Bundesliga

Hoeneß: Verbalattacke gegen Blatter und Zwanziger

Auch Beckenbauer wird nicht verschont

Hoeneß: Verbalattacke gegen Blatter und Zwanziger

"Viele Entscheidungen in den vergangenen 10, 15 Jahren sind nicht mit rechten Dingen zugegangen": Uli Hoeneß nahm vor allem die FIFA ins Visier.

"Viele Entscheidungen in den vergangenen 10, 15 Jahren sind nicht mit rechten Dingen zugegangen": Uli Hoeneß nahm vor allem die FIFA ins Visier. imago

In Bezug auf Blatters Amtszeit sagte Hoeneß laut Süddeutscher Zeitung (Samstag-Ausgabe), dass schon oft "aus größten Freunden die größten Feinde geworden sind. Wenn man keinen Dreck am Stecken hat, passiert so etwas nicht".

Mit Sarkasmus reagierte Hoeneß auf die angeblichen Ambitionen des Schweizers auf einen Nobelpreis. "Wenn der den Friedens-Nobelpreis bekommt, werde ich Generaldirektor der Metropolitan Opera in New York", zog Hoeneß einen ungewöhnlichen Vergleich. Der Bayern-Präsident trat auf einer Tagung der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche in Hamburg auf. Sein Kommentar zu einer möglichen fünften Amtszeit des 76-jährigen Blatter als FIFA-Präsident ab 2015: "Gott bewahre!" Hoeneß übte außerdem harsche Kritik an der Politik der FIFA in der Vergangenheit: "Viele Entscheidungen in den vergangenen 10, 15 Jahren sind nicht mit rechten Dingen zugegangen", behauptete Hoeneß.

Für ihn ist es ja schon ein Problem, lame duck zu übersetzen, weil er kein Englisch kann.

Uli Hoeneß über Theo Zwanziger

Auch gegen Theo Zwanziger ätzte der Bayern-Präsident. Das derzeitige FIFA-Exekutivmitglied habe zwar "hehre Absichten, aber er hat nicht mehr den DFB hinter sich, deshalb fehlt ihm die Macht. Ich habe gehört, dass wir von ihm nicht allzu viel erwarten müssen". Zwanziger habe keine Chance, "die haben ihn umgarnt, und er lässt sich beschmusen". Ob der 66-jährige Zwanziger eine "lame duck" (lahme Ente), also ohne große Einflussnahme sei, verneinte Hoeneß zwar, ergänzte aber lakonisch: "Aber für ihn ist es ja schon ein Problem, lame duck zu übersetzen, weil er kein Englisch kann."

Zwanziger holte auf die Worte des 60-Jährigen hin prompt zum Gegenschlag aus. "Ich empfinde seine Aussagen als primitiv und verletzend. Uli Hoeneß, den ich bisher sehr geschätzt habe, muss aufpassen, dass er sich mit seinen vielen Sprüchen nicht zu einem Clown entwickelt", sagte Zwanziger gegenüber der Bild-Zeitung, "ich denke, dass meine Englisch-Kenntnisse ausreichen. Und bei der FIFA kommt es auf Sachkompetenz und ehrliche Arbeit an. Mit Sprüchen allein erreicht man nichts."

Hoeneß wähnt Beckenbauer "noch in der Muschel"

Auch für Beckenbauer hatte Hoeneß noch ein paar harsche Worte parat. Über dessen Rolle im Weltverband sagte Hoeneß: "Der Franz wird einiges wissen, aber er ist noch in der Muschel." Das Netzwerk Recherche hatte zuvor der FIFA die "Verschlossene Auster" verliehen, eine ironisch gemeinte Auszeichnung als "Informationsblockierer des Jahres".

Hoeneß hofft nun auf eine konzertierte Aktion der Europäer, um die verkrusteten FIFA-Strukturen aufzubrechen: "Wenn die europäischen Verbände sich endlich zusammensetzen, könnte sich was ändern." Schließlich stammten 80 oder 90 Prozent der Milliardenumsätze der FIFA aus dem europäischen Fußballmarkt. Hoeneß richtete einen Appell an England, Frankreich und Deutschland, "auch mal auf politischer Ebene dafür zu sorgen, dass die FIFA-Verantwortlichen nach unseren rechtsstaatlichen Vorstellungen ihre Geschäfte machen".