Bundesliga

Eberl: "Deutsche Tugenden" fördern

Gladbach: Manager sieht Abwehrspieler der Liga skeptisch

Eberl: "Deutsche Tugenden" fördern

Blickt etwas skeptisch auf die Abwehrkräfte der Bundesliga: Gladbachs Manager Max Eberl.

Blickt etwas skeptisch auf die Abwehrkräfte der Bundesliga: Gladbachs Manager Max Eberl. picture-alliance

Aus dem Vfl-Trainingslager in Rottach-Egern7Tegernsee berichtet Jan Lustig

Die Fohlen, bundesweit geschätzt für ihre hervorragende Jugendarbeit, bilden ausgezeichnete Spieler aus. Aber anders als zu Zeiten eines Marcell Jansen fehlen aktuell hochqualifizierte Verteidiger, speziell in der Innenverteidigung.

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Bor. Mönchengladbach - Vereinsdaten
Bor. Mönchengladbach

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01.08.1900

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Schwarz-Weiß-Grün

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Im Trainingslager in Rottach-Egern schnuppert als Nachwuchskraft Joel Mero rein. Doch auch der 18 Jahre alte Innenverteidiger wurde aus dem Ausland dazugeholt - der Finne, der wegen Sprunggelenksproblemen eine Zwangspause einlegen musste, kam für 200 000 Euro vom FC Lahti und soll in der nächsten Saison Borussias U 23 verstärken.

kicker: Herr Eberl, quälen die Borussia Nachwuchssorgen bei den Verteidigern?

Max Eberl (39): Ich weiß nicht, ob das ein spezielles Problem der Borussia ist.

kicker: Ein generelles in Deutschland?

Eberl: Aus meiner Sicht haben wir in den vergangenen Jahren eine super Entwicklung im deutschen Nachwuchs genommen. Es kommen sehr viele Talente oben an. Aber: Mit guten Innen- und Außenverteidigern sind wir nicht so reichlich gesegnet wie mit Kreativspielern. Das gilt für Gladbach und andere Vereine. Ich will auch gar nicht die Ausbildung an sich kritisieren oder etwas fordern. Ich stelle nur fest, dass wir in meinen Augen in diesem Bereich Verbesserungspotenzial haben. Wir sollten das Augenmerk wieder darauf richten, auch gute Defensivspieler zu entwickeln. Die die fußballerische Komponente mitbringen. Aber auch die notwendige Härte, was Zweikämpfe und Toreverhindern betrifft. Daran wollen wir bei Borussia wieder verstärkt ansetzen.

kicker: Schaut man zu sehr danach, dass die Verteidiger in der Spieleröffnung glänzen, einen weiten Diagonalpass mit beiden Füßen spielen können anstatt das Originäre, also das kompromisslose Verteidigen, zu fördern?

Eberl: Es geht meiner Meinung nach darum, das Elementare bei der Ausbildung von Verteidigern wieder zu fördern. Die oft zitierten 'deutschen Tugenden'. Körperliche Robustheit, taktisches Geschick, Antizipation zum Beispiel - und natürlich auch das Fußballerische. Beim Konzentrieren auf die Kreativität ist das in den vergangenen Jahren vielleicht zu wenig berücksichtigt worden. Wir brauchen im Abwehrzentrum nicht immer nur den Quarterback; es muss die Aufgabe bleiben, Tore zu verhindern.

kicker: Welchen Spieler hätten Sie als Art Musterbeispiel im Kopf?

Dante macht es sachlich, einfach - und im Zweikampf ist er unheimlich präsent.

Max Eberl

Eberl: Dante etwa wäre so jemand. Er hat ein gutes Aufbauspiel, ohne dass er die brillanten Bälle spielt. Dante macht es sachlich, einfach - und im Zweikampf ist er unheimlich präsent. Er spielt intelligent, weiß, wohin er zu gehen hat. Und er verfügt über die nötige Kopfballstärke.

kicker: Deutschland das Land der Kreativspieler?

Eberl: Nach den Özils, Götzes und anderen leckt man sich im Ausland die Finger. Wir haben eine Fülle an hervorragenden Kreativspielern. Wir müssen nur aufpassen, dass wir in Deutschland nicht die Entwicklung verpassen. Spanien macht es vor. Da stehen nicht nur gute Fußballer auf dem Rasen. Es gibt auch die aggressiven Charaktere, die auf dem Platz wichtig sind.