Bundesliga

"Vielen geht es schlechter als uns"

Augsburg: Manager Rollmann im Interview

"Vielen geht es schlechter als uns"

Möchte trotz der Nackenschläge für eine positive Stimmung sorgen: Jürgen Rollmann.

Möchte trotz der Nackenschläge für eine positive Stimmung sorgen: Jürgen Rollmann. imago

kicker: Herr Rollmann, müssen sich Klubs wie der FCA oder Fürth einfach damit abfinden, dass es für die 1. Liga nicht reicht?

Jürgen Rollmann: Wenn man sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt damit abfindet, dann reicht es nicht. Wir haben uns aber noch lange nicht damit abgefunden.

kicker: Was ist schlimmer? Gut spielen und verlieren? Oder schlecht spielen und verlieren?

Rollmann: Letzteres - gute Spiele werden auf Strecke belohnt.

kicker: Als was sind Sie mehr gefordert? Als verständnisvoller Ratgeber oder als harter Krisenmanager?

Rollmann: In beiden Bereichen - Details erspare ich mir aber.

kicker: Welche Profi-Erfahrung hilft Ihnen momentan am meisten?

Rollmann: Die Erfahrung aus dem "normalen" Leben: Es geht vielen Menschen schlechter als uns. Wir spielen nur Fußball, werden fürstlich dafür bezahlt. Ärger und Frust nach Niederlagen sind verständlich. Aber es ist von Profis nicht zu viel verlangt, den Arsch wieder hochzukriegen und mit Zorn und Leidenschaft ins nächste Spiel zu gehen, um zu gewinnen. Und auch an die fantastischen Fans zu denken, die die Mannschaft nach dem 1:3 gegen Dortmund mit Standing Ovations verabschiedet haben. In Frankfurt sind wieder viele dabei, die viel Geld bezahlen, um die Mannschaft zu unterstützen, die sich freuen, in der 1. Liga dabei sein zu dürfen. Diese Freude muss man jedem Spieler und dem Trainerteam bei jedem Spiel anmerken.

kicker: Jetzt fällt auch noch Simon Jentzsch wegen einer Fingerblessur bis zur Rückrunde aus.

Rollmann: Sie vergessen Verhaegh, Reinhardt, Philp, Koo, Mölders, Callsen-Bracker, Bah, Sio und Moravek, die es auch schon erwischt hat. Es spricht für den Teamgeist, dass diese Ausfälle weitgehend kompensiert werden konnten - und für den Trainer, der nicht gejammert, sondern das Beste daraus zu machen versucht hat.

kicker: Düsseldorfs Ex-Keeper Michael Ratajczak trainierte zur Probe mit. Kann ein arbeitsloser Torwart dem FCA weiterhelfen?

Rollmann: Jede Mannschaft braucht drei spielfähige Torhüter. Ratajczak ist voll im Training und ein bewährter Torhüter.

kicker: Sie stärken Markus Weinzierl demonstrativ.

Rollmann: Ich stärke ihn nicht demonstrativ, sondern reaktiv, weil mir dementsprechende Fragen gestellt werden.

kicker: Walther Seinsch, der Vorstandsvorsitzende des FCA, hält sich momentan öffentlich stark zurück. Aus Überzeugung oder müssen Sie ihn beruhigen?

Rollmann: Er ist ein ganz erfahrener Manager und muss nicht 23 Spiele vor Saisonschluss beruhigt werden. Wir machen uns gemeinsam intensiv Gedanken, wie wir die Mannschaft und das Trainerteam stärken, die Stimmung auch nach Nackenschlägen positiv gestalten und den Klassenerhalt gemeinsam schaffen können.