Zum "Tor des Monats" wurde der Schuss damals in der Sportschau gekürt und bei der Wahl zum "Tor des Jahres" erhielt das akrobatische Kunststück die zweitmeisten Stimmen. Per Fallrückzieher hatte Preuß am 17. März 2007 in der 78. Minute ins linke, obere Toreck getroffen. Nationaltorhüter Kahn konnte nur noch verblüfft hinterherblicken.
Auch Preuß-Gegenspieler Lucio hatte bei der Aktion nach einer Flanke von Patrick Ochs keine Chance. "Es war eine schöne Kombination zweier Zimmergenossen", erinnert sich Preuß, der mit dem Flankengeber im Trainingslager das Hotelzimmer geteilt hatte. Der defensive Mittelfeldspieler Preuß kam in 131 Bundesligaspielen "lediglich" auf acht Treffer, darunter jedoch mehrere sehenswerte. "Mein erstes Tor gelang mir gegen Bochum mit einem 35-Meter-Lupfer über den Torwart", rekapituliert der 33-Jährige.
Nach dem fabelhaften Tor gegen die Bayern im Frühjahr 2007 neigte sich die Karriere des ehemaligen U-21-Nationalspielers schnell dem Ende zu. "Ich war schon im Jahr zuvor am Meniskus im rechten Knie operiert worden. Im Herbst wurde dann ein Knorpelschaden festgestellt", sagt Preuß. Zweimal kam er deswegen unters Messer, einmal in Augsburg, einmal sogar in den USA. In der Reha kämpfte sich Preuß zurück, absolvierte 2009/10 noch drei Erstligapartien, bevor wieder Beschwerden auftraten. "Der Knorpel war erneut eingerissen, der Schaden war einfach zu groß", so Preuß.
"Ich fungiere als Bindeglied zwischen den Spielern und den einzelnen Abteilungen": Christoph Preuß an seinem Arbeitsplatz. kicker
Der Eintracht ist er jedoch erhalten geblieben. Seit rund drei Jahren ergänzt er die Arbeit von Lizenzspielerleiter Rainer Falkenhain. Seit 1. Juli 2012 firmiert Preuß offiziell als Teammanager. "Ich fungiere als Bindeglied zwischen den Spielern und den einzelnen Abteilungen", schildert er sein Aufgabengebiet. Da ist das Trainee-Programm, das er zuvor bei der Eintracht in verschiedensten Bereichen absolvierte, ebenso hilfreich wie das Fach-Abi im Bereich Wirtschaft, das er parallel zur Profi-Karriere im heimatlichen Gießen ablegte. Zudem ist Preuß seit 2011 Diplom-Sportmanager, nachdem er ein Fernstudium erfolgreich absolviert hatte.
"Ich befinde mich nach wie vor in einem Lernprozess", meint der wissbegierige Preuß, der bei seiner jetzigen Tätigkeit gelegentlich verletzte Spieler vom Flughafen abholt ("Da treffen sie gleich auf eine Vertrauensperson"), sich um die Einkleidung kümmert oder eine Delegation des FC Chelsea begleitet. So waren beim 4:5 gegen den VfB Stuttgart der Assistent des Sportdirektors und ein weiterer Mitarbeiter des englischen Klubs in Frankfurt, um sich nach der Leihgabe Lucas Piazon zu erkundigen. Preuß fand die Gespräche sehr spannend. Kein Wunder, mit seinem Studium und seiner Profierfahrung ist er als Teammanager eigentlich überqualifiziert.
Michael Ebert