Bundesliga

"Wir reden doch nichts schön"

Bremen: Junuzovic im kicker-Interview

"Wir reden doch nichts schön"

Starker Start: Werders Zlatko Junuzovic überzeugt bisher.

Starker Start: Werders Zlatko Junuzovic überzeugt bisher. picture alliance

kicker: Was ist der Unterschied zwischen der österreichischen Nationalmannschaft und Werder Bremen, Zlatko Junuzovic?

Junuzovic: Ich sehe keinen.

kicker: Richtig, Austria erhält Komplimente, wie gegen Deutschland, kann aber nicht gewinnen, Werder wird in der Liga mit Lob überschüttet, holt aber wenig Punkte.

Junuzovic: Genau, beide Teams haben sich sehr gut entwickelt. In der Nationalelf haben wir mit Marcel Koller an Struktur und Taktik gewonnen. Leider ist uns das "kleine Wunder" gegen die deutsche Elf nicht gelungen. Bei Werder ist es ähnlich. Wir haben eine tolle Entwicklung genommen. Jetzt müssen nur noch die Erfolge kommen.

kicker: Steht Werder gegen Stuttgart unter einem besonderen Zwang?

Junuzovic: Generell in Heimspielen, mit der Schubkraft unserer Fans und mit unserem neu gewonnenen Selbstvertrauen, gehen wir auf drei Punkte. Erst Stuttgart, dann die Reise nach Freiburg, es sind richtungsweisende Spiele.

kicker: Was muss Werder ändern, damit die Erfolge kommen?

Junuzovic: Gar nichts, wir müssen so weiterspielen, unsere Philosophie verfolgen. Der Weg stimmt. Und er wird über kurz oder lang auch zu Erfolgen führen.

kicker: Stimmen Sie nun in die Lobhudelei ein, die jüngst Ex-Profi Dieter Burdenski kritisiert hat. "Budde" warnt, alles rosarot zu malen.

Junuzovic: Ich habe es auch gelesen. Diese Gefahr sehe ich nicht. Bei uns gibt es keine Spieler, die sich selbstgefällig zurücklehnen. Wir reden doch nichts schön. Wir wollen in jedem Spiel etwas erreichen. Diese Werder-Elf ist geerdet. Sie kann sowohl mit Lob als auch mit Kritik umgehen.

Wir sind alle hungrig, wollen den Erfolg. Es herrscht eine Superstimmung.

Zlatko Junuzovic

kicker: Schlechte Chancenverwertung und die Unerfahrenheit im jungen Team - die Gründe für das noch nicht so effiziente Spiel?

Junuzovic: Es stimmt, dass wir vor dem Tor kaltschnäuziger werden und unsere Chancen nutzen müssen. Die Unerfahrenheit wird ausgeglichen durch das Klima in der jungen Truppe. Wir sind alle hungrig, wollen den Erfolg. Es herrscht eine Superstimmung.

kicker: Anders als in der Vorsaison?

Junuzovic: Ja, ein gravierender Unterschied zum Frühjahr. Das Mannschaftsklima ist besser.

kicker: Besser spielt auch Zlatko Junuzovic: Sind Sie nun angekommen bei Werder?

Junuzovic: Ich brauchte natürlich meine Eingewöhnungszeit. Als ich kam, war die Elf nicht so intakt. Geholfen hat mir, dass der Trainer mir immer Vertrauen geschenkt hat. Nun fühle ich mich wohl. Ich habe einen großen Schritt gemacht.

kicker: Offensiv oder defensiv im Mittelfeld - wo fühlen Sie sich am wohlsten?

Junuzovic: Egal, ich kann beides. Wichtig ist, dass ich im Zentrum spiele. In Wien hatte man mich zuletzt auf den linken Flügel abgeschoben.

kicker: Österreichs Held Andi Herzog, der frühere Bremer, sieht Sie dauerhaft als Sechser. Können Sie sich damit anfreunden?

Junuzovic: Ja, warum nicht? Vielleicht ist dies meine ideale Position. Ich kann meine Stärken ausspielen, kann auch Akzente setzen und Verantwortung übernehmen.

Interview: Hans-Günter Klemm