Bundesliga

Lustenberger: "Die Situation ist nicht einfach"

Hertha rätselt über Auswärtsschwäche und sucht Führungsspieler

Lustenberger: "Die Situation ist nicht einfach"

Sieht sich selbst in der Verantwortung: Fabian Lustenberger.

Sieht sich selbst in der Verantwortung: Fabian Lustenberger. imago

„Wir verlieren zu viele Zweikämpfe, wir laufen nicht so viel – und wir laufen nicht zusammen“, bilanzierte Mittelfeldspieler Per Skjelbred. Kapitän Fabian Lustenberger sagte nach „der Scheiß-Woche“ am Montagmittag: „Die Situation ist nicht einfach. Wir dürfen die Punkte auswärts nicht abschenken. Wir müssen es endlich hinkriegen, dass wir einem guten Spiel wie gegen den HSV nicht ein oder zwei schlechte Spiele folgen lassen. Wir müssen Kontinuität reinkriegen. Gelingt uns das nicht, müssen wir uns nach unten orientieren.“

Trainer Jos Luhukay ist durchaus überrascht vom Formverfall, „es gab keine Andeutungen“. Aber er verfällt nicht in Hektik, sondern legt wie seine Spieler den Finger in die Wunde: „Ich mache mir keine Sorgen, aber viele Gedanken, um mehr Stabilität zu bekommen. Es kommen mehrere Komponenten zusammen. Wir haben schon die ganze Saison Probleme mit der personellen Situation, mit unserem Defensivverhalten und in der Zweikampfführung.“

Grundsätzlich will er seiner Mannschaft, die seit dem 22. Februar (2:1 in Stuttgart) in saisonübergreifend elf Auswärtsspielen sieglos ist, den Charakter nicht absprechen. „Die Spieler haben die richtige Mentalität“, erklärte der Niederländer am Montag nach dem Training, bei dem neben den Langzeitverletzten auch Valentin Stocker (Achillessehnenbeschwerden) aussetzte. „Sonst hätten sie gegen Wolfsburg nicht 90 Minuten dagegengehalten und gegen Stuttgart das Spiel nach einem Rückstand nicht noch gedreht. Das kann nicht von heute auf morgen vorbei sein.“

Wir haben das Spiel von Anfang an nicht angenommen und sind auf dem Boden der Tatsachen zurück.

Jos Luhukay

Mit dem Auftritt bei seinem Ex-Klub SC Paderborn, den er „schwer erklärbar“ fand, war er freilich komplett unzufrieden: „Es war ein Spiel, in dem man nach dem Auftritt in Bielefeld eine Reaktion hätte erwarten können. Das war nicht der Fall. Wir haben das Spiel von Anfang an nicht angenommen und sind auf dem Boden der Tatsachen zurück.“ Die Mängelliste war wie schon in Bielefeld erneut sehr lang. Luhukay vermisste beim 1:3 am Sonntagabend „Leidenschaft, den absoluten Willen und Zweikampfstärke“.

Dazu kommt die frappierende Anfälligkeit bei ruhenden Bällen: Sieben Gegentore nach Standards hat Hertha inzwischen kassiert, nur Dortmund und Stuttgart (je acht) sind in diesem Bereich schwächer. Die als Achsenspieler vorgesehenen Fabian Lustenberger, John Heitinga und Hajime Hosogai können der Mannschaft in kritischen Phasen keinen Halt geben, weil sie selbst keine Stabilität in ihrem Spiel haben. „Ich bin zwar Kapitän, aber wir haben viele Spieler, die Verantwortung übernehmen müssen“, sagt Lustenberger. „Dazu zähle ich.“

Dass gerade auswärts zu wenige vorangehen, ist auch den Verantwortlichen aufgefallen. Es werde sich „in den nächsten Wochen und Monaten zeigen“, wo die Leader seien, sagt Luhukay. „Führungsspieler übernehmen gerade dann Verantwortung, wenn es nicht so läuft.“ Mit der Bilanz nach zehn Spieltagen ist er nicht zufrieden, „ich hätte mit mehr Punkten gerechnet“. Abwehr-Haudegen John Heitinga regt derweil eine intensivere Kommunikation innerhalb des Teams an – auch ohne Trainer: „Wir müssen alle miteinander reden.“ Und es am Freitag im Heimspiel gegen Hannover besser machen. Sonst droht Hertha BSC tatsächlich ein heißer Herbst.

Steffen Rohr