Bundesliga

Di Matteo und das Vorbild Favre

Gladbach reift und reift und reift

Di Matteo und das Vorbild Favre

Unter ihm reift die Gladbacher Borussia immer weiter: Lucien Favre.

Unter ihm reift die Gladbacher Borussia immer weiter: Lucien Favre. imago

So gesehen feierte der Italo-Schweizer bei den Königsblauen mit dem 2:0 über Hertha einen Einstand nach Maß. Als Maßstab für eine profunde Bewertung von di Matteos Wirken kann dieser eine Auftritt gegen ein Mittelklasse-Team aber naturgemäß noch nicht herhalten.

Favre als Wegweiser?

Ligaweit das Vorbild schlechthin für eine gelungene Trainerentscheidung und -entwicklung bieten aktuell Borussia Mönchengladbach und Lucien Favre. 2011 in höchster Abstiegsgefahr verpflichtet, erfüllte der Schweizer mit dem Klassenerhalt nicht nur seinen kurzfristigen Auftrag mit Bravour, sondern formte sukzessive ein echtes Spitzenteam, das sowohl mit Struktur als auch mit Konstanz beeindruckt.

Mit dem klotzigen 3:0 in der bisherigen "Festung" Hannover bleibt die Borussia auch im bereits 13. Pflichtspiel der Saison ungeschlagen. Ausgerechnet der mit knapp 57 Jahren älteste Trainer der Liga, Favre, nutzt sich mit zunehmender Verweildauer am selben Ort offensichtlich nicht ab, sondern findet immer wirkungsvoller Zugang zu seinen Schützlingen.

Eben diese Nachhaltigkeit zu schaffen, ist die große Kunst und Qualität, die sich jeder Manager von seinem Fußballlehrer erhofft. Egal ob jung oder alt. Mit seiner schon sagenhaften Akribie im Trainingsalltag den Nerv seiner Profis zu treffen ohne diese zu nerven - diesen Balance-Akt bewältigt Favre perfekt. Weil er ein Routinier ist, der sich nicht auf Routine verlässt. Sondern trotz seiner Erfahrung das Feuer und den Erfolgshunger eines jungen Emporkömmlings verkörpert.

Gisdol und der Zeitfaktor

Eine ähnlich positive Entwicklung wie in Gladbach erhofft man sich in Hoffenheim unter Markus Gisdol. Der verfügt zwar längst nicht über Favres Erfahrungsschatz, Parallelen sind jedoch augenfällig. Auch Gisdol rettete seinen Klub zunächst via Relegation vor dem Abstieg und spielt nun um die internationalen Plätze mit.

Wie Favre, dem nach Platz vier im Sommer 2012 und dem Verlust des Trios Reus, Dante, Neustädter ein Konsolidierungsjahr im Mittelfeld gestattet wurde, ohne dass der Verein je auch nur leise am Coach gezweifelt hätte, bekam auch Gisdol Zeit. Schon vergangene Saison besaß die TSG durchaus das Potenzial für einen Europa-League-Platz. Die fehlende (taktische) Balance zwischen Angriffslust und Defensivtreue erstickte jedoch solche Ambitionen im Keim. Gisdol erhielt dennoch Rückendeckung - und arbeitete erfolgreich an der Bewältigung des Mangels.

Aus der aktuellen Hoffenheimer Entwicklung zu folgern, der damalige Co-Trainer Gisdol (und nicht Jens Keller) wäre im Winter 2012 idealer Nachfolger von Huub Stevens gewesen, ist freilich ein Trugschluss: Die Zeit, die er in Hoffenheim erhielt (und brauchte), hätte Gisdol in Gelsenkirchen niemand gewährt.

Gratwanderungen mit Schmidt

Wie schmal der Grat für Fußballlehrer speziell bei Spitzenklubs sein kann, wird am Beispiel von Leverkusens Roger Schmidt im Moment überdeutlich. Im Handumdrehen vermittelte er seinem Team im Sommer eine neue, begeisternde und zunächst auch überaus erfolgreiche Handschrift.

Doch mit den positiven Resultaten schwindet zumindest beim Beobachter unweigerlich auch die Überzeugung. Nur ein Sieg gelang Bayer in den letzten sechs Ligaspielen. Das sehnlich erwartete Erfolgserlebnis wurde in Stuttgart gar nach einer 3:0-Führung verschenkt.

Klopp unantastbar - BVB braucht Europa

Negativerfahrungen wie diese erwiesen sich schon desöfteren als Knackpunkt für eine ganze Saison. Mehr als verdienten Kredit genießt derweil Jürgen Klopp beim BVB. Dass der zweimalige Meistermacher in Dortmund infrage gestellt werden könnte, ist trotz der aktuellen Krise unvorstellbar. Eine Saison ohne Champions-League-Qualifikation der Schwarz-Gelben allerdings auch.

Thiemo Müller

Spieltagsbilder 8. Spieltag 2014/15