Bundesliga

Mehrheit fürs Sicherheitskonzept

St. Pauli droht mit Ablehnung

Mehrheit fürs Sicherheitskonzept

"Für einen fanfreundlichen Fußball": Viele Fans, wie hier in Hannover, lehnen das DFL-Konzeptpapier ab.

"Für einen fanfreundlichen Fußball": Viele Fans, wie hier in Hannover, lehnen das DFL-Konzeptpapier ab. Getty Images

Fußball-Deutschland schaut heute nach Frankfurt: Wie gehen die Vertreter der Vereine und Kapitalgesellschaften der DFL auf der Mitgliederversammlung mit dem umstrittenen Sicherheitskonzept um? Nach kicker-Recherchen wird weit mehr als die Hälfte der Erst- und Zweitligisten den überarbeiteten Empfehlungen der "Kommission Stadionerlebnis" zustimmen. Der Tagesplan sieht so aus: Ligachef Dr. Reinhard Rauball wird um 11 Uhr die Versammlung in Frankfurt-Niederrad eröffnen, anschließend soll rund drei Stunden diskutiert werden. Eine Eintscheidung wird frühestens für 14.30 Uhr erwartet.

Am vergangenen Freitag hatten sich die Fan- und Sicherheitsbeauftragten der 36 DFL-Klubs bei einem Treffen noch einmal mit den vorliegenden 16 Anträgen befasst. "Es gibt ein paar Punkte, die zumindest kritisch zu beäugen sind", erklärte Hannovers Manager Jörg Schmadtke.

Zweitligist FC St. Pauli droht gar mit einer Ablehnung des geplanten Konzepts und fordert einen neuen Termin für das heute geplante Votum. Wie der Klub am Dienstagabend mitteilte, haben die Hamburger bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) einen Antrag auf Verschiebung der Abstimmung gestellt und sprechen sich für die kurzfristige Bildung einer Kommission aus, in die unter anderem Fanvertreter einbezogen werden sollen. Diese seien "nicht in einem erforderlichen Umfang" an dem bisherigen Prozess beteiligt gewesen.

Entscheiden wird sich alles damit, wie die Fans in Zukunft behandelt werden.

Michael Gabriel, Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte

Im allgemeinen besteht der größte Diskussionsbedarf über die Begrenzung von Ticketkontingenten für Gastvereine und die Form von Eingangskontrollen. Zu diesen beiden Themen wollen einzelne Klubs am Mittwoch weitere Änderungsanträge stellen. Die Vorschläge gehen dahin, "zusätzliche Sicherheitsbereiche nur bei begründetem Verdacht" zu installieren und so genannte Vollkontrollen ausschließlich die Polizei durchführen zu lassen.

In einer Pressemitteilung vom Montag ging auch die "Arbeitsgemeinschaft Fananwälte" explizit auf diese beiden Punkte ein. "Die mit 'Vollkontrollen' gemeinten Ganzkörperkontrollen, also Nacktkontrollen, sind (auch dann wenn ein 'schützendes' Zelt aufgestellt wird) schlichtweg rechtswidrig", heißt es in der Erklärung. Was die Begrenzung von Ticketkontingenten für Auswärtsfans betrifft, sei zudem zu befürchten, "dass Vereine allein deshalb ein 'Risikospiel' ausrufen, um für die eigenen Fans mehr Karten verkaufen zu können. Dadurch ist der Willkür Tür und Tor geöffnet."

Der Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte, Michael Gabriel, betonte, mit dem überarbeiteten Papier "Sicheres Stadionerlebnis" seien "positive Signale angekommen". Damit gingen die aktiven Fans "konstruktiv" um. Dass die Kurven auf Krawall gebürstet sein werden, wenn die Liga ihr Konzept verabschiedet, befürchtet Gabriel daher nicht. Er erwartet, dass der intensive Dialog zwischen Vereinen und Fans über einzelne vertagte Punkte weitergeht. "Entscheiden wird sich ohnehin alles damit, wie die Fans in Zukunft behandelt werden."