Bundesliga

Kein Plan B beim BVB

Dortmund: Ungeahnte Probleme für Klopp

Kein Plan B beim BVB

Ratlos in die Winterpause: Borussia Dortmund überwintert als Tabellenvierter - vier Punkte vor dem Siebten Schalke.

Ratlos in die Winterpause: Borussia Dortmund überwintert als Tabellenvierter - vier Punkte vor dem Siebten Schalke. Getty Images

Als säße der Stachel der Enttäuschung nach dem gründlich verpatzten Auftritt gegen Hertha BSC nicht schon tief genug, wird der Ausgang des gestrigen Sonntagsspiels endgültig verhindern, dass Weihnachten 2013 in Dortmund als Fest der Ruhe und Besinnung stattfinden wird. Nur als Vierter zu überwintern und den wie im Vorjahr mit zwölf Punkten bessergestellten Bayern neidisch hinterher zu blicken, sei "nicht das, was wir angestrebt haben", knurrt Sportdirektor Michael Zorc.

Nach Bayer Leverkusen ist nun auch Borussia Mönchengladbach auf der Überholspur am BVB vorbeigezogen, der vier der letzten sechs Ligaspiele verloren hat und seinem eigenen Anspruch nur in den Pokal-Wettbewerben gerecht geworden ist. Ungeschminkt-ehrlich hat Torhüter Roman Weidenfeller verraten, dass deshalb alle BVB-Profis "ziemlich angesäuert in den Urlaub" gehen. Schöne Bescherung.

Im Gefühl der Überlegenheit machten die BVB-Stars einen Schritt weniger

Die kritische Bestandsaufnahme, die Dortmunds "G 3" mit Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, Sportdirektor Michael Zorc und Trainer Jürgen Klopp zeitnah vornehmen wird, könnte verschiedene, bisher vernachlässigte Punkte beinhalten. Jedenfalls taugen die gängigen Erklärungsmuster der vergangenen Wochen (Verletzungen, Chancenverwertung) nur bedingt bei der Ursachenforschung für die aktuelle Misere.

Wenn Jürgen Klopp wie angekündigt "viel nachdenken" wird über die Liga-Krise der Borussia, wird er unweigerlich auf über weite Strecken reichlich inspirationslosen Fußball gegen Hertha BSC stoßen, und er wird das seltsam-satte Verhalten seiner Mannschaft nach schneller Führung zu ergründen versuchen. Auch Michael Zorc stieß sauer auf, dass die BVB-Stars "im Gefühl der Überlegenheit einen Schritt weniger" machten als in der Start-Viertelstunde; aus diesem Grund war er auch "nach langer, langer Zeit nicht einverstanden mit der Art, wie wir aufgetreten sind".

Weidenfeller findet den BVB-Fußball "viel zu labberig"

Viel gravierender aber ist eine andere Erkenntnis des letzten Hinrunden-Drittels: Dortmund besitzt für den Fall unvorhergesehener Ereignisse keinen "Plan B". Der auf Gegenpressing, Balleroberung und überfallartiges Umschalten geeichte BVB stößt regelmäßig an seine Grenzen, wenn der Gegner mit fein austariertem Defensivkonzept aufwartet. Obwohl am Samstag im Offensivbereich "alles dabei war, was Rang und Namen hat", wie Kapitän Sebastian Kehl betonte, erstaunte die fußballerische Armut vor allem im Kreativzentrum, wo sich Nuri Sahin am Rande der Wahrnehmbarkeit bewegte und Henrikh Mkhitaryan angesichts von Hosogais nerviger Manndeckung kapitulierte.

Wo landet der BVB?

Noch problematischer wird das berechenbare Dortmunder Spiel nämlich, wenn die Gegner des BVB ihre taktisch-schlaue Strategie mit einer konsequenten Aggressivität anreichern. Hart rangenommen zu werden, nimmt den schwarz-gelben Feingeistern spürbar die Lust an der Ausübung ihres Berufes. Torhüter Weidenfeller legt den Finger in diese Wunde, indem er die fehlende Bereitschaft der Kollegen anprangert, "ein körperbetontes Spiel zu absolvieren" und den Dortmunder Fußball scharf als "viel zu labberig" charakterisiert. Einzig Kehl signalisierte mit seiner Körpersprache, dass er sich nicht gefallen lassen wollte, von seinen Widersachern derart weichgeklopft zu werden.

Es war ein verkorkster Tag, zu dem Klopp mit fragwürdigen Personalentscheidungen seinen Beitrag leistete. Seine Nibelungentreue zu Jakub Blaszczykowski nach dessen komplett missratener Hinserie überrascht umso mehr, als dass er mit Pierre-Emerick Aubameyang eine weitaus durchschlagskräftigere Alternative hätte. Und warum Julian Schieber noch immer als Alternative gilt, wenn es vorne klemmt, erschließt sich längst auch nicht mehr jedem.

Thomas Hennecke

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