Bundesliga

Ein neues Stadion für Nürnberg - passt das?

Rainer Holzschuh dreht den Scheinwerfer

Ein neues Stadion für Nürnberg - passt das?

kicker-Herausgeber Rainer Holzschuh

kicker-Herausgeber Rainer Holzschuh

Martin Bader ist ein hochgeachteter Mann in Nürnberg. Was der Sportchef des FCN im letzten Jahrzehnt aus dem einst unglaublich wankelmütigen "Club" geschaffen hat, ist trotz des Abstiegs-Ausrutschers nach dem Pokalsieg (anscheinend die Nürnberger Spezialität nach einem großen Erfolg) durchaus sehenswert. Mit wenig finanziellen Mitteln, mit viel Kreativität hat er den früheren "Fahrstuhl-Verein" in ein gesichertes Bundesliga-Umfeld gesteuert und darüber hinaus auch die Strukturen entscheidend verbessert. Aktuell allerdings wagt er sich mit einem Plan hervor, der ihm in Stadt und Umland reichlich Kopfschütteln beschert: Bader hält das Stadion für nicht mehr wettbewerbstauglich und will es komplett ersetzen. Im Angesicht der nicht mal zehn Jahre alten Renovierung und aktuell leerer Nürnberger Haushaltskassen mag dies auf den ersten Blick völlig überzogen und weltfremd sein; zumindest sehen dies alle Stadtväter so oder ähnlich. Und dennoch ist Baders Vorstoß aus seiner Sicht nicht nur verständlich, sondern im Angesicht des einkalkulierten Gegenwinds ungemein mutig.

Das Stadion, aufgrund von Vorgaben des Denkmalschutzes sehr kompliziert und sehr teuer konzipiert, hinkt bezüglich Komfort, Atmosphäre (Aschenbahn!), den geldbringenden Business-Sitzen und Logen meilenweit hinter allen modernen deutschen Stadien her. Unter diesen Voraussetzungen ist ein realistischer Vorstoß der Nürnberger in die internationalen Ränge dauerhaft kaum denkbar; finanziell wird man im Gegenteil Jahr für Jahr auf einer Ebene mit den Abstiegskandidaten stehen. Ob die Machbarkeitsstudie, die Bader in Auftrag gegeben hat, und die ganz entscheidend auf Finanzierbarkeit ohne jegliche öffentliche Mittel fußt, seine Pläne auch nur ein Stück weiterbringt oder nicht, wird man sehen. Alleine jedoch die Initiative ergriffen zu haben, zeugt von der Weitsicht und dem Verantwortungsbewusstsein eines Mannes, der nicht auf sein Image im Visier der öffentlichen Meinung schaut, sondern im rauen Bundesliga-Geschäft Visionen hegt.