Bundesliga

"Doppelfehler" Mielitz: Keeper erhält Rückendeckung

Werder Bremen ist wieder ein Bundesliga-Sorgenkind

"Doppelfehler" Mielitz: Keeper erhält Rückendeckung

"Ich muss mich bei den Fans und meinen Mitspielern entschuldigen": Sebastian Mielitz.

"Ich muss mich bei den Fans und meinen Mitspielern entschuldigen": Sebastian Mielitz. Getty Images

Dem Verlierer des Tages war es somit vorbehalten, die Parole des Abends für die Grün-Weißen auszugeben: Werder ist dort wieder angekommen, wo es in der letzten Saison mehrere Zitterwochen überstehen musste. Werder, nur vier Zähler vor der direkten Gefahrenzone in der Tabelle platziert, ist angekommen im Abstiegskampf.

Im Tennis würde man von einem Doppelfehler sprechen. Genau dies tat Keeper Mielitz, der mit zwei persönlichen Schnitzern den neuerlichen Rückschlag eingeleitet hatte: Einmal erst aus dem Tor gestürmt, dann nicht schnell genug wieder zurück zwischen die Pfosten, einmal den Ball falsch eingeschätzt in einer kuriosen Szene. "Das war nicht gut von mir", meinte Mielitz (kicker-Note 6) nach dem Schlusspfiff. "Das war spielentscheidend." Es ehrt den 23-jährigen Schlussmann, dass er sich so stellte und zu seinen Patzern bekannte wie vor Wochen der Kollege Oliver Baumann aus Freiburg. Mielitz sprach davon, dass das Leben als Torwart manchmal schwer sei: "Es tut mir leid. Ich muss mich bei den Fans und meinen Mitspielern entschuldigen."

Blöde Frage!

Thomas Eichin auf die Frage, ob nun Abstiegskampf angesagt ist in Bremen

Also nahm er den Misserfolg auf seine Kappe. Vorwürfe von den Kameraden und seinem Vorgesetzten gab es nicht. Zu einfach würde man es sich machen, so entschuldigte Assani Lukimya, der auch nicht ganz frei von Schuld durch ein miserables Stellungsspiel vor dem ersten Gegentreffer war, alles auf den Torwart abzuladen. Fehler von anderen seien auch zuvor gemacht worden: "Doch zum Schluss steht der Torwart allein da."

Eine Strategie, die auch Robin Dutt verfolgte. Der Trainer wollte Mielitz nicht an den Pranger stellen und regte so zum Nachdenken an: "Wer ist mehr zu kritisieren? Derjenige, der alleine auf den gegnerischen Torwart zuläuft und die die Chance vergibt? Oder der Torwart, der diese Fehler begeht?"

Schlechte Chancenverwertung, viele individuelle Fehler

Bei Werder stehen sie also weiterhin zur Nummer eins, der sich in dieser Serie auch enorm entwickelt und gesteigert hat. "Als Mannschaft stehen wir voll hinter Sebastian", betonte Clemens Fritz, der Kapitän, der auch die anderen Schwachpunkte im Spiel der Grün-Weißen ansprach. "Wir haben unsere Möglichkeiten nicht verwertet. Wir hatten doch heute Chancen, die normalerweise für zwei Spiele reichen."

Die ungenügende Chancenverwertung sowie auch die Häufung der individuellen Fehler in den letzten Wochen haben zum Absturz der Hanseaten geführt, die das Siegen verlernt zu haben scheinen: nur ein Dreier aus den letzten sieben Spielen, der hart umkämpfte 3:2-Erfolg im Nordderby gegen Hannover.

Viele Ansatzpunkte zur Kritik, doch die Norddeutschen schöpfen, wie gesagt, auch Hoffnung aus der dramatischen Partie gegen die Rheinhessen. "Nicht alles nun negativ zu deuten", dies regte Spielführer Fritz an, der auch viele positive Sachen entdeckt zu haben glaubt. Vor allem die Moral und der intakte Mannschaftsgeist, die Fähigkeit, sich in die schon früh vermasselte Partie gegen Mainz wieder zurückgekämpft zu haben: "Wir haben Gas gegeben und weiter an uns geglaubt." Es war dies ein eine Erkenntnis, die auch den Trainer zuversichtlich stimmt. Seine Schützlinge hätten bis zum Schluss gefightet, so Dutt. "Wir haben nicht einfach das Spiel abgeschenkt."

Ekici empfiehlt sich - Prödl vor der Rückkehr

Zum schwarzen Sonntag im Weserstadion passte die Hiobsbotschaft, die nach dem Schlusspfiff schnell die Runde machte. Felix Kroos, der aufstrebende Mittelfeldspieler aus der Sechs, zog sich einen Innenbandriss am Knie zu . Auch für ihn ist wie schon für den Kollegen Zlatko Junuzovic (Haarriss am Fußwurzelknochen im Sprunggelenk) die Hinrunde gelaufen.

Wie geht es für Werder weiter?

Weitere Personalsorgen für Dutt, der über keinen so üppigen Kader verfügt wie andere Trainer. Erfreulich ist deshalb, dass sich einer zurückmeldete, der in den letzten Wochen kaum eine Rolle gespielt hat: Mehmet Ekici, eingewechselt für Kroos, setzte Akzente und empfahl sich. Er und ein wieder genesender Sebastian Prödl (nach Muskelverletzung) sollten zeitnah ins Team rücken. Der Österreicher profitiert dabei vom Fehlverhalten seines Rivalen Lukimya.

Das Restprogramm hat es in sich

Abstiegskampf in Bremen? Die Frage galt Thomas Eichin. Dabei machte es sich der Manager zu einfach, als er so antwortete: "Blöde Frage!" Er sei nicht bereit, diese zum jetzigen Zeitpunkt zu beantworten. Dabei handelt es sich eigentlich gar nicht um den Modus der Frage- oder Möglichkeitsform. Es ist eine Tatsache, dass Werder wieder zu den Sorgenkindern der Liga zählt.

Heimspiele gegen die Top-Teams Bayern und Bayer, schwere Auswärtsaufgaben in Hoffenheim und Berlin - das Restprogramm bis zur Halbzeit hat es in sich. Wie sagte doch Pechvogel Mielitz, bezugnehmend auf die Aufholjagd gegen Mainz: "Heute hätten wir ein kleines Wunder von der Weser gebraucht." Es trifft auch auf die generelle Situation zu.

Hans-Günter Klemm

Bilder zur Partie Werder Bremen - 1. FSV Mainz 05