgeschichte, weil...

Djuricic: ...wir die Dinge richtig angehen, in jeder Situation 100 Prozent geben und, am wichtigsten, weil wir es mit Hingabe tun!

Interview: Benni Hofmann

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