Bundesliga

Ivanschitz: "Wir dürfen uns nicht zerfleischen"

Mainz: Gegentorflut macht ratlos

Ivanschitz: "Wir dürfen uns nicht zerfleischen"

Ein scheuer Blick zurück: Bei den Mainzern um Eugen Polanski (r.) erinnert derzeit wenig an den Herbst 2010.

Ein scheuer Blick zurück: Bei den Mainzern um Eugen Polanski (r.) erinnert derzeit wenig an den Herbst 2010. imago

Niko Bungert spricht aus, was gerade wohl alle Mainzer empfinden: "Das macht im Moment keinen Spaß." Ernüchterung nach dem Traumstart 2010, Ernüchterung, die schon durch das Verpassen der Europa League gegen biedere Rumänen einsetzte. Zwei Siege zum Auftakt radierten die Schmach zwar in Ansätzen aus, aber nun, nach einem Remis und drei Niederlagen, konstatierte Eigentorschütze Bo Svensson: "Wir sind momentan unterdurchschnittlich."

Nun durfte keiner erwarten, dass Mainz 05 nahtlos an die Leistungen der Vorsaison anknüpft. Und wer die Gegebenheiten dort realistisch einschätzt, tut dies auch nicht. Aber es gibt dennoch einige Tatsachen, die selbst Klubvertreter wundern. Die Gegentorflut zum Beispiel. Mit 39 Treffern stellte das Team im Vorjahr die zweitbeste Abwehr nach Dortmund. "Nun haben wir 13 nach 6 Spielen", sagt Svensson, "das kann nicht nur Pech sein."

Ich kann inhaltlich keinen Ansatz liefern.

Thomas Tuchel über die Gegentorflut

Der Däne spielt an auf zwei Eigentore und einige unglückliche Umstände, die sich innerhalb von acht Tagen zu sieben Gegentoren summierten. "Ich kann nicht erkennen, dass wir reihenweise ausgespielt werden, die Tore lagen zu keiner Phase in der Luft", sagt Trainer Thomas Tuchel, "aber wir bekommen sie trotzdem. Ich kann inhaltlich keinen Ansatz liefern."

Geschlossener auftreten, "viel häufiger" doppeln und sich gegenseitig besser unterstützen - das sind die Ansatzpunkte, die Andreas Ivanschitz im kicker-Interview ( in voller Länge in der aktuellen Ausgabe ) nennt: "Es hat bei den Gegentreffern so ausgesehen, als würde sich einer auf den anderen verlassen."

Was zudem erstaunt, sind fehlende Gier, Aggressivität und Leidenschaft, auch wegen dieser Tugenden war Mainz vor einem Jahr so gefürchtet. Gegen Hoffenheim (0:4) und Kaiserslautern versuchte es die Elf mit der spielerischen Lösung. "Wir haben es nicht geschafft, den Kampf anzunehmen und dagegenzuhalten", resümierte Präsident Harald Strutz. "Dafür haben wir die Quittung bekommen." Ivanschitz sagt: "Kaiserslautern hat das Glück erzwungen - wir nicht. Sie waren einen Tick aggressiver als wir."

Kirchhoff: "Man rennt und brummt und macht und es kommt nichts dabei raus"

Und auch in Sachen Chancen hinkten die Nullfünfer hinterher. "Viele hatten wir nicht", bestätigt Strutz, "aber wenn man nicht aufs Tor schießt, fällt auch keines." Jan Kirchhoff klagte frustriert: "Das fühlt sich gerade nicht gut an. Man rennt und brummt und macht und es kommt nichts dabei raus. Das tut weh."

Die fehlende Qualität in der Offensive ist ein Erklärungsansatz für die Suche nach Präzision, für das Übersehen von Räumen oder das Ausbleiben zwingender Aktionen. Die abgewanderten André Schürrle, Lewis Holtby und der verletzte Adam Szalai wurden quantitativ, nicht qualitativ ersetzt. Von sechs offensiven Zugängen gehören nur Zoltan Stieber und Eric Maxim Choupo-Moting zum Stamm.

So stand's vor einem Jahr

Was bleibt, sind die üblichen Parolen einer Mannschaft, die eine Wende erzwingen, gleichzeitig aber nichts dramatisieren will. Keeper Müller erinnert: "Auch in diesem Jahr geht es für Mainz 05 um den Klassenerhalt." Die Ausbeute von sieben Punkten sei "gerade noch okay für Mainz". "Wir dürfen jetzt nicht den Fehler machen und uns gegenseitig zerfleischen", mahnt indes Ivanschitz: "Im Moment passt einfach alles zu dieser Situation. Wir müssen uns an der eigenen Nase packen."

Als nächstes kommt Meister Borussia Dortmund, der zwar seine Hochform der Vorsaison ebenfalls noch nicht gefunden hat, einem perfekten Aufbaugegner aber wahrlich nicht gleichkommt. "Gas geben", fordert Ivanschitz, "die Analyse läuft auf Hochtouren", verspricht die FSV-Website. Bereits vermelden konnte Kirchhoff immerhin das: "Wir schlagen uns auf jeden Fall nicht freiwillig selbst." Die Gegner momentan allerdings auch nicht.