Bundesliga

"Da müssen wir jetzt zusammen durch"

Kaiserslautern: Kapitän Tiffert im kicker-Interview

"Da müssen wir jetzt zusammen durch"

"Resignieren nutzt nichts": FCK-Kapitän Christian Tiffert hofft auf den berühmten platzenden Knoten.

"Resignieren nutzt nichts": FCK-Kapitän Christian Tiffert hofft auf den berühmten platzenden Knoten. imago

kicker: Herr Tiffert, sind Sie abergläubisch?

Christian Tiffert: Nein.

kicker: Sie fürchten also nicht, dass Kaiserslautern in Mainz auch im 13. Spiel in Serie sieglos bleibt?

Tiffert: Nein. Beide Mannschaften haben ihre Probleme. Wir haben ein bisschen mehr. Ich denke aber positiv und gehe jeden Spieltag davon aus, dass die Negativserie reißt.

kicker: Im Aufstiegsjahr war der FCK sieben- bzw. achtmal sieglos. Selbst jetzt nach zwölf Spielen ohne Sieg ist Ruhe im Umfeld. Steigt der FCK ab und niemand merkt es?

Tiffert: Nein. Natürlich merkt man, dass es unruhiger wird. Es ist normal, dass bei den Leuten eine gewisse Angst mitspielt. Dass die Anspannung auch innerhalb der Mannschaft steigt, ist im Abstiegskampf ein völlig normaler Lauf.

kicker: Normal ist bei Negativserien, dass Kritik am Trainer laut wird.

Tiffert: Eine Trainerdiskussion gibt es nicht.

Im Vorjahr waren wir den Gegnern auch bei Niederlagen meist ebenbürtig.

Christian Tiffert

kicker: Ist Ihnen bange?

Tiffert: Nein. Selbstverständlich glaube ich an die Wende. Wir sind nicht abgeschlagen, kämpfen mit vier, fünf Teams um die rettenden Plätze. Es bleibt eng, bis zum Schluss.

kicker: Nur 16 Tore und 18 Punkte nach 22 Spielen. Ist die dürftige Bilanz kein Anlass, nervös zu werden?

Tiffert: Natürlich hatten wir uns alle einen anderen Saisonverlauf vorgestellt. Aber nervös? Nein. Das würde nur hemmen, weil man aufgrund der Serie von sieglosen Spielen ohnehin etwas angeknockt ist. Umso wichtiger ist, Woche für Woche positiv in die Spiele reinzugehen.

kicker: Im Vorjahr stand Lautern zum gleichen Zeitpunkt ebenfalls auf dem Relegationsplatz. Warum ist die Lage diesmal bedrohlicher?

Tiffert: Weil wir im Vorjahr auch in Phasen, in denen nicht gewonnen wurde, besser gespielt hatten. Wir haben diese Saison in mehreren Mannschaftsteilen Probleme.

kicker: Welche konkret?

Tiffert: Wir machen den einen oder anderen Fehler zu viel, schießen nicht die Tore, die wir machen könnten. Im Vorjahr waren wir den Gegnern auch bei Niederlagen meist ebenbürtig.

kicker: Es fehlt also an Qualität?

Tiffert: Nein. Diese Diskussion bringt nichts. Die Qualität kann jederzeit da sein, sobald der Knoten platzt. Momentan fehlt uns die Leichtigkeit aufgrund der Situation. Da müssen wir jetzt zusammen durch.

kicker: Der FCK kassierte schon neun Gegentore in der Anfangsviertelstunde. Hören die Spieler bei der Besprechung nicht richtig zu?

Tiffert: Es gab sicherlich viele Situationen, die klar festgelegt waren, aber nicht umgesetzt wurden. Der Trainer stellt uns Woche für Woche sehr gut ein. Umso ärgerlicher ist, wenn eintritt, worauf Marco Kurz noch besonders hingewiesen hat, dass es nicht passieren darf.

kicker: Die Folge ist...

Tiffert: ... dass wir unnötig unsere Spiele verlieren. Etwa durch Standards, die bekannt sind. Das passiert aber nicht nur uns.

kicker: Der Druck auf das Team und den Trainer nimmt zu. Ist Marco Kurz dünnhäutiger geworden?

Tiffert: Nein. Bei uns geht es nur zusammen. Diese Saison muss man viele Dinge einfach öfter ansprechen. Immer und immer wieder. Und die Fehler analysieren. Das ist nicht schön, muss aber sein! Resignieren nutzt nichts. Wir wollen die Liga halten. Es ist ein schmaler Grat, ob man draufhaut oder eben nicht.

kicker: Der Spielaufbau wirkt oft behäbig. Fehlt es an Kreativität, Spritzigkeit oder an Selbstvertrauen?

Tiffert: Es ist eine Mischung aus allem. Wichtig ist, dass wir alles dafür tun, damit der Knoten bald platzt.

Sich zu quälen und aufzuopfern funktioniert leider nicht immer.

Christian Tiffert

kicker: Was heißt alles tun?

Tiffert: Wir arbeiten schon die ganze Saison intensiv am Abstellen der Fehler und am Abschluss. Platzt der Knoten, stellen sich gewisse Fragen nicht mehr.

kicker: 17 Assists im Vorjahr, diese Saison erst ein Assist. Auch Ihre Torvorlagen fehlen. Warum sind Sie derzeit nicht der Anführer?

Tiffert: Das hat verschiedene Gründe. Ich habe eine andere Position auszufüllen, muss viel mehr defensiv leisten. Im Vorjahr war ich verletzungsfrei. Heute schleppe ich mich mit Problemen durch. Mal zwickt ein Muskel, mal das Sprunggelenk. Ich brauche totale Fitness. Sich zu quälen und aufzuopfern funktioniert leider nicht immer.

kicker: Auf der Sechs, auf außen, zentral in einer offensiven Dreierreihe. Wo sind Sie am effektivsten?

Tiffert: Ich kann auf verschiedenen Positionen gute Leistungen bringen. Meine Wunschposition ist nicht wichtig.

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kicker: Seit der Winterpause spielt Lautern im 4-4-2. Torgefährlicher war der FCK im 4-2-3-1. Wäre ein Systemwechsel einen Versuch wert?

Tiffert: Das 4-2-3-1 war letzte Saison unser Erfolgssystem. Jetzt haben wir andere Spieler und wir probieren es taktisch anders. Torgefährlich kann man in beiden Systemen sein.

kicker: Mainz holte Zidan, der trifft. Lautern holte Sandro Wagner. Warum trifft er nicht?

Tiffert: Dazu braucht er Chancen. Wenn er die nicht bekommt, kann er nicht treffen. Wir müssen ihn unterstützen und mehr Chancen erarbeiten.

kicker: Die Abschlussschwäche ist eklatant. Warum schafft es die Elf nicht, mehr Chancen zu kreieren?

Tiffert: Das ist schon die ganze Saison unser Problem. Es ist aber nicht allein ein Stürmerproblem.

kicker: Die Verteidiger Leon Jessen und Dick zeigen ja, wie das Toreschießen geht.

Tiffert: Wer trifft, spielt keine Rolle. Schön wäre, wieder einmal ein Erfolgserlebnis mit einem Sieg zu haben.

Interview: Uli Gerke