Bundesliga

Auch Sammer mag keine zweiten Plätze

Kommentar von kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

Auch Sammer mag keine zweiten Plätze

kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

Matthias Sammer kann, da er die Freigabe des Deutschen Fußball-Bundes erhielt, schon jetzt die neuen Aufgaben übernehmen. Die Zusammenarbeit mit Christian Nerlinger endet sofort.

Damit hat der Verein auf die zweite titellose Saison in Serie reagiert, dreimal der zweite Platz gilt beim Rekordmeister als Misserfolg. Vor allem die Niederlage im heimischen Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea traf Uli Hoeneß enorm. Bei der Kurskorrektur für die anstehende Saison gab es laut offizieller Presseerklärung des Vereins "unterschiedliche Auffassungen".

Wo der Präsident etwa für die Verpflichtung Claudio Pizarros plädierte, war der Sportdirektor eher dagegen. Insgesamt fand Nerlinger, ein eher ruhiger Charakter, mit seinem zurückhaltenden, oft bedächtigen und vorsichtigen Auftreten nicht immer das Gefallen seiner Vorgesetzten. FC-Bayern-Führungskräfte haben forsch aufzutreten. Als er nach der 0:2-Niederlage in Leverkusen die Meisterschaft abschrieb, erregte er damit Missfallen.

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Nerlinger hatte immer das Problem und Pech, an seinem großen Vorgänger Hoeneß gemessen zu werden. Er hat zwar hohe sportliche Kompetenz, aber zu wenig öffentliche Wucht.

Nun kommt also Sammer. Der 1996er Europameister war auf dem Platz ein Feuerkopf und ist heute, wenn er etwa als TV- Analytiker auftritt, voll engagiert und oft emotional. Auf diesen Elan und dieses psychologische Moment werden die Bayern-Bosse nun zuallererst setzen, um die Depression, die diese vergangene Spielzeit verursacht und die EURO bei den acht deutschen Nationalspielern sowie Arjen Robben und Franck Ribery noch verstärkt hat, zu lösen.

Sammer muss zunächst Aufbruch vermitteln, die totale Leidenschaft und Fokussierung auf Erfolg – diese Zutaten predigte er als Sportdirektor am liebsten. Für Sammer zählte da immer allein der erste Platz, wie für den FC Bayern. Um diesen Anspruch national und auch international zu erfüllen, wird der neue Fußballchef in München auch strategisch planen müssen, mit klugen Transfers. Als DFB-Sportdirektor musste er diese oft heikle Aufgabe nicht erfüllen, es ist Neuland für ihn.

Sammer, dessen Anstellung beim Verband bis 31. März 2016 galt, hinterlässt beim DFB eine Lücke und Fragen. Diese im April 2006 von ihm übernommene, zuvor nicht vorhandene Position muss neu besetzt werden. Die Freigabe für Sammer überrascht freilich nicht. Auch wenn es bemüht harmonisierend dargestellt wurde, hatte er oft andere Vorstellungen. Und mit Oliver Bierhoff funkte er ohnehin nicht auf einer Wellenlänge. Als sich die deutsche Mannschaft nach der EM 2008 in Berlin feiern ließ, kritisierte er diesen Auftritt: Als Zweiter hätte er sich nie feiern lassen. So mögen es die Bayern, so denken sie auch.