Effenberg über...
Bayern Münchens neuen Anlauf in der Königsklasse:
Die Jungs haben die Chance ihres Lebens unnötiger Weise liegenlassen. Jetzt muss der Titel der Anspruch des FC Bayern sein, da kann es nix anderes geben. Die Bayern sollten durchmarschieren in ihrer Gruppe und gehören auch insgesamt zu den Titelfavoriten. Der FC Bayern genießt zu Recht einen Riesen-Respekt.
Dortmunds Plan B:
Nur mit Hurrastil wird der BVB seine Ziele nicht erreichen. Vielleicht muss Jürgen Klopp auch mal die Spielweise der Mannschaft umstellen. Dortmund ist bärenstark durch schnelles Umschalten. Den offensiven Stil, der uns alle in der Bundesliga begeistert, kannst du in solch einer Gruppe sicher nicht immer durchziehen. Da kommt es darauf an, auch mal einen Plan B zu haben. Du kannst nicht über ein halbes Jahr alle drei, vier Tage nur Vollgas geben und immer 100 Prozent fahren. Wer so auf drei Hochzeiten tanzt, der wird irgendwann so dermaßen einbrechen... Wir haben früher auch nicht immer geglänzt, aber wir waren nicht zu schlagen. Oder fast nicht.
Weltklasse-Einkauf Reus:
Bei Marco Reus bin ich mir sicher: Das wird der nächste Superstar der Bundesliga, ein Weltklasse-Einkauf der Dortmunder. Auch wenn Shinji Kagawa nicht mehr dabei ist: Mit ihm wird der BVB noch stärker sein als in der vorigen Saison. Er spielt sehr unbekümmert, hat ein unglaubliches Auge und kann die tödlichen Pässe spielen.
Seinen Geheimfavoriten in der Bundesliga:
Nur zwei Mannschaften kommen für den Meistertitel in Frage? Nein. Für mich gehört auch der FC Schalke zu den Klubs, die die Meisterschaft holen können. Die können den beiden ganz Großen durchaus gefährlich werden. Ich halte Huub Stevens für einen ausgezeichneten Trainer, und er arbeitet sehr harmonisch mit Horst Heldt zusammen. Es wird nicht passieren, dass eine Mannschaft mit zehn oder zwölf Punkten vorneweg marschiert, das wird es nicht geben. Warum sollte nicht Schalke mal wieder den Titel holen?
Die Zusatzbelastung:
Trotz einer sehr starken Gruppe hat Borussia Dortmund eine gute Chance, die Gruppenphase zu überstehen. Und dann bin ich mal gespannt. Die Bayern sind diesen Rhythmus ja schon gewöhnt. Aber warten wir mal ab, wenn der BVB das Viertelfinale erreicht. Dann wird es schwer, und dann würde ich sagen: Im Normalfall werden dann die Bayern Deutscher Meister.
"Eintagsfliege" Mönchengladbach:
Ich bin sicher, dass die tolle Saison der Gladbacher keine einmalige Sache war. Das Ziel der Borussia muss sein, weiter international dabei zu sein, und ich bin überzeugt, dass sie das schaffen. Ich muss sagen: Nirgends ist die Handschrift eines Trainers so klar zu erkennen wie in Mönchengladbach. Toll, was Lucien Favre bei meinem Ex-Klub bewirkt hat.
Borussias Riesentalent:
Noch können die Borussen sich auf einen sehr starken Keeper verlassen. Aber ich bin sicher: In drei, vier Jahren ist Marc-André ter Stegen da, wo die Titel gesammelt werden. Nicht mehr in Mönchengladbach.
Vorschnelle Urteile über einen Top-Einkauf:
Irgendwie ist das wohl typisch deutsch, ein echtes Phänomen. Natürlich ist es für Luuk de Jong bisher unglücklich gelaufen. Aber der Junge wird die Fans noch begeistern. Er braucht und verdient Zeit. Vielleicht muss er ein wenig seine Spielweise umstellen; er war bisher ja vor allem dann stark, wenn er brauchbare Flanken von Außen bekam; das aber ist nicht das Gladbacher Spiel.
Einen chancenreichen Aufsteiger:
Ich habe Fortuna Düsseldorf ja gegen Gladbach gesehen. Mein alter Mitspieler Norbert Meier hat die Mannschaft sehr gut im Griff, und mein Ex-Trainer Wolf Werner mischt als Manager immer noch mit, auch mit 70. Ich bin sicher: Fortuna wird die Klasse halten. Düsseldorf gehört dazu, das hört sich ja schon anders an als Hoffenheim und Fürth. Eine große Stadt und ein Klub am Anfang einer Entwicklung.
Kritik an Jogi Löw:
Spiele wie gegen Österreich kann es immer mal geben, aber vielleicht ist es mal Zeit, sich von einem System zu verabschieden. Mit einem Klose oder Gomez im Angriffszentrum bin ich leichter auszurechnen. Warum sollte nicht Marco Reus dies Rolle einnehmen, oder Thomas Müller?
Noch mal ein Wort zum Ausscheiden bei der EM:
Jogi Löw hat ja eigentlich ein Top-Angebot an Klassespielern. Italien war quasi der erste richtige Gegner bei der EURO, der taktisch ausgereift gespielt hat – und Deutschland hatte keine Antwort darauf. Wie schon 2010 und 2008. Wenn einem ein Gegner fußballerisch überlegen ist, dann muss man ihm halt anders weh tun.