Bundesliga

"Flugparaden? Da ist viel Schauspielerei dabei"

Leverkusen: Keeper Leno im kicker-Interview

"Flugparaden? Da ist viel Schauspielerei dabei"

Zieht das "sachliche Spiel" vor: Leverkusens Schlussmann Bernd Leno (l.), hier im Heimspiel gegen Gladbach.

Zieht das "sachliche Spiel" vor: Leverkusens Schlussmann Bernd Leno (l.), hier im Heimspiel gegen Gladbach. picture alliance

kicker: Platz sechs mit elf Punkten. Ihre Zwischenbilanz, Herr Leno?

Bernd Leno: Das ist okay, aber es war mehr drin. Gegen Gladbach (1:1, Anm. d. Red.) und vielleicht auch gegen den VfB (2:2) hätten wir gewinnen können.

kicker: Was fehlt noch?

Leno: Von der Leistung her müssen wir zulegen. Es wäre gut, mal eine Serie zu starten: drei, vier Siege. Wenn nicht, wird es ganz schwer, in die Champions League zu kommen - und da will ich wieder hin. Doch dafür müssen wir mehr Konstanz zeigen. Das müssen wir in den Griff kriegen.

kicker: Was meinen Sie genau?

Leno: Es gibt Phasen, da sind wir unkonzentriert. Wir müssen über Wochen, Monate, ja die ganze Saison konstant Leistung bringen, denn die Bayern, Dortmund und Schalke sind sehr gut aufgestellt.

kicker: Wie stehen die Chancen, unter den ersten vier zu landen?

Leno: Das wird auf jeden Fall schwierig, aber unmöglich ist es nicht. Bis auf das Spiel in Dortmund (0:3) waren wir immer die bessere Mannschaft. In Frankfurt (1:2) haben wir versäumt, das zweite Tor zu machen. So etwas sollte nicht mehr passieren. Denn das sind die Punkte, die vielleicht am Ende fehlen.

kicker: Wie passt das neue System?

Leno: Das System passt. Auch in Stuttgart haben wir das Spiel kontrolliert, waren eigentlich die bessere Mannschaft, wie in Trondheim, wie gegen Fürth, Augsburg und Gladbach. Aber vorne hat uns die letzte Durchschlagskraft gefehlt, der letzte Zug, unbedingt das Tor zu machen.

kicker: Ist die Mannschaft defensiv stabiler als vergangene Saison?

Leno: Das würde ich schon sagen. Letzte Saison hatten wir viele Spiele, in denen ich sehr viel zu tun hatte. Jetzt lassen wir nicht mehr so viele Chancen zu. Letztes Jahr hatten wir Spiele, in denen wir gewackelt haben, und haben gegen kleinere Mannschaften viele Tore kassiert.Da waren die Abstände zu groß zwischen den Mannschaftsteilen. Jetzt können sich die Gegner nicht so leicht durchspielen.

Es ist ja nicht so, dass ich nur hinten drin stehe und Kaffee trinke...

Bernd Leno

kicker: Freut Sie das, oder sind Sie Leidtragender, weil Sie nicht mehr so leicht glänzen können?

Leno: Es ist schwieriger zu glänzen, wenn man nur wenige Aktionen hat. Das stimmt. Das ist schwierig von der Konzentration her. Aber es ist ja auch nicht so, dass ich nur hinten drin stehe und Kaffee trinke...

kicker: Nach dem Hype um Sie ist es jetzt viel ruhiger geworden.

Leno: Ich komme damit gut zurecht. Wenn man als 19-Jähriger in die Liga kommt, viel Geld gekostet hat, wird alles gelobt. Hat man 40 Spiele gemacht, wird alles als normal angesehen. Das ist jetzt halt Standard.

kicker: Für Sie kein Problem, weniger in den Schlagzeilen zu stehen?

Leno: Nein, die öffentliche Wertschätzung spielt für mich nicht so eine Rolle. Bei Torhütern wird oft das Spektakuläre höher bewertet. Wenn der Torwart die Beine hochzieht, sagen viele: überragend gehalten! Da ist auch viel Schauspielerei dabei. Aber ich werde jetzt nicht durch den Sechzehner fliegen und Showparaden machen. Das ist nicht meine Art. Ich bleibe bei meinem sachlichen Spiel.

Interview: Stephan von Nocks