Bundesliga

Pizza deluxe: "Momentan treffe ich alles"

Bremen: Der beste Pizarro aller Zeiten

Pizza deluxe: "Momentan treffe ich alles"

Der Torjäger jubelt, der Gegner verzweifelt: Claudio Pizarro sorgte gegen Köln für Bremer Sprachlosigkeit.

Der Torjäger jubelt, der Gegner verzweifelt: Claudio Pizarro sorgte gegen Köln für Bremer Sprachlosigkeit. picture alliance

Denn nach 45 Minuten waren die Kölner im Weserstadion mit 2:0 vollkommen obenauf. Nicht, dass die Grün-Weißen keine Rückstände gewohnt wären, in neun von zwölf Spielen passierte ihnen das nun schon; aber Werder agierte dermaßen konzeptlos, dass Trainer Thomas Schaaf bereits zweimal gewechselt hatte, auch Pizarro hatte nichts Auffälliges zu bieten. Schaaf nannte die erste Hälfte schlicht "grausam".

Man kann gar nicht in Worte fassen, wie wichtig er für uns ist. Er ist der beste Stürmer der Bundesliga.

Clemens Fritz über Claudio Pizarro

Und doch gelang die 180-Grad-Wende. "In der Halbzeit hat der Trainer gesagt, wir fangen wieder bei null an und müssen unser Spiel aufziehen", versuchte Pizarro die wundersame Wandlung zu erklären. "Das haben wir gemacht." Und er ganz besonders: Der 33-Jährige traf per Seitfallzieher, per Foulelfmeter, per Abstauber und sagte: "Momentan treffe ich alles, das ist unglaublich."

Solbakken schimpft auf Weiner

Eine diskussionsfreie Torfolge war der Hattrick allerdings nicht: Kurz nach dem ersten Treffer wollte Schiedsrichter Michael Weiner nach Naldos Grätsch-Handspiel nicht auf den Punkt zeigen, tat das aber vor dem 2:2, die Rote Karte für Sünder Sereno gab's oben drauf. Kölns Trainer Stale Solbakken schimpfte hernach bei "Sky": "Es war ein sehr intensives Spiel. Aber ein Mann konnte in diesem intensives Spiel nicht mitlaufen: Das war der Schiedsrichter. Es war nicht in Ordnung, was er heute gemacht hat."

Pech für Solbakken zudem, dass er nicht mehr reagieren konnte, als sich Ammar Jemal verletzt verabschiedete (78.) - zu neunt war erst recht kein Kraut mehr gegen Pizarro gewachsen, gegen den besten, den es jemals gab: "Vielleicht habe ich früher manchmal besser gespielt, aber dafür schieße ich jetzt Tore, die ich früher nicht geschossen hätte", meinte Pizarro, für Fritz längst "der beste Stürmer der Bundesliga".

Ich hätte nichts dagegen, wenn wir auch einmal langweilig gewinnen. Aber das ist wohl nicht machbar.

Thomas Schaaf

Eine Kampfansage an Mario Gomez? Pizarro selbst kommt sie nur dezent über die Lippen: "Mario macht viele Tore, aber wenn es so bei mir weitergeht, ist Torschützenkönig jetzt durchaus eine Möglichkeit." So früh hatte der Peruaner elf Saisontore jedenfalls noch nie auf seinem Konto.

Pizarro erinnert sich nicht - Schaaf fehlen die Worte

Der beste Pizarro aller Zeiten eben: "Ich weiß nicht", sagte er, "wann ich das letzte Mal drei Tore erzielt habe. Ich habe es immer versucht, aber mir sind dann nie mehr als zwei Treffer gelungen." Was natürlich nicht stimmt: Letztmals klappte es dreifach in der Europa League gegen Twente (4:1) im Februar 2010, in der Liga waren es zuvor immerhin schon zwei Dreierpacks.

So gut wie nie, so hungrig wie Gomez, so wichtig wie der Fußballgott - nur Schaaf wollte in die Suche nach neuen "Pizza"-Attributen nicht einstimmen. Er befand gewohnt trocken: "Zu ihm fällt mir nichts Neues mehr ein."