Bundesliga

Stehplätze bleiben - Stadionverbote verschärft

Sicherheitsgipfel in Berlin: Kritik von Fanvertreter

Stehplätze bleiben - Stadionverbote verschärft

Rauchbomben in Saarbrücken. Erst am vergangenen Samstag fielen Fans aus der Rolle.

Rauchbomben in Saarbrücken. Erst am vergangenen Samstag fielen Fans aus der Rolle. imago

Mit längeren Stadionverboten und höheren Zuwendungen für Fan-Projekte hat der deutsche Fußball auf die zunehmende Gewalt in Fußball-Stadien reagiert. Zudem wurde wie erwartet der Erhalt von Stehplätzen beschlossen. Dies geschehe "zum Schutz der einzigartigen Fankultur in Deutschland", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.

Die maximale Dauer von Stadionverboten für auffällig gewordene Fans wurde von drei Jahren wieder auf fünf Jahre erhöht. In Ausnahmefällen kann die Strafe auf zehn Jahre ausgedehnt werden. "Die erst 2007 vorgenommene Aufweichung wird somit auf Grund der neuen Intensität von Ausschreitungen und Regelverstößen zurückgenommen", wurde nach dem Gipfel erklärt.

Künftig wird der Fußball seine Zahlungen an Fan-Projekte demnach um 50 Prozent erhöhen. Damit sollen Länder und Kommunen erheblich entlastet werden.

Nur ein Klub fehlte in Berlin

Keine Toleranz zeigten alle Beteiligten gegenüber Pyrotechnik im Stadion. Verstöße sollen künftig von den Klubs individuell konsequent bestraft werden. Zudem sollen bei gewalttätigen Zwischenfällen und Abbrennen von Pyrotechnik Fan-Privilegien wie etwa der Zugang zu Ticket-Kontingenten auf den Prüfstand gestellt werden.

"Wer für den Fußball ist, ist gegen Gewalt. Der Schulterschluss der Vereine ist ein wichtiger Schritt und die beschlossenen Maßnahmen sind für mich ein dringend notwendiges Zeichen, dass sich alle der Verantwortung stellen und für mehr Sicherheit eintreten wollen", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach: "Die Klubs stellen sich ihrer Verantwortung im Sinne von Millionen friedlicher Fans. Vor diesem Hintergrund sind die beschlossenen Maßnahmen unverzichtbar."

Da verschlägt es einem die Sprache. Das sieht danach aus, dass die Repressalien erhöht werden.

René Lau von der Arbeitsgemeinschaft Fananwälte

Die Kritik an den Beschlüssen ließ nicht lange auf sich warten. Fanvertreter haben vor allem die Verschärfung von Stadionverboten im deutschen Fußball deutlich kritisiert. "Da verschlägt es einem die Sprache. Das sieht danach aus, dass die Repressalien erhöht werden", sagte René Lau von der Arbeitsgemeinschaft Fananwälte am Dienstag.

"Meines Erachtens ist der Gipfel für die Fans eine Katastrophe", sagte Lau. Abgesandte von Fan-Organisationen waren zu der Konferenz selbst nicht geladen - anders als in der Task Force Sicherheit, die vorab Empfehlungen für den Gipfel erarbeitet hatte. "Ich frage mich, wozu wir dann in der AG Fanbelange mitarbeiten, wenn wir an solchen entscheidenden Tagen nicht da sind", sagte Jakob Falk von der Organisation Pro Fans. Die Entscheidung zu Stadionverboten sei eine drastische Verschlechterung und ein falsches Signal. "Es ist eine härtere Keule, als wir erwartet haben. Ich bin überrascht, dass es so schnelle Beschlüsse geben kann", betonte Falk.