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Schaaf: Das Aus im Sommer?

Bremen: Nur noch ein Coach auf Bewährung

Schaaf: Das Aus im Sommer?

Thomas Schaaf kann den Grusel-Fußball seiner Elf gegen Wolfsburg kaum mehr mit ansehen.

Thomas Schaaf kann den Grusel-Fußball seiner Elf gegen Wolfsburg kaum mehr mit ansehen. Getty Images

Am Morgen danach herrschte Sprachlosigkeit vor. Thomas Schaaf wollte nichts sagen, die dreiköpfige Geschäftsführung war abgetaucht, Tino Polster, der Mediendirektor vor Ort, konnte nur allgemeine Auskünfte geben. Vieles blieb nebulös rund um das Weserstadion, bis ein Bericht aufschreckte. Klaus-Dieter Fischer, der Altmeister in der Führung, der als Schaafs Schutzpatron gelte, so stand geschrieben, habe dem neuen Manager Eichin die Erlaubnis erteilt, den Trainer zu entlassen.

"Eine Unverschämtheit", kommentierte Fischer. In der Werder-Führung gebe es keine Alleingänge. "Wir entscheiden gemeinsam." Auch Eichin, in den Rang des Vollstreckers erhoben, sprach von "völligem Blödsinn". Und beide Werder-Oberen formulierten gleichlautend: "Der Trainer steht nicht zur Diskussion."

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Ein Bekenntnis, bezogen auf das Wochenende. Keinesfalls ein Treueschwur, bezogen auf diese Restsaison oder gar die bis 2014 terminierte Vertragslaufzeit. Schaaf bleibt seit dem Desaster gegen Wolfsburg, diesem sportlichen Offenbarungseid mit 90-minütigem Grusel-Fußball, nur noch ein Coach auf Bewährung. Das sich noch annehmbar ausnehmende Polster von fünf Punkten zum Relegationsplatz rettet das seit 1999 tätige Urgestein vorläufig. Was am nächsten Spieltag wird, was wird, wenn der Abstand sich dramatisch reduzieren würde, bleibt offen. Erst recht, was im Sommer geschehen könnte.

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Nach kicker-Informationen zeichnet sich eine Trennung von Schaaf ab. Ziel des Plans: die Serie mit Anstand und ohne den Kollaps des zweiten Abstiegs aus der Erstklassigkeit nach 1980 zu Ende zu bringen, um dann den kompletten Neuanfang zu wagen. Ein neues Werder mit Eichin und einer völlig neuen Truppe, ohne Allofs, ohne Schaaf. Ein neues Zeitalter steht bevor.

"Wir haben uns besprochen, mit dem Trainer", bestätigte Eichin eine Sitzung nach Spielende. "Die Lage muss analysiert werden, in aller Ruhe." Dass dabei über den Ausweg aus der monatelangen Krise debattiert worden ist, ergibt sich von selbst. Das am Sonntag verbreitete offizielle Dementi Werders zielte vielsagend mehr auf Formalien denn auf den Inhalt.

Verwirrung hatte Schaaf persönlich ausgelöst, als er nach dem Schlusspfiff ins Sky-Mikrofon diese interpretationsfähigen Worte sagte: "Wenn ich hier im Weg stehen sollte, dann trete ich beiseite." Ein nur scheinbares Rücktrittsgesuch des Fußballlehrers, der auf Nachfrage verdeutlichte, dass er nicht gedenke, das Handtuch zu werfen. "Ich versuche, meinen Job gut zu machen. Alles andere habe ich nicht zu beurteilen." Frage: Wer dies tun könne, die Geschäftsführer? Antwort: "Wer denn sonst?"

"Selbst wenn es so wäre, würde ich es hier nicht äußern."

Thomas Eichin auf die Frage, ob sich die Geschäftsführung Gedanken über den Trainer mache

Wenige Meter entfernt stellte sich Eichin. Frage: Macht sich die Geschäftsführung Gedanken über den Trainer? Antwort: "Selbst wenn es so wäre, würde ich es hier nicht äußern." Erwiderung auf die Erkundigung, ob Werder mit Schaaf in die 2. Liga ginge: "Die Frage kann ich nicht beantworten."

Zwar strich der neue Mann auch Schaafs Qualitäten und dessen Arbeit heraus, doch als Rückendeckung für den Coach war dies nur schwerlich zu interpretierten, zumal es hieß: "Ich muss sehen, wie der Trainer arbeitet und die Mannschaft es umsetzt. Heute hat sie es nicht gut umgesetzt."

Mitunter kommt es auf Zwischentöne an. Allofs hatte stets von "Wir" geredet: er und Schaaf. Eichin bevorzugt die Ich-Form. Vorgänger Allofs fühlte bei der Rückkehr nach Bremen "eine seltsame Stimmung". Nicht nur wegen der Abstiegsangst, die Eichin zugab: "Ja, ich mache mir Sorgen nach dieser Leistung heute."

Hans-Günter Klemm