Sebastian Kehl musste erst einmal durchschnaufen. Mit 11,96 Kilometern war Borussia Dortmunds Routinier beim 1:0 gegen Gladbach wieder einmal einer der laufstärksten Akteure auf dem Platz, und auch darüber hinaus überzeugte er auf ganzer Linie. Bevor sich der 34-Jährige nach seinem 300. Bundesligaspiel in der Mixed Zone aber den Fragen der Journalisten stellte, hatte er eine Bitte: "Darf ich eben in die Kabine? Ich hab‘ mich noch keine Sekunde ausgeruht." Durfte er.
Während der Mittelfeldspieler also in aller Ruhe duschte, redeten BVB-Sportdirektor Michael Zorc und Trainer Jürgen Klopp - und zwar über Kehl, der eigentlich angekündigt hatte, nach dieser Saison seine Karriere zu beenden. Offenbar soll versucht werden, an diesem Entschluss noch einmal zu rütteln. "Er ist ein großer Spieler, wir werden am Ende der Saison reden", kündigte Klopp an: "Wenn er am letzten Spieltag so viel läuft und sich so reinhaut und immer noch frisch ist, sorge ich dafür, dass er sie nicht beendet. Aber es ist noch ein bisschen Zeit."
Er ist in einer absoluten Top-Verfassung. Das sieht überragend aus, wie er im Moment spielt.
BVB-Sportdirektor Michael Zorc über Sebastian Kehl
Ähnlich äußerte sich auch Zorc. "Kehli ist ganz wichtig, gerade in dieser für uns schwierigen Phase, als immer noch prägende Figur auf dem Platz. Er ist in einer absoluten Top-Verfassung. Das sieht überragend aus, wie er im Moment spielt", meinte der Sportdirektor: "Wir werden uns sicherlich noch einmal darüber (über das Karriereende, Anm. d. Red.) unterhalten."
Vorerst, betonte Zorc, wolle man aber die weitere Entwicklung abwarten. Die Sache soll in aller Ruhe besprochen werden. Diese Herangehensweise dürfte auch im Sinne von Kehl sein, der sich am Sonntagabend ausweichend zu dem Thema äußerte. "Es läuft persönlich ganz gut", gab sich der Ex-Nationalspieler, der in den vergangenen Wochen der Dortmunder Krise einer der Lichtblicke beim BVB war, bescheiden. Und angesprochen auf Klopps Ankündigung meinte er schmunzelnd: "Gut, dass ich die Entscheidung treffe."
Kehl: Bleibt es beim letzten Bundesliga-Jahr?
Im Frühjahr hatte er, der seit 2002 in Dortmund spielt, seinen Vertrag noch einmal verlängert – verbunden mit der Ankündigung, im Sommer 2015 aufzuhören. "Ich freue mich auf mein letztes Jahr in der Bundesliga. Anschließend wird für mich der richtige Zeitpunkt für einen neuen Lebensabschnitt gekommen sein, auf den ich mich ebenso freue", hatte Kehl damals gesagt.
Möglicherweise kommt noch einmal Bewegung in die Sache. Die vorweihnachtliche Zeit sei ja die Zeit der Besinnung, meinte der ehemalige Nationalspieler am Sonntag. Ganz abgeneigt klang das nicht.