Bundesliga

Die TSG 1899 in Schieflage

Hoffenheim: Trainer Holger Stanislawski muss einiges verbessern

Die TSG 1899 in Schieflage

Lautstark: Hoffenheims Trainer Holger Stanislawski weiß, dass viele unnötige Fehler Punkte kosteten.

Lautstark: Hoffenheims Trainer Holger Stanislawski weiß, dass viele unnötige Fehler Punkte kosteten. picture alliance

Nur sechs Tore in der zweiten Halbzeit: Nach Hannover (nur fünf Treffer) ist dies der schwächste Wert der Liga. Ein Konditionsproblem ist es nicht, vielmehr eine Mentalitätsfrage: Nach Führungen zieht man sich zurück und macht so den Gegner stark. Bei Rückständen verfällt man in Aktionismus. "Da will jeder Einzelne zu viel", so Manager Ernst Tanner (45). Hoffenheim ist neben Bayern das einzige Team, das nach einem Rückstand nicht gepunktet hat. "Nach Negativerlebnissen werden wir zu unruhig, gehen weg vom Plan", moniert Holger Stanislawski.

Nur fünf Treffer nach Standardsituationen: Hier sind nur Freiburg (3), Augsburg und Hertha (je 4) schlechter. Eine Erklärung ist, dass Freistoßspezialist Sejad Salihovic (27) lange ausfiel. Eine andere: Viele der nur 55 Eckbälle (noch kein Tor danach) und auch manch indirekter Freistoß wurden fantasielos ausgeführt. Dass noch kein Kopfballtor erzielt wurde, liegt zum einen daran, dass Chinedu Obasi (25) und Ryan Babel (24) außen keine Flankengötter sind (und auch nicht sein sollen), hier aber auch von den Außenverteidigern wenig Präzises kam. Was Tanner so nicht gelten lässt: "Wir wollen ja auch nicht Tore erzielen, indem wir stupide in den Strafraum flanken."

Trainersteckbrief Stanislawski
Stanislawski

Stanislawski Holger

TSG Hoffenheim - Vereinsdaten
TSG Hoffenheim

Gründungsdatum

01.07.1899

Vereinsfarben

Blau-Weiß

mehr Infos
TSG Hoffenheim - Die letzten Spiele
SV Darmstadt 98 Darmstadt (A)
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6
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1
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1

62 Prozent der Gegentore nach Standardsituationen: Liga-Minuswert! Allein drei nach Elfmetern, einen parierte Tom Starke (30). Jedes Mitglied der Stamm-Vierer-Abwehrkette (Beck, Vorsah, Compper, Braafheid) verursachte schon einen Strafstoß - nie bestand dabei akute Torgefahr. Sorglos ist man bei den Freistoßgegentoren. Gegen Wolfsburg verschlief Beck die Abseitsfalle, in Hannover und Stuttgart wurde jeweils die schnelle Ausführung nicht verhindert. Stanislawski meint: "Mit nur 13 Gegentoren können wir leben, aber wir schalten bei den Standards zu schnell vor dem zweiten Ball ab."

Noch kein Jokertor: Dieses Los teilt man mit sieben Klubs. Bei der TSG macht sich in diesem Punkt die fehlende Klasse in der Breite des Kaders bemerkbar. Keiner, auch nicht mehr Gylfi Sigurdsson (22), kann als treffsichere "Garantie" ins kalte Wasser geworfen werden.

Nur vier verschiedene Torschützen: Zuletzt traf nur Vedad Ibisevic (27; 3 Tore in Folge), zudem Babel und Roberto Firmino (20; je 4) und Salihovic (3). Nur Augsburg beklagt eine so schwache Streuung. Dennoch bleibt Kevin Volland, der eine Option für die Rückrunde hätte werden können, noch bei 1860 München . Im Gegensatz zum Saisonbeginn rochieren die Offensivkräfte nicht so fleißig, wodurch damals mangelnde Torgefährlichkeit kompensiert wurde.

Nur 48 Prozent gewonnene Zweikämpfe: Dieser Wert sagt nichts über die Qualität und Wichtigkeit der Duelle aus - aber: Nach dem vierten Spieltag war 1899 noch Fünfter in diesem Ranking, nun auf Rang 14! Schon bei den 46 Prozent gegen Kaiserslautern rätselte Stanislawski mit Sarkasmus, wo selbst dieser geringe Wert herkommen mag. Am gestrigen Sonntag sagte er: "Wir wollten zuletzt zu viel fußballerisch lösen." Nun trainiere man verstärkt wieder Basics wie Zweikämpfe.

Noch immer ist 1899 auf Tuchfühlung mit Platz sechs, nicht alles ist schlecht. Aber schon am Sonntag in Hamburg muss vieles besser werden. Sonst droht die leichte Schieflage zur Rutschbahn zu werden.

Thomas Böker