Unbeantwortet bleibt diese Frage: Ist der 22-Jährige Sünder, weil er seine körperlichen Rückstände zwar aufgeholt hat, aber immer noch nicht komplett austrainiert wirkt? Oder ist er Opfer, weil er als Mittelstürmer abgeschnitten ist von der Versorgungskette, da die Zulieferdienste nicht funktionieren?
Nicolai Müller, mitverantwortlich als Vorarbeiter, gibt sich vor dem Wiedersehen mit Ex-Klub Mainz durchaus selbstkritisch. "Unser gesamtes Offensivspiel muss noch besser werden." Das spricht für die Opfer-These. Beim letzten Startelf-Einsatz gegen Bremen hatte Lasogga seine besten Szenen, wenn er sich zurückfallen ließ, um seine Kollegen in Szene zu setzen. Das entscheidende 2:0 etwa hat seinen Ursprung in einem Flankenlauf des bulligen Mittelstürmers. In seinem Territorium, dem Strafraum, indes hatte er keine Aktion.
Peter Knäbel will Lasogga jedoch ausdrücklich nicht nur in der Opfer-Rolle sehen. Hamburgs Direktor Profifußball fordert unmissverständlich mehr Produktivität vom 8,5-Millionen-Einkauf: "Jeder kann sich bei uns jeden Tag anbieten." Ein Hinweis, dass er dort, gelinde formuliert, Optimierungsbedarf sieht. Für Lasogga bedeutet das konkret: "Er muss Zahlen liefern - gewonnene Duelle, Schüsse ins Tor und nicht nur aufs Tor."
Dass Lasogga die Diskussion um seine Person auf die Stimmung drückt, ist ein offenes Geheimnis rund um die Hamburger Arena. Einen Rückzug in den Schmollwinkel indes haben weder Knäbel noch Joe Zinnbauer bemerkt. "Pierre hat sich in Augsburg als Einwechselspieler sehr gut verhalten", findet der Direktor Profifußball und der Coach ergänzt: "Er hat seinen Frust auf dem Platz rausgelassen." Gegen Mainz würde Lasogga dies vorzugsweise wieder von Beginn an tun. Und nicht erst ab der 71. Minute.