Bundesliga

Kroos "kann der Kopf dieser Mannschaft werden"

FC Bayern: Gespräche über Vertrag liegen auf Eis

Kroos "kann der Kopf dieser Mannschaft werden"

Stratege mit einem Hammerschuss: Toni Kroos.

Stratege mit einem Hammerschuss: Toni Kroos. imago

Nach den ersten 45 Minuten hatte er schon 82-mal gegen den Ball getreten, es ist beileibe keine Übertreibung zu sagen, dass Kroos sehr gut im Spiel war. Geschickt verlagerte er gegen die Knappen mit punktgenauen Pässen das Geschehen und packte den einen oder anderen Hammer aus. In den Worten von Bayern-Präsident Uli Hoeneß: "Toni Kroos spielt im Moment hervorragend."

Fast die gesamte Saison spielt der Edeltechniker auf überdurchschnittlichem Niveau (kicker-Notenschnitt in 16 benoteten Spielen 2,59), nur einen Negativ-Ausreißer leistete er sich beim 2:1-Sieg in Stuttgart (Note 4,5). Umso bemerkenswerter sind beim 24-Jährigen die stabilen Leistungen angesichts der Hängepartie um seinen Vertrag. Die Turbulenzen um die Verlängerung des Arbeitspapiers lassen ihn offenbar kalt. "Ich bin vom Typ her so, dass es mich null belastet", sagt Kroos. "Ich spiele mein Ding weiter, und ich glaube, in den letzten Wochen sehr gut." So unaufgeregt wie er im Mittelfeld zusammen mit Thiago, Lahm und Schweinsteiger in den vergangenen Spielen den Takt vorgibt, so nüchtern betrachtet er auch seine fußballerische Zukunft. Warum solle ihn das belasten, fragt er, denn: "Es gibt schlechtere Situationen.“

Fürwahr: Erstens gilt sein Arbeitsvertrag bis zum 30. Juni 2015, zweitens könnte er sofort das neue Angebot abzeichnen, das ungefähr eine Verdoppelung seiner bisherigen Bezüge auf acht Millionen Euro vorsieht. Einen Abschluss gab es noch nicht. Weil Kroos die neue Offerte, die die Klubführung für sehr gut hält, ablehnt? Über diese Zahlen "gibt es unterschiedliche Sichtweisen, wie wir wissen", sagt Kroos in aller Sachlichkeit. Er fügt an: "Es geht sicher nicht nur um Geld, das wäre nicht mein Charakter. Aber es geht natürlich auch darum, sonst würde ich lügen." Es geht ihm angeblich zudem um die uneingeschränkte Anerkennung.

Bayern verlässt man nicht, nicht einmal für Real und Barça.

Jupp Heynckes

Doch weil eben noch immer diese unterschiedlichen Sichtweisen vorherrschen, wurden die Gespräche bis Sommer eingefroren. "So ist es geplant", sagt Kroos. Bisher äußerte er sich zu diesem Thema kaum, jetzt erklärt er: "Wir waren sehr lange dran an dem Thema und haben es nicht geschafft, uns bis Januar zu einigen." Also wurde "ein Cut" vereinbart. "Es gibt kein Datum, an dem es entschieden sein soll", sagt er, betont freilich: "Ich will, dass ich mich voll auf die WM konzentrieren kann, ich will während der WM Ruhe haben."

Seine Ruhe könnte er beim Weltturnier am Zuckerhut haben, wenn er vorher seinen Kontrakt verlängert. Doch er könnte das globale Schaulaufen auch zur weiteren Eigenwerbung nutzen. Auch wenn dies nach der letztjährigen Triple-Saison und seinem Auftreten unter Pep Guardiola nicht mehr nötig ist. Manchester United gilt als Interessent, auch Real Madrid und der FC Barcelona werden genannt. Kroos dementiert und bestätigt diese Namen nicht, er sagt nur: "Es kommen nicht viele Klubs infrage." Nur die ganz großen nämlich.

Förderer Heynckes: Kroos' Potenzial noch nicht ausgeschöpft

Väterlicher Förderer: Jupp Heynckes und Toni Kroos.

Väterlicher Förderer: Jupp Heynckes und Toni Kroos. imago

An diesem Punkt meldet sich Jupp Heynckes zur Wort, der Kroos in Leverkusen förderte und in München weiter reifen ließ. "Spieler, die das Format für Bayern haben und sich noch weiterentwickeln können, dürfen nie auch nur einen Gedanken daran verschwenden, den Verein zu verlassen", rät Heynckes. "Bayern verlässt man nicht, nicht einmal für Real und Barca." Er sieht Kroos’ Potenzial in München noch längst nicht voll entfaltet, die Entwicklung sei noch nicht abgeschlossen. Und wie könnte sein Weg bei den Bayern aussehen? "Er kann mit dieser Mannschaft in den nächsten vier Jahren alles gewinnen und muss mit seiner Spielweise der Kopf dieser Mannschaft werden."