Bundesliga

"Mich bringt überhaupt nichts aus der Ruhe"

Düsseldorf: Interview mit Norbert Meier

"Mich bringt überhaupt nichts aus der Ruhe"

"Die Mannschaft muss sich nicht kleiner machen als sie ist": Fortunen-Coach Norbert Meier.

"Die Mannschaft muss sich nicht kleiner machen als sie ist": Fortunen-Coach Norbert Meier. imago

Herr Meier, wie bewerten Sie die zuletzt sieben Punkte nach dem Tief trotz vieler Ausfälle?

Norbert Meier: Wir haben in der englischen Woche optimal gepunktet. Diese Woche hat den Zusammenhalt und die innere Ruhe gezeigt, die hier herrscht. Dass man nicht in Aktionismus verfällt. Dass man sich der Situation bewusst ist, sich nicht vom guten Start hat blenden lassen.

Was hätten Sie gesagt, wenn man Ihnen vor der Saison 18 Punkte nach 15 Spielen vorausgesagt hätte?

Meier: Ich habe ja nicht in den Tenor eingestimmt, dass wir Abstiegskandidat Nummer eins sind. Wir hätten ja auch sagen können: Wir spielen gar nicht mit. Es ist ein Spagat zwischen erfolgreich sein, Dinge gut zu verarbeiten und negative Ergebnisse nicht dazu führen zu lassen, dass dein Selbstbewusstsein in die Hose geht. Das lebe ich vor: Dass mich überhaupt nichts aus der Ruhe bringen kann.

Trainersteckbrief Meier
Meier

Meier Norbert

Fortuna Düsseldorf - Vereinsdaten
Fortuna Düsseldorf

Gründungsdatum

05.05.1895

Vereinsfarben

Rot-Weiß

mehr Infos
Fortuna Düsseldorf - Die letzten Spiele
VfL Bochum Bochum (H)
5
:
6
i.E.
VfL Bochum Bochum (A)
0
:
3

Sind Sie gar nicht überrascht?

Meier: Wir sind in keinem Spiel der Favorit. Aber die Mannschaft muss sich nicht kleiner machen als sie ist. Wir sind nicht durch ein Freilos in die 1. Liga gekommen, sondern haben uns das sportlich erarbeitet.

Die Erstligatauglichkeit wird immer wieder diskutiert. Was halten Sie von der These, dass Ihr Kader der schwächste der Liga ist?

Meier: Ich muss dazu nichts sagen. Es gibt auch respektvolle Äußerungen. Mein Freiburger Kollege Streich hat gesagt: Fortuna ist im Spiel gegen den Ball mit am besten. In der Branche wird das anerkannt. Dass die Mannschaft auch Fußball spielen kann, hat sie gezeigt.

Sie haben vom "Klub der Gestrandeten" gesprochen. Ist das ein entscheidender Faktor für die erstklassige Mentalität der Mannschaft?

Meier: Den Spruch habe ich mehr auf mich und den Verein gem&#252;nzt. Man muss manchmal Umwege gehen. Meiner war selbst verschuldet. Ich w&#228;re vielleicht noch heute Trainer in Duisburg <i>(Meier wurde 2005 nach einem Kopfsto&#223; gegen K&#246;lns Albert Streit entlassen, Anm. d. Red.). </i>

Auf Ihre Spieler trifft der Spruch aber auch zu &amp;#x2026;

Meier: &amp;#x2026; aber in einem anderen Ma&#223;e. Viele haben nie 1. Liga gespielt. Wir waren auch nicht in der Lage, Spieler zu verpflichten, die das h&#246;chste Niveau in der 2. Liga dargestellt haben. Die k&#246;nnen wir nicht bezahlen. Die aus der 1. Liga dazugekommen sind, waren keine Stammspieler. Das muss man zusammenf&#252;hren, dass dieser Hunger da ist, und als Team funktionieren.

Wenn Fragen Nonsens sind, sage ich das auch.

Norbert Meier

Ist Platz 13 mit dieser Mannschaft normal oder eine Sensation?

Meier: Wenn wir den Klassenerhalt schaffen, h&#228;tte diese Mannschaft Gro&#223;es geleistet.

Anders als der Frankfurter Erfolg wird der Fortunas nicht bundesweit gefeiert. St&#246;rt Sie das?

Meier: Nein. Leute aus der Branche k&#246;nnen unsere Leistung aber sehr gut einordnen. Deswegen bin ich sehr entspannt, was das anbelangt.

Sie kommen oft skeptisch, verkniffen r&#252;ber. Dabei hei&#223;t es, Sie h&#228;tten viel Sinn f&#252;r Humor.

Meier: Ich sehe mich nicht als verkniffen. Ich habe eine ganz gro&#223;e Portion Humor. Aber ich muss das nicht jedem beweisen.

Keine Ambition, sich ein Positiv-Image zu erarbeiten?

Meier: Ich habe ja kein Negativ-Image. Bei mir kann man sicher sein, dass ich klar sage, was Sache ist. Wenn Fragen Nonsens sind, sage ich das auch. Ich muss nicht Everybody&apos;s Darling sein. Ich muss mir f&#252;r mein Image keine Lachfalte schminken. Man soll das bewerten, was abgeliefert wird. Das war in den letzten viereinhalb Jahre ja nicht so unerfreulich.

Interview: Stephan von Nocks