Bundesliga

Hamad: "Das ist ein anderes Level"

Hoffenheim: Neuzugang will möglichst zeitnah helfen

Hamad: "Das ist ein anderes Level"

Jiloan Hamad will sich schnell an die höheren Anforderungen in Hoffenheim gewöhnen.

Jiloan Hamad will sich schnell an die höheren Anforderungen in Hoffenheim gewöhnen. Getty Images

Aus Hoffenheims Trainingslager im spanischen San Pedro del Pinatar berichtet Michael Pfeifer

"Außerdem hatte ich die vergangenen Wochen nicht mit dem Ball trainiert." Nach dem Ende der Saison 2013, die Hamad mit Malmö FF als schwedischer Meister und bester Spieler glorreich beendet hatte, gönnte sich der 23-Jährige nur zwei Wochen Erholung in Dubai und in Stockholm. Dann stieg er auf eigenen Antrieb und unter Anleitung der Hoffenheimer Athletiktrainer wieder ein, um möglichst schnell den Anschluss zu finden im neuen Umfeld.

Spielersteckbrief Hamad
Hamad

Hamad Jiloan

TSG Hoffenheim - Vereinsdaten
TSG Hoffenheim

Gründungsdatum

01.07.1899

Vereinsfarben

Blau-Weiß

mehr Infos

Am zweiten Tag des Trainingslagers ließen schon einige von Hamads Aktionen erahnen, was diesen Spieler für die TSG so interessant gemacht hatte. "Ich habe einen guten Überblick übers Spiel und eine gute Technik", sagt Hamad, und Manager Alexander Rosen ergänzt: "Zudem hat er auch auf engem Raum immer gute Lösungen und eine schnelle Spielfortsetzung."

Das Hoffenheimer Defensivproblem wird der Schwede dagegen nicht auf Anhieb lösen, auch wenn er sogar schon als linker Außenverteidiger eingesetzt wurde. "Was heißt Deckungsschatten?", fragte Trainer Markus Gisdol hilfesuchend in die Runde, als er eine Übungseinheit kurz unterbrach, um Hamad auf Englisch das nun geforderte Verhalten im Vorwärtsverteidigen zu erläutern. "Das ist ein anderes Level", gesteht der sechsmalige schwedische A-Nationalspieler, der zuletzt als Kapitän auch die U 21 anführte, "auf dem Platz, aber auch im Umfeld, das ist der richtige Verein für mich, um den nächsten Schritt in meiner Entwicklung zu gehen." Bei der TSG soll der Standardspezialist im Offensivbereich auf den Flügeln oder auch im Zentrum eingesetzt werden.

Wir werden ihm alle Zeit geben, sich an das höhere Tempo und die Anforderungen zu gewöhnen.

1899-Manager Alexander Rosen

Freilich ist nicht alles neu für Hamad, schließlich war er als Kind zuweilen im Kraichgau, die Familie seines Onkels lebt in Sinsheim, auch an sein neues Domizil, Heidelberg, hat er noch gute Erinnerungen. Als Mitte des vergangenen Jahres der Gegenbesuch in Schweden anstand, fragte ihn sein 12-Jähriger Cousin: "Warum spielt du nicht für Hoffenheim?" Keine vier Wochen später meldete sich 1899 tatsächlich. Und setzte sich womöglich auch wegen der familiären Bande gegen zahlreiche Konkurrenten durch.

"Es waren die Art und die Überzeugung, mit der sich um mich warben, das hat mich überzeugt", erklärt der Junggeselle, der seit seinem 15. Lebensjahr für schwedische Auswahlteams spielt, und mit 17 Jahren auf eigenen Beinen stand. "Ich habe mit vielen Vereinen aus Russland, Italien, Frankreich und England verhandelt. Aber bei keinem hatte ich so ein gutes Gefühl wie bei Hoffenheim. Sie haben mich lange beobachtet und der Trainer und der Sportdirektor haben großes Vertrauen in mich. Daher war es keine schwere Entscheidung."

Von Aserbaidschan über Russland nach Schweden

Geboren wurde der Kurde in Baku. Auf der Flucht. Sein Vater wurde als Kommunist von Saddam Husseins Regime im Irak verfolgt und konnte nur mit russischer Unterstützung das Land verlassen. Nach zweijähriger Zwischenstation in Moskau emigrierte die Familie schließlich nach Schweden. Hamad kann sich in Schwedisch, Englisch, Kurdisch und ein wenig in Persisch unterhalten, auch einige Brocken Deutsch hat er schon adaptiert. "Ich will Erfolg haben." Das ist der erste vollständige Satz, der zugleich Hamads Charakter und die "vorbildliche Einstellung" (Rosen) unterstreicht. In Kürze sollen weitere folgen, "ich lerne schnell".

Mit dem gleichen Tempo will sich der Techniker, der in seiner Jugend für den Argentinier Pablo Aimar und den Ukrainer Andriy Shevchenko schwärmte, auch für die engere Auswahl Gisdols anbieten und möglichst zeitnah der Mannschaft in der Rückrunde helfen, "am liebsten gleich im ersten Spiel". Nur nichts überstürzen, mahnt Rosen, "wir werden ihm alle Zeit geben, sich an das höhere Tempo und die Anforderungen zu gewöhnen". Bis 2017 hat Hamad unterschrieben.

Auf lange Sicht will er sich in Schwedens A-Team fest etablieren. Damit alles gutgeht, hat sich der nur 1,72 Meter große Hamad einige Glücksbringer auf den linken Arm tätowieren lassen: unter anderem eine Blume für jedes Familienmitglied, ein schützendes Auge und einen geheimnisvollen Zahlencode. Sicher ist sicher.