Bundesliga

"Papas" kann alles

Dortmund: Sokratis freut sich auf Bundesliga-Start

"Papas" kann alles

Fiebert dem Bundesliga-Start entgegen: Sokratis.

Fiebert dem Bundesliga-Start entgegen: Sokratis. imago

Sokratis genießt dieser Tage die südliche Sonne in seiner griechischen Heimat. Der Familienmensch Sokratis Papastathopoulos, auch "Papas" genannt, besucht gern die Heimat und insbesondere seinen Geburtsort: Kalamata, die Kapitale der Region Messenien auf der Peloponnes. "Hier kann ich am besten ausspannen", sagte er im Gespräch mit dem kicker. Dabei wird zugleich eine Mischung aus Vorfreude und Ungeduld deutlich, mit der der Neu-Dortmunder dem Bundesliga-Start entgegenfiebert: "Ich kann kaum erwarten, dass es losgeht. Ich freue mich auf den Fußball, Borussia, die neue Saison."

Sokratis freut sich auf Dortmund und weiß um die Konkurrenz

Der 25-Jährige hat wegen seiner Nationalelf-Verpflichtungen noch Sonderurlaub und wird erst am kommenden Montag in Westfalen erwartet. Der Grieche startet demnach nur mit einer fünftägigen Verspätung in die Vorbereitung und macht somit beim Vizemeister fast den kompletten Übungsbetrieb mit. Anders als im Vorjahr, als er wegen der EURO erst spät einstieg, was ihm Fitness und Stehvermögen in der nicht so optimal gelaufenen Hinrunde raubte. "Ich hoffe, dass ich daher keine Anlaufschwierigkeiten habe", so der ehrgeizige Newcomer, der weiß, dass in Dortmund ein anderer Wind weht.

Der Kader des BVB ist zweifellos stärker besetzt als der von Werder Bremen, seinem bisherigen Arbeitgeber. Beim SVW war Sokratis gesetzt, in Dortmund muss er sich erst noch beweisen, will das auch machen: "Ich will einen Platz in der ersten Elf." An Selbstvertrauen fehlt es ihm jedenfalls nicht. Beim AC Mailand habe er gelernt, "was Druck im Berufsfußball bedeutet", blickt Sokratis auf seine Zeit beim italienischen Spitzenklub zurück. Damals konnte er sich gegen Größen wie Alessandro Nesta und Thiago Silva nicht durchsetzen und wechselte schließlich in die Bundesliga.

Dort ging es bergauf. Der ehrgeizige Innenverteidiger, der mit 20 Jahren bei AEK Athen der jüngste Kapitän in der Vereinsge­schichte war, etablierte sich als Innenverteidiger in Bremen. Seinen Traum von der Champions League konnte er sich während seines zweijährigen Engagements an der Weser aber nicht erfüllen. Also wechselte er nach Dortmund und nicht nach Leverkusen, was er als "nächsten Schritt in der Karriere und richtigen Entschluss" bewertet. "Ich habe mich Bayer gegen­über korrekt verhalten", konterte der 8,5 Millionen Ablöse plus er­folgsabhängige Sonderzahlungen kostende Profi die aufgekommene Kritik vom Rhein.

Taktiker, Diplomat, vielseitig und "Messis Schatten"

Bei der WM 2010 schaltete Sokratis Superstar Messi (re.) aus

Sternstunde: Bei der WM 2010 schaltete Sokratis Superstar Messi (re.) aus. imago

Sokratis bewies in Bremen sowohl taktisches Verständnis als auch diplomatische Fähigkeiten. So empfahl er "durch die Blu­me" eine andere Defensivtaktik und plädierte für eine Doppel-Sechs, um die Gegentor-Flut einzudäm­men - dabei verzichtete er auf offene Kritik an seinem damaligen Trainer Thomas Schaaf, der zu jener Zeit längst nicht mehr unumstritten war. Schaaf empfand Sokratis' Überlegungen als Anregun­gen und stellte um: zwei defensive Mittelfeldspieler, Werder stand kompakter und schaffte am Ende den Klassenerhalt.

In Dortmund weckte er allerdings wegen seiner sportlichen Qualitäten Interesse. Gerade seine Vielseitigkeit macht ihn so wertvoll. Beim BVB gilt er als idealer Defensivallrounder, der in der Innenverteidigung als Back-up für Mats Hummels oder Neven Subotic eingesetzt werden kann, zugleich aber auch ein exzellenter Ersatz für den noch angeschlagenen Lukasz Piszczek ist. Rechtsver­teidiger? Sokratis kann es spielen, hat es gespielt, bei Werder und dif­ferenzierter in Genua und Mailand, wo er den rechten Außenpart in der italienischen Variante der Dreierrei­he verkörperte. "Innenverteidiger" bezeichnet der Rechtsfuß dennoch unumwunden als seine Lieblings­position, um dann sofort seinen Lieblingssatz folgen zu lassen, um Jürgen Klopp nicht zu brüskieren: "Ich spiele da, wo der Trainer mich hinstellt."

Ohnehin hört Sokratis auf seine Trainer und ist stets darum bemüht, deren Anweisungen umzusetzen. So war es auch bei der WM in Südafrika, als ihn der damalige griechische Nationaltrainer Otto Rehhagel im Spiel gegen Argentinien zum "Kettenhund" von Lionel Messi auserkor. Argentinien gewann zwar 2:0, doch nicht dank Messi. Dieser wurde von Sokratis völlig aus dem Spiel genommen. "Mes­sis zweite Haut", schrieb die Süd­deutsche Zeitung damals über den Ex-Bremer. Es war wohl seine Sternstunde, das bisher beste Spiel seiner Karriere. Damals wurde alles deutlich, was das Kraft­paket ausmacht: fa­mose Mentalität, herausragende Qualitäten im Kampf gegen den Mann, stark im Kopfball. "Papas" kann alles.