Bundesliga

Bobic: "Dann würde ich aufhören"

Stuttgart: Sportvorstand im kicker über die VfB-Krise

Bobic: "Dann würde ich aufhören"

"Ich werde nicht für alles den Kopf hinhalten": Fredi Bobic, Sportvorstand des VfB Stuttgart.

"Ich werde nicht für alles den Kopf hinhalten": Fredi Bobic, Sportvorstand des VfB Stuttgart. imago

Der Geduldsfaden der VfB-Ultras, das schrieb zumindest die Gruppe "Commando Cannstatt" kürzlich in einem vielzitierten offenen Brief , ist "kaum noch existent". Wenn es um das Ende der seit Monaten anhaltenden sportlichen Talfahrt geht, setzt Fredi Bobic dennoch konsequent weiter auf den Faktor Zeit. "Wir befinden uns in einem Prozess, der noch lange nicht abgeschlossen ist und noch weitere Veränderungen beinhaltet", sagt der Stuttgarter Sportvorstand im kicker-Interview (Montagsausgabe). "So etwas geht nicht einfach auf Knopfdruck, und man ist plötzlich Tabellenfünfter. Das ist Wunschdenken."

Bobic hat sich neben Präsident Bernd Wahler zum Buhmann vieler VfB-Anhänger entwickelt, während und nach dem 0:2 gegen Hoffenheim am Samstag forderten sie erneut lautstark seinen Rücktritt. Daran jedoch denkt der frühere Topstürmer nicht. "Nein, davonlaufen kann jeder. Ich bin nicht der Typ, der hinwirft." Ein Statement mit einer Einschränkung: "Wenn ich meine Überzeugungen verkaufen müsste, um meine Position zu halten, dann würde ich von selbst aufhören. Ich gehe konsequent meinen Weg."

Dann werden wir ein Verein in einer Tabellenregion sein, die unseren Ansprüchen nicht gerecht wird.

Fredi Bobic über die Folgen, sollte die Ausgliederung scheitern

Die Attacken gegen ihn findet er zwar "nicht schön, weil sie natürlich belasten". Aber: "Wir werden jetzt keine Nebenkriegsschauplätze aufmachen, es geht nicht um meine persönlichen Befindlichkeiten." Natürlich mache auch er Fehler, räumt er wie schon bei der Mitgliederversammlung im Juli ein. "Aber ich werde nicht für alles den Kopf hinhalten."

Das große Thema einer Mitgliederversammlung im kommenden Jahr könnte die Ausgliederung der Profiabteilung sein - das hofft jedenfalls Bobic. Auch dabei spricht er von einem "Prozess", einem, "in dem sinnvoll Geld in den Kader und in die Infrastruktur investiert werden soll, wie wir das derzeit beim Neubau unseres Nachwuchszentrums schon machen. Das alles muss organisch wachsen. Unser Ziel ist es, unsere Eigengewächse dauerhaft zu binden und keine Transfergelder mehr mit ihnen erlösen zu müssen."

Schrecken Investoren wegen der sportlichen Krise zurück? Bobic widerspricht

Diesen Schritt der Ausgliederung müssten alle Traditionsvereine irgendwann gehen. Das Motto: "Man kann sich zwar auf die Tradition berufen, darf aber nicht in der Vergangenheit leben." Andernfalls seien Titel nicht mehr möglich, man werde abgehängt: "Dann werden wir ein Verein in einer Tabellenregion sein, die unseren Ansprüchen nicht gerecht wird. Dann würden wir auf Dauer nicht mehr mit den gleichen Waffen wie unsere Konkurrenten kämpfen", warnt Bobic.

Doch auch in dieser Hinsicht kommt die sportliche Misere zur Unzeit. Die explosive Stimmung im Umfeld gefährdet die nötige Dreiviertelmehrheit, die Suche nach Investoren wird zumindest nicht leichter, auch wenn Bobic unterstreicht: "Der VfB ist nach wie vor eine starke Marke." Sein Gegenrezept für die Krise: Ruhe, Geschlossenheit und eine Portion Realismus. "Wenn man Tabellanachtzehnter ist, wird man keinen Frieden haben, wenn man Fünfter ist, schon eher." Doch genau das, sagte Bobic ja schon, ist aktuell Wunschdenken.

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