Bundesliga

Raffael: "Jetzt wollen wir auch die Big Points"

Gladbach: Der Brasilianer im kicker-Interview

Raffael: "Jetzt wollen wir auch die Big Points"

Fühlt sich in Gladbach pudelwohl: Raffael.

Fühlt sich in Gladbach pudelwohl: Raffael. imago

kicker: Herr Raffael, erlebt die Bundesliga Sie so stark wie nie?
Raffael (28): Ja, das ist der beste Raffael aller Zeiten - bis jetzt zumindest. Sieben Tore nach 14 Spielen sind für mich eine super Quote.

kicker: In Ihrer effektivsten Saison in Berlin, 2009/10, standen auch sieben Treffer zu Buche, allerdings erst am Saisonende. Was macht Sie so stark?
Raffael: Ich profitiere davon, dass wir viele Chancen kreieren. So kommen die Offensivspieler automatisch häufiger zum Abschluss. Das ist es auch, was der Trainer immer von mir verlangt. Ich soll mehr in den gegnerischen Strafraum gehen. Das versuche ich umzusetzen.

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3
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kicker: Was zeichnet insgesamt Borussias brandgefährliche Offensive aus?
Raffael: Wir sind für Gegner schwer auszurechnen. Jeder von uns kann die Tore machen. Mal Max Kruse oder Juan Arango, dann wieder Patrick Herrmann oder ich. Die Abläufe auf dem Platz passen immer besser; die ganze Mannschaft hat ein Gefühl dafür, was der andere plant. Es ist nicht nur die Offensive, die funktioniert.

kicker: Weil sich auch die Defensive stabilisiert hat, wie nur zwei Gegentore in den vergangenen fünf Spielen beweisen?
Raffael: Richtig, im Moment stimmt die Balance. Wir sind gut organisiert, stehen hinten sehr sicher und bleiben vorne gefährlich.

kicker: Hat die Mannschaft auch eine gewisse Reife entwickelt?
Raffael: Der Sieg am Sonntag gegen Freiburg ist ein Beispiel dafür. Es war ein Geduldsspiel. Freiburg hat es gut gemacht, stark verteidigt und nach Ballgewinn schnell umgeschaltet. Trotzdem brachte uns das nicht aus der Ruhe. Und irgendwann fiel das Tor.

kicker: Sind Sie überrascht, wie schnell Sie nach einer Saison mit eher wenigen Einsätzen bei Dynamo Kiew und Schalke 04 in den Rhythmus gefunden haben?
Raffael: Eigentlich nicht. Bei Schalke lief es in den letzten Spielen auch schon gut, ich stand da immer in der ersten Elf. Das Problem war, dass ich nach meiner Verletzung in Kiew kaum eine Vorbereitung hatte, als ich zu Schalke gewechselt bin. Diesen Fitnessrückstand musste ich erst einmal aufholen, das hat ein bisschen Zeit benötigt.

kicker: Welche Rolle spielte es, bei der Borussia wieder auf Lucien Favre zu treffen?
Raffael: Eine entscheidende, weil ich Lucien Favre und seine Philosophie schon lange kenne. Ich weiß, wie er Fußball spielen lassen möchte. Deshalb war es nicht schwer, mich in diese gute Mannschaft einzufinden. Man spürt, dass der Großteil des Kaders schon seit ein paar Jahren zusammenspielt.

Raffael

Entspannt im Training: Raffael. imago

kicker: War der Wechsel nach Mönchengladbach also ein echter Glücksgriff?
Raffael: Alles ist perfekt: Verein, Mannschaft, Trainer, die Stadt. Und unser Kader ist fantastisch. Es macht riesigen Spaß, in diesem Team Fußball zu spielen. Ich bin glücklich und fühle mich sehr wohl.

kicker: Was bleibt aus dem Halbjahr bei Schalke hängen?
Raffael: Es war eine schöne Zeit. Sportlich konnte ich mithelfen, dass wir das Ziel, Platz vier, noch erreicht haben. Persönlich war ich glücklich, wieder nach Deutschland zurückkehren zu können.

kicker: Nach fünf Siegen in Folge: Setzt die Borussia ihre Serie gegen Schalke fort?
Raffael: Fünfmal hintereinander zu gewinnen, das ist in der Bundesliga mit dieser großen Ausgeglichenheit unter den Mannschaften wirklich extrem schwierig. Wir sind gut - aber Schalke 04 hat eine richtig starke Mannschaft. Mit Julian Draxler, Jefferson Farfan, Kevin-Prince Boateng und anderen verfügen sie über eine enorme individuelle Qualität. Ich erwarte ein enges Spiel. Einen Favoriten gibt es nicht.

kicker: Sie könnten in den Duellen mit Schalke und Wolfsburg, die beide in den Borussia-Park kommen, die Verfolger abschütteln.
Raffael: Klar, jetzt wollen wir auch die Big Points und unseren vierten Platz verteidigen. Wir wissen, dass wir mit den Heimspielen gegen Schalke und Wolfsburg die große Chance haben, unseren Vorsprung auszubauen. Auch in Mainz wollen wir punkten.

kicker: Als offizielles Saisonziel wurde ein einstelliger Tabellenplatz ausgegeben. Muss langsam nicht sogar Platz vier in der Endabrechnung ins Auge gefasst werden?
Raffael: Nach 14 Spielen brauchen über so etwas nicht zu sprechen, auch wenn wir natürlich auf einen Platz im Europapokal hoffen. Warten wir ab, wo wir vier Spieltage vor Schluss stehen. Dann können wir vielleicht irgendwelche Ziele formulieren.

kicker: Sind die Top drei zu knacken?
Raffael: Schwer, ganz schwer. Möglich ist im Fußball alles, aber normalerweise befinden sich Bayern, Leverkusen und Dortmund mit ihrer Qualität auf einer anderen Stufe.

kicker: Vor einem Jahr, als Sie bei Dynamo Kiew verletzt waren und wenig zum Einsatz kamen, half Ihnen Ihr Bruder Ronny. Sprechen Sie jetzt ihm Mut zu, weil er es in Berlin richtig schwer hat?
Raffael: Als ich Ronny nach unserem Stuttgart-Spiel vor einer Woche in Berlin besucht habe, sagte ich ihm: "Lass den Kopf nicht hängen, arbeite hart, dann geht diese Phase vorbei." Er will kämpfen. Ich hoffe, dass Ronny bald wieder der Alte ist.

kicker: Freut er sich über Ihren tollen Start in Gladbach?
Raffael: Natürlich. Er schickt mir vor und nach den Spielen immer eine SMS. Nach Toren gibt's sogar Lob: "Gut gemacht!"

Interview: Jan Lustig