Bundesliga

"Bruno raus"-Rufe: Bobic erhöht den Druck

Stuttgart: Fans feiern nur die Mannschaft

"Bruno raus"-Rufe: Bobic erhöht den Druck

Sein Kredit bei vielen VfB-Fans schwindet: Trainer Bruno Labbadia.

Sein Kredit bei vielen VfB-Fans schwindet: Trainer Bruno Labbadia. picture alliance

Diese Stimmung beim Heimspiel gegen Bayer Leverkusen wollte Bruno Labbadia nicht so einfach hinnehmen. Er hatte mit seiner Aufstellung alles versucht, in der 77. Minute mit einer Einwechslung noch einmal einen Impuls setzen wollen - vergeblich. Die Fans zeigten offen ihren Unmut. "Die Trainer", sprach Labbadia also hinterher, als er auf der Presskonferenz Platz genommen hatte, "sind nicht die Mülleimer von allen."

Zehn Monate sind seit jener legendären Wutrede nach einem 2:2 gegen Leverkusen vergangen. Doch zumindest delikat ist die Stimmung in Stuttgart auch jetzt wieder, und wieder richtet sie sich einzig gegen den Trainer. Nach dem 0:1 gegen Bayer 04 am Samstag feierten die VfB-Anhänger die Mannschaft demonstrativ, während einige Labbadia mit "Bruno raus"-Rufen bedachten.

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Trainersteckbrief Labbadia
Labbadia

Labbadia Bruno

2:3 in Mainz, dazu die beiden schwachen Auftritte in der Europa League gegen Botev Plovdiv (1:1, 0:0), jetzt diese Heimniederlage: Schon früh in der Saison macht sich Ernüchterung breit im "Ländle", das in der Sommerpause noch dank des verbesserten Kaders so etwas wie Euphorie entwickelt hatte. Quo vadis, VfB?

Der Trainer hat uns gut eingestellt.

Daniel Schwaab

Gegen Leverkusen hatte Labbadia, der ohne seine verletzte Stamm-Innenverteidigung Tasci/Niedermeier auskommen musste, mit einem neuen Defensivkonzept in einem 3-4-3-System überrascht, das spätestens nach der Pause wie gewünscht funktionierte. "Der Trainer hat uns gut eingestellt", lobte Daniel Schwaab, der mit einem unglücklichen Eigentor für den Treffer des Tages gesorgt hatte. Und auch Gäste-Coach Sami Hyypiä sprach seinem Gegenüber ein "Kompliment" aus: "Gerade in der zweiten Hälfte haben sie es gut gemacht."

Viele Fans vermissen Fortschritte

Bei vielen Fans jedoch ist Labbadias Kredit aufgebraucht. Schon im Vorfeld der Saison sahen sie den Trainer in der Rolle des Mahners und Bremsers , der, so ihr Eindruck, die allgemeine Zuversicht rund um den VfB nicht mittragen wollte. Sie werfen ihm vor, dass die Mannschaft vor allem im Spiel nach vorne kaum Fortschritte zeigt, stagniert.

Auch am Samstag entfachten Ibisevic & Co. erst in der Endphase den nötigen Druck, hätten ein Remis - das sagen auch die Daten - aber durchaus verdient gehabt. Leidenschaftlich stemmten sie sich gegen die drohende Niederlage, an der richtigen Einstellung mangelte es wie schon in Mainz nicht. "Nur die Tore haben gefehlt", resümierte VfB-Keeper Sven Ulreich, der damit Labbadias Fazit stützte: "Im Spiel waren viele Sachen sehr gut, aber das Ergebnis ist natürlich schlecht."

Wie geht's weiter beim VfB?

Bobic will Punkte sehen

Und trotzdem: Punkte fehlen, wieder einmal. Auch wenn das Auftaktprogramm alles andere als dankbar war - der Druck steigt. "Irgendwann", machte Sportvorstand Fredi Bobic deutlich, "irgendwann musst du punkten. Du willst kein Lob hören, sondern Punkte holen." Bei einer dritten Liga-Niederlage am nächsten Sonntag in Augsburg könnte es ungemütlich werden. Schon das EL-Play-off-Hinspiel in Rijeka am Donnerstag gilt als richtungsweisender Stimmungstest.

Die Spieler fordern deshalb Einigkeit und Geduld. "Es nützt nichts zu sagen, es ist alles scheiße", findet Moritz Leitner, obwohl er in Dortmund mit solchen Situationen keine Erfahrungen machen musste. "Wir müssen uns da jetzt mit unseren geilen Fans herausarbeiten. Man sieht doch, dass wir fighten." Ulreich, der schon mit neun Jahren zum VfB kam, zuckte dagegen nur wissend mit den Schultern: "In Stuttgart bist du immer unter Druck."

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