Bundesliga

Häuptling Jentzsch siegt mit Stil

Augsburg: Drei freie Tage nach "dreckigem Sieg"

Häuptling Jentzsch siegt mit Stil

Beinahe unüberwindbar: Augsburgs Keeper Simon Jentzsch ließ die Wolfsburger fast verzweifeln.

Beinahe unüberwindbar: Augsburgs Keeper Simon Jentzsch ließ die Wolfsburger fast verzweifeln. imago

Vieles kann Routinier Jentzsch (35) eigentlich nicht mehr aus dem Konzept bringen. Den Fans des VfL Wolfsburg gelang es am Samstag dennoch, den Augsburger Keeper für kurze Zeit aus dem Konzentrationstunnel herauszuholen. Mit lauten "Simon-Jentzsch"-Sprechchören begrüßten sie ihren Ex-Torwart, der sichtlich beeindruckt war. Später, nach seiner Top-Leistung (kicker-Note 1,5, Spieler des Spiels, Elf des Tages ) und dem Augsburger 2:1, sprach Jentzsch von überwältigenden Gefühlen. "Ich hatte eine Gänsehaut, war zehn Sekunden lang abgelenkt. Das hat mich bewegt. Da weiß man, dass man einiges richtig gemacht hat."

Für den Schlussmann schloss sich ein Kreis in Wolfsburg. Dort hatte Felix Magath ihn am 1. Dezember 2007 im Spiel gegen Frankfurt (2:2) ausgewechselt und anschließend abserviert. Dass Jentzsch seinen Triumph an alter Wirkungsstätte gegen seinen damaligen Karrierebremser nicht zum verbalen Rachefeldzug nutzte ("Es war für mich kein Spiel gegen Felix Magath"), zeugte von einer charakterlichen Klasse, die seinem sportlichen Wert für Aufsteiger Augsburg in nichts nachsteht. Jentzsch war der Garant für den erst zweiten Auswärtssieg in dieser Saison, zuletzt hatten die Schwaben am neunten Spieltag in Mainz (1:0) gewonnen. So euphorisch Spieler und Verantwortliche nach dem Schlusspfiff jubelten, so zurückhaltend präsentierten sie sich anschließend. "Es ist noch nichts entschieden", hob Jentzsch warnend den Finger.

Spielersteckbrief Jentzsch
Jentzsch

Jentzsch Simon

Mit Rotation zum Klassenerhalt? Jos Luhukay (48) war vermeintlich ins Risiko gegangen, verordnete Spielern wie Gibril Sankoh (28), Matthias Ostrzolek (21) oder Nando Rafael (28), die zuletzt zum Stamm gehörten, eine Pause zum Ende der englischen Woche und wurde belohnt. "Der Trainer hat alles richtig gemacht", lobte der Torwart. Luhukay selbst atmete durch. "Ich habe an diese erste Elf geglaubt. Aber es war ein dreckiger Sieg. Hätte Wolfsburg seine Tore gemacht, hätte ich nicht so gut dastehen können."

Nun steht ganz Augsburg drei Spiele vor Saisonende super da. "Wir haben eine Ausgangsposition, die uns niemand zugetraut hat", sagt Siegtorschütze Sebastian Langkamp (24) mit Stolz. "Es ist noch ein langer Weg, aber diese Mannschaft lebt den Traum vom Klassenerhalt." Kurzes Durchatmen im Endspurt gestattet Trainer Luhukay, der seinem Team bis Mittwoch freigegeben hat. Und dann geht’s gegen Schalke. "Auch in diesem Spiel wollen wir punkten", sagt Simon Jentzsch. Mit ihm in Topform kann’s funktionieren.