Bundesliga

Die große Flaute der Roten Teufel

Kaiserslautern: Kurz kritisiert sein Mittelfeld

Die große Flaute der Roten Teufel

"Im Moment haben wir nicht die Mittel, um eine Abwehr auszuspielen", sagt FCK-Kapitän Christian Tiffert.

"Im Moment haben wir nicht die Mittel, um eine Abwehr auszuspielen", sagt FCK-Kapitän Christian Tiffert. picture alliance

Dorge Kouemaha (28) stürmte erstmals von Beginn an, der als torgefährlich eingestufte Techniker Gil Vermouth (26) gab sein Debüt in der Bundesliga, mit Richard Sukuta-Pasu (21) und Konstantinos Fortounis (18) wechselte Trainer Marco Kurz in der Schlussphase in Wolfsburg alles ein, was er an Offensivkräften noch zu bieten hat. Umsonst. Der Ausgleich blieb aus, trotz 45-minütiger Überzahl ging das Spiel noch 0:1 verloren. Lautern fehlt weiterhin, worauf es im Fußball vor allem ankommt: Durchschlagskraft im Angriff!

Wir müssen wohl auch im zweiten Bundesligajahr Lehrgeld bezahlen, was normalerweise nicht vorkommen sollte.

Marco Kurz
1. FC Kaiserslautern - Vereinsdaten
1. FC Kaiserslautern

Gründungsdatum

02.06.1900

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Bayer 04 Leverkusen Leverkusen (H)
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Die Misere in erster Linie an Itay Shechter (24) und seinen Kollegen festzumachen, ist Kurz allerdings zu einfach: "Tiffert, Kirch, Petsos - da erwarte ich einfach, dass jeder besser ist. Von der 1 bis zur 11. Wir müssen nicht auf die Stürmer schimpfen. Wenn der finale Pass nicht kommt, kann der Stürmer achtmal laufen."

Kapitän Christian Tiffert (29) stimmt seinem Trainer zu: "Uns fehlen die letzten paar Prozent, um gefährlich vors Tor zu kommen. Im Moment haben wir nicht die Mittel, um eine Abwehr auszuspielen." Auch Thanos Petsos (20) ist selbstkritisch: "Wir haben es nicht hinbekommen, die Bälle in die Spitze zu spielen und Chancen zu kreieren."

Fehlende Kreativität im Spiel - das ist Lauterns Kernproblem, das sich wie ein roter Faden durch diese Saison zieht. Ohne zwingende Tormöglichkeit, wie jetzt in Wolfsburg, waren die Pfälzer schon gegen Bayern München (0:3) geblieben. In Gladbach (0:1) hatte es lediglich zu einer Chance gereicht, kein anderer Bundesligist hat nach sieben Spielen weniger als der FCK (20, siehe Tabelle). Sieben Chancen wie gegen Augsburg (1:1) oder fünf wie zuletzt gegen Mainz (3:1) sind die Ausnahmen bei den spärlichen Angriffsbemühungen.

Anzahl der Torchancen nach sieben Spieltagen

1. FC Bayern 64 (Verwertung: 32,8 %)
2. Werder Bremen 44 (31,8 %)
... ... ...
16. FC Augsburg 28 (21,4 %)
17. Hamburger SV 22 (36,4 %)
18. 1. FC Kaiserslautern 20 (25,0 %)

Offensichtlich ist: In der Kreativabteilung mangelt es an Qualität. Das wurde in Überzahl besonders deutlich. Umso bitterer, wenn die latente Harmlosigkeit im Spiel nach vorne selbst mit einem Mann mehr auf dem Platz anhält. Dass der FCK mit elf gegen zehn das entscheidende Tor zur Niederlage kassierte, gab es letztmals beim 1:3 daheim gegen Schalke in der Saison 2002/03.

Kurz fehlen die personellen Alternativen

"So ein Spiel darfst du einfach nicht verlieren", ärgerte sich Tiffert noch am Sonntag. "Es war insgesamt unnötig", befand Kurz: "Wir müssen wohl auch im zweiten Bundesligajahr Lehrgeld bezahlen, was normalerweise nicht vorkommen sollte." Personelle Alternativen? Die bietet das Aufgebot nicht. Wenn die Mannschaft dann noch "Gier, Entschlossenheit und Wucht" vermissen lässt, wie es der Coach in Wolfsburg beklagte, dann hat Lautern im Abstiegskampf keine Chance, dann verliert man selbst ein Spiel unter derart günstigen Voraussetzungen noch.

Auf den Punkt brachte die große Flaute der Roten Teufel denn auch der Gegner. Tifferts Feststellung ("Das soll jetzt nicht respektlos oder böse klingen, aber in der ersten Halbzeit war das eine Wolfsburger Mannschaft, die mausetot war") beantwortete Wolfsburgs Patrick Ochs nämlich mit einer Frage, an der man auch beim FCK in dieser Woche nicht herumkommen wird: "Wenn wir mausetot waren, warum haben die dann nicht zwei, drei Tore geschossen?"