Bundesliga

Balitsch: "Entsorgt aus dem Nichts"

Nürnberg: Der Suspendierte hofft auf eine baldige Rückkehr

Balitsch: "Entsorgt aus dem Nichts"

Will von der Regionalliga Bayern wieder zurück in den Bundesliga-Kader des 1. FC Nürnberg: Hanno Balitsch.

Will von der Regionalliga Bayern wieder zurück in den Bundesliga-Kader des 1. FC Nürnberg: Hanno Balitsch. imago

Herr Balitsch, zwei Tage vor dem Spiel gegen Dortmund wurden Sie von Trainer Michael Wiesinger suspendiert. Was war vorgefallen?

Balitsch: Nichts. Es ist nichts vorgefallen, ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen.

Es hieß, die Maßnahme sei "aus sportlichen Gründen" erfolgt.

Balitsch: Das hat man mir auch gesagt. Aber ich hatte bis zu jenem Donnerstag auch in für den Trainer sehr wichtigen Spielen wie in Braunschweig immer von Beginn an und meist über die vollen 90 Minuten gespielt. Niemals hat der Trainer mir gegenüber Kritik an meiner sportlichen Leistung geübt, im Gegenteil: Noch eine Woche vor der Suspendierung sagte er, er sei mit mir zufrieden. Ich kann das Ganze absolut nicht nachvollziehen.

Der Gedanke liegt nahe, die sportlichen Gründe seien nur vorgeschoben. Hat es eine Auseinandersetzung mit einem Mannschaftskollegen gegeben?

Balitsch: Nicht körperlich, falls Sie das meinen. Sicher, ich bin im Trainingslager mal mit Alexander Esswein aneinandergeraten, weil er eine sehr negative Ansprache gegenüber Mitspielern hatte. Dabei bin ich auch mal laut geworden. Aber ich habe meine Aufgabe immer so verstanden, dass ich als erfahrener Spieler das Trainerteam unterstütze. Mag sein, dass ich in der einen oder anderen Situation über das Ziel hinausgeschossen bin, aber wenn man ein Problem damit hatte: Warum hat man nie mit mir darüber geredet?

Wiesinger hat in sportlichen Fragen häufig Ihre Meinung eingeholt. Hatte sich Ihr Verhältnis in dieser Saison verschlechtert?

Balitsch: Das ist ja das Groteske: Wir hatten ein sehr enges Verhältnis, und ich war bis zu jenem Donnerstag der festen Überzeugung, dass wir voll auf einer Wellenlänge liegen.

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Wie erklären Sie sich die Suspendierung selbst?

Balitsch: Ich denke, der Trainer wollte ein Zeichen für die Öffentlichkeit setzen und der Mannschaft noch einmal einen Ruck geben; wäre ein jüngerer Spieler suspendiert worden, hätte es womöglich keinen interessiert. Nur, dass es mich getroffen hat, kann ich nicht nachvollziehen.

Aber es hat geklappt: Zwei Tage danach gab's ein 1:1 gegen Dortmund.

Balitsch: Mit diesem Bezug tue ich mich schwer. Wir sind mit mir in Hoffenheim nach einem 0:2 zurückgekommen und auch bei der von allen Seiten als "mannschaftlich sehr gut" eingestuften Leistung in München war ich mittendrin statt nur dabei.

Erleben Sie derzeit die größte Enttäuschung Ihrer Karriere?

Balitsch: Von der Art und Weise, wie alles abgelaufen ist: ja. Es ist schon schockierend, wenn du aus dem Nichts heraus nicht nur auf die Bank oder die Tribüne gesetzt, sondern komplett entsorgt wirst. Es war keine schöne Zeit, und sie ist noch nicht vorbei.

Hanno Balitsch gegen Karim Bellarabi

Sein letzter Einsatz und damit der 334. Einsatz in der Bundesliga: Hanno Balitsch gegen Karim Bellarabi und die Braunschweiger Eintracht (Endstand: 1:1). picture alliance

Eine Boulevardzeitung stempelte Sie zum "größten Stinkstiefel der Liga".

Balitsch: Ja, nach der Suspendierung erfolgte eine Art medialer Hinrichtung, auch weil sich weder Michael Wiesinger noch Martin Bader in dieser Geschichte positioniert haben. Ich kann nicht nachvollziehen, dass man sich nicht schützend vor seinen Spieler stellt, wenn es doch nur sportliche Gründe gegeben haben soll. Und zum Stinkstiefel: Ich bin ein Spieler, der eine klare Meinung hat und diese auch äußert, doch ich habe dies immer intern getan, nie öffentlich. Mir wurde in Nürnberg immer gesagt, dass wir älteren Spieler die Vorstellungen der Trainer in die Mannschaft hineintragen sollen und müssen. Das habe ich versucht, und als es sportlich gut gelaufen ist, wurde dies auch stets sehr positiv aufgenommen.

Enttäuscht es Sie, dass Sie öffentlich keine Unterstützung der Mannschaft erfuhren?

Balitsch: Nein. Ich weiß auch so, dass viele die Maßnahme nicht nachvollziehen können.

Sie haben 334 Bundesligaspiele bestritten. Werden es noch mehr?

Balitsch: Ich hoffe es sehr. 334 ist schon eine tolle Zahl, und ich möchte meine Karriere anders beenden als fremdbestimmt durch einen Trainer. Deswegen ist es auch egal, wie der neue Club-Trainer heißt: Hauptsache, er holt mich wieder hoch zu den Profis.

Interview: Harald Kaiser