Bundesliga

Die Sehnsucht nach einem Titel

Leverkusen: Manuel Friedrich im kicker-Interview

Die Sehnsucht nach einem Titel

"Fit und bereit": Manuel Friedrich will es noch einmal wissen.

"Fit und bereit": Manuel Friedrich will es noch einmal wissen. imago

Herr Friedrich, seit dem Trainerwechsel Ende der vergangenen Saison scheint es so, dass Ihr Status ein anderer ist. Was hat der Wechsel auf der Bank bewirkt?

Manuel Friedrich: Insgesamt hat der Trainerwechsel in der ganzen Mannschaft, im ganzen Verein nochmal als kleiner Aufwecker gewirkt. Der Verein hatte sich entschieden, die Reißleine zu ziehen, hat gesagt: Das funktioniert so nicht. Und hat Sascha und Sami die Chance gegeben.

Genießen Sie unter Trainer Sascha Lewandowski und Teamchef Sami Hyypiä eine höhere Wertschätzung als unter Robin Dutt?

Friedrich: Ich habe speziell zu Sami ein anderes Verhältnis, weil ich noch mit ihm zusammen gespielt habe. Und zu Sascha ist es auch sehr intensiv. Mit ihm kann ich über alles reden. Das ist nicht selbstverständlich in einem Spieler-Trainer-Verhältnis. Das bestärkt mich, gibt mir Selbstbewusstsein. Das Vertrauen zum Trainer ist wichtig. Wenn man das Vertrauen vom Trainer spürt, macht das einen noch mal die entscheidenden ein oder zwei Prozentpunkte stärker.

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Wie beurteilen Sie die bisherige Arbeit des neuen Duos?

Friedrich: Sie haben eine Mannschaft übernommen, die vom Selbstbewusstsein nicht da war, wo sie sein sollte. In den letzten Spielen, trotz der Saison, wie sie bis dahin gelaufen war, noch so souverän Fünfter geworden zu sein, war ein Kraftakt, eine richtige Leistung. Sami kennt die Mannschaft, Sascha ist ein erfahrener Trainer. Die Kombination mit einem Fußball-Lehrer und einem, der alles als Spieler erreicht hat, die stimmt. Ich hoffe, wir nehmen den Schwung und diese Lust auf Fußball mit in die neue Saison.

Sie gelten als ein Gewinner der Vorbereitung. Wie sehen Sie’s?

Friedrich: Ich bin fit und bereit. Was die Trainer dann machen, liegt in ihrem Ermessen. Wir haben genügend Alternativen in der Innenverteidigung, aber ich fühle mich gut und möchte spielen.

Lewandowski lobt, dass Sie ihre Spieleröffnung stark verbessert hätten, die Vorgaben sehr gut umsetzen. Warum kommt dieser Schritt bei Ihnen erst im "hohen" Alter von 32 Jahren?

Friedrich: Weil man mir es sagt. Weil mit mir gesprochen wird. Ich bin der Letzte, der nicht offen ist für Kritik und Anregungen. Ich versuche mich zu verbessern und mich optimal einzubringen.

War die Kommunikation mit Dutt demnach nicht so gut?

Friedrich: Ich habe mir angewöhnt nach vorne zu schauen und dabei sollten wir es belassen.

Ihr Vertrag läuft im kommenden Sommer aus. Wollen Sie in Leverkusen bleiben?

Friedrich: Das ist nicht allein meine Entscheidung. Ich fühle mich hier sehr wohl. Ich höre mir alles an. Doch die Verjüngung kommt überall, in den Klubs und in der Nationalelf. Nach der Saison waren es sechs Jahre Leverkusen - das ist schon ne Hausnummer. Wenn der Klub dann sagt, so nen Alten können wir nicht mehr gebrauchen, dann muss ich das hinnehmen. Aber jetzt werde ich alles raushauen, denn am liebsten möchte ich noch etwas holen, einen Titel.

Da war ich schon dran an der Wurst, doch dann wurde sie mir noch weggezogen.

Manuel Friedrich über die Pokalfinal-Niederlage 2009 gegen Bremen

Diese Saison einen Titel mit Bayer 04? Welchen denn?

Friedrich: Am besten alle drei, dann kann ich mir aussuchen, welche Trophäe ich mit nach Hause nehme... Vize-Pokalsieger war ich schon, 2009. Da war ich schon dran an der Wurst, doch dann wurde sie mir noch weggezogen.

Ist der Meistertitel drin?

Friedrich: Es wird sehr, sehr schwer. Das ist abhängig von den anderen Mannschaften, wie die drauf sind. Unter Jupp Heynckes haben wir 2010/11 eine sensationelle Saison gespielt, wurden aber "nur" Vizemeister, weil Dortmund 7000 Punkte geholt hat. Da muss alles passen. Es wird verdammt schwierig in allen Wettbewerben. Doch wenn man in 20 Jahren zurückschaut und dann in der eigenen Vita ein Titel steht, wäre das schon nett.

In der Innenverteidigung würden Sie neben Zugang Philipp Wollscheid spielen. Welchen Eindruck haben Sie denn von Ihrem knapp zehn Jahre jüngeren Kollegen?

Friedrich: Ich erschrecke mich immer wieder, wenn ich sehe, dass so junge Spieler schon so weit sind, so gefestigt. Das ist Wahnsinn. Ich war mit 20, 21 Jahren so aufgeregt in meinen ersten Spielen - in der 2. Liga. Heute haben die jungen Spieler ganz andere Voraussetzungen.

Wollscheid gilt als einer der besten Kopfballspieler der Liga. Sie sind auch ein Herr der Lüfte. Wer soll gegen Leverkusen mit diesem Duo in der Innenverteidigung noch Kopfballtore erzielen?

Friedrich: Tja, da wird es auf jeden Fall ein bisschen schattig in unserem Strafraum...

Interview: Stephan von Nocks

Bundesliga - Sonderheft 2012/13