Bundesliga

Fans protestieren: Werder wirbt mit Wiesenhof

Bremen: Debatte um neuen Trikotsponsor

Fans protestieren: Werder wirbt mit Wiesenhof

Zurück in Bremen: Klaus Fichtel dribbelt 1983 vor einer Wiesenhof-Bande im Weserstadion.

Zurück in Bremen: Klaus Fichtel dribbelt 1983 vor einer Wiesenhof-Bande im Weserstadion. imago

Rund 15.000 Fans sind der Facebook-Gruppe "Wiesenhof als Werder-Sponsor? NEIN Danke" bis Freitagnachmittag bereits beigetreten - die Unterschrift des Sponsorenvertrags konnten sie damit nicht verhindern. Zwar ließ Werder am Donnerstag verlauten, dass man die Kommentare der Anhänger "aufmerksam" lese, dennoch verkündete der Klub am Freitagmittag: Wiesenhof wird für zwei Jahre neuer Hauptsponsor.

Tierschutzorganisationen werfen dem deutschen Marktführer bei Geflügelfleisch, der zur PHW-Gruppe Lohmann gehört, schon lange Tierquälerei vor und kritisieren die Praxis der Massentierhaltung. Den Brief, in dem die Tierrechtsorganisation PETA an die Bremer appellierte, den Vertrag nicht zu unterzeichnen, habe man "zur Kenntnis" genommen, erklärte Werders Mediendirektor Tino Polster am Donnerstag. An der Entscheidung pro Wiesenhof änderte er nichts mehr.

Werder will sich vor Ort über die Produktionsstätten informieren

Werder kündigte an, die Anhängerschaft "transparent und umfassend" informieren zu wollen. Dazu veröffentlichte die Geschäftsführung am Freitag eine gemeinsame Erklärung. "Wir haben uns für Wiesenhof entschieden, nachdem wir uns in intensiven Gesprächen mit den Verantwortlichen über den Betrieb, die Motivation und die Ziele ausgetauscht haben", hieß es dort. "Wir werden in ständigem Kontakt sein und uns auch vor Ort über die Produktionsstätten von Wiesenhof informieren."

Man wisse, so Klaus Allofs & Co., "dass Wiesenhof, anders als oft in der öffentlichen Wahrnehmung, ein bodenständiges Familienunternehmen der dritten Generation ist, das mit Kritikern der modernen Nutztierhaltung offen über alle Themen diskutiert und kontinuierlich an Verbesserungen des Tierwohls arbeitet."

Daran hegen nicht nur Tierschutzorganisationen Zweifel. So diskutieren Werder-Fans bereits mögliche Maßnahmen, wie sie dem Wiesenhof-Engagement begegnen könnten. Die Ideen reichen von Aktionen auf dem "Tag der Fans" am morgigen Samstag über einen Trikotkauf-Boykott bis hin zur Kündigung von Mitgliedschaft oder Dauerkarte.

Trikotwerbung für Massentierhaltung - damit verkauft Werder die Seele des Vereins.

Grünen-Agrarexperte Friedrich Ostendorff in der "Neuen Osnabrücker Zeitung"

Dass zahlreiche Anhänger das von Wiesenhof produzierte Fleisch ablehnen, respektiere man, ließ die Werder-Geschäftsführung verlauten: "Die Diskussionen um unseren Partner werden hochemotional geführt. Wir würden uns eine Versachlichung der Debatte wünschen."

KiK, citibank, Wiesenhof: Werder im Dilemma

Schon in der Vergangenheit hatte Werder mit dem Textil-Discounter KiK oder dem Finanzdienstleister citibank umstrittene Sponsoren an Land gezogen - was auch der Tatsache geschuldet sein könnte, dass Werder die Werbepartner über den Vermarkter Infront gewinnt, auf dessen Garantiesumme der Verein verzichten müsste, wenn er einen von Infront präsentierten Sponsor ablehnt. Werder musste also zwei Wochen vor dem Bundesliga-Start ein Dilemma lösen.

In der offiziellen Pressemitteilung ließen sich die Hanseaten davon nichts anmerken, sondern lobten vielmehr Wiesenhof für die "mutige Entscheidung, dieses Sponsorship einzugehen und damit eine sehr öffentliche Plattform zu wählen. Das unterstreicht, wie ernst es Wiesenhof ist, ein transparentes Unternehmen zu sein." Rund fünf Millionen Euro soll Werder der Deal pro Saison einbringen. Fast so viele Hähnchen werden unter dem Dach der PHW-Gruppe Lohmann pro Woche geschlachtet.