Bundesliga

Labbadia: "Es ist ärgerlich und nervig"

Stuttgarts Trainer im Interview

Labbadia: "Es ist ärgerlich und nervig"

"Kein Grund, in Hektik zu verfallen": Bruno Labbadia will die Ruhe bewahren.

"Kein Grund, in Hektik zu verfallen": Bruno Labbadia will die Ruhe bewahren. imago

kicker: Herr Labbadia, nach einer Woche Pause: Haben Sie Ihre Enttäuschung über die Niederlage in Berlin inzwischen überwunden?

Bruno Labbadia: Ich war wirklich extrem enttäuscht und angesäuert. Die zwei, drei Tage nach dem Spiel haben keinen Spaß gemacht.

Trainersteckbrief Labbadia
Labbadia

Labbadia Bruno

VfB Stuttgart - Vereinsdaten
VfB Stuttgart

Gründungsdatum

09.09.1893

Vereinsfarben

Weiß-Rot

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kicker: An den Spielern konnten Sie Ihren Ärger nicht auslassen - gleich zwölf VfB-Profis halten sich bei ihren Nationalmannschaften auf.

Labbadia: Die Abstellungen sind in der Tat sehr schade, aber damit müssen wir leben. Wir haben zuletzt zwei Spiele verloren, die wir keinesfalls hätten verlieren müssen, da kommt so eine Pause natürlich sehr ungelegen.

kicker: Welche Niederlage ärgert Sie mehr, die gegen Leverkusen oder die in Berlin?

Labbadia: Da mache ich keinen Unterschied. Es ist sehr ärgerlich und nervig, dass die Mannschaft für den Aufwand, den sie betrieben hat, nicht belohnt worden ist. Die vier Punkte, die wir zurzeit auf unserem Konto haben, stehen nicht in Relation zu unseren Leistungen.

kicker: Sind Sie wirklich zufrieden mit den Vorstellungen?

Labbadia: Ich bin größtenteils zufrieden mit dem, wie wir gespielt haben. In der Mannschaft herrscht eine sehr gute Organisation, sie arbeitet gut zusammen, schaltet schnell um und beweist große taktische Disziplin. Wir haben uns viele Torchancen herausgespielt und auf der anderen Seite erst drei Gegentore bekommen. Aber wir lügen uns nicht in die Tasche: Fußball ist ein Ergebnissport, und die letzten Ergebnisse waren enttäuschend, weil wir fast schon fahrlässig mit unseren Torchancen umgegangen sind.

kicker: In den letzten drei Spielen gelang dem VfB nur ein einziges Tor. Was fehlt Ihren Stürmern?

Labbadia: Wenn ich sage, dass wir unsere Torchancen nicht konse-quent genug nutzen, dann gilt dies nicht nur für die Stürmer. Bei uns darf jeder Tore schießen, nach Stan-dardsituationen oder die Außenverteidiger nach Vorstößen. Wir müssen insgesamt zielstrebiger werden, der letzte Pass muss genauer kommen. Sie sehen, wir fassen uns an die eigene Nase, obwohl wir in Mönchengladbach und Berlin objektiv benachteiligt wurden. Wenn wir in Berlin in der 40. Minute den fälligen Elfmeter bekommen und gegen einen extrem defensiv eingestellten Gegner in Führung gehen, verlieren wir dieses Spiel nicht.

kicker: Im Olympiastadion lieferten sich Serdar Tasci und Sven Ulreich ein Wortgefecht auf dem Spielfeld, tags darauf mussten Sie ein Trainingsspiel vorzeitig abbrechen, weil Khalid Boulahrouz und Mamadou Bah aneinandergeraten waren. Beginnt sich schon nach dem vierten Spieltag Nervosität auszubreiten?

Labbadia: Wenn sich nach einer solchen Niederlage alle in den Armen liegen würden, dann wäre etwas nicht in Ordnung. Und zu dem Trainingsspiel: Wir haben keine übermäßig aggressive Mannschaft; wir brauchen aber die Aggressivität und müssen sie im Training fordern. Da kann es schon mal vorkommen, dass es kurzzeitig zu hitzig wird.

kicker: Das Heimspiel gegen Hannover am Samstag müssen Sie nun gewinnen, um nicht wieder in den Tabellenkeller abzurutschen. Kann die Mannschaft mit diesem Druck umgehen?

Bei William ist noch Luft nach oben.

Bruno Labbadia über VfB-Neuzugang Kvist

Labbadia: Wenn wir nicht mit Druck umgehen können nach der vergangenen Saison, wer dann? Klar ist, dass der Druck automatisch steigt, wenn die Ergebnisse nicht da sind. Aber es gibt keinen Grund, in Hektik oder gar Panik zu verfallen; ich habe das Schalke-Spiel zum Auftakt nicht so rosarot gesehen, wie es gemacht wurde, und ich bleibe jetzt ruhig, weil ich sehe, wie wir auftreten. Klar ist eins: Diese Bundesliga ist unheimlich ausgeglichen. Wenn wir auch nur fünf Prozent nachlassen, können wir Probleme bekommen, denn es gibt keinen Gegner, gegen den du die drei Punkte einfach so mitnimmst.

kicker: Haben Ihre drei Neuzugänge, allen voran "Königstransfer" William Kvist, die Erwartungen bislang erfüllt?

Labbadia: William hat wie die gesamte Mannschaft in der Vorbereitung hervorragend gearbeitet und einen guten Start gehabt, aber bei ihm ist schon noch Luft nach oben. Auch Ibrahima Traoré hat etwas, er muss sich nun jedoch Schritt für Schritt weiterentwickeln. Julian Schieber steht uns leider nach wie vor nicht zur Verfügung, er ist noch immer nicht schmerzfrei.

kicker: Haben Sie daran gedacht, vor Schließung der Transferliste noch einmal zuzuschlagen?

Labbadia: Nein, allein schon, weil die finanzielle Situation des Vereins keine weitere Verpflichtung hergab.

kicker: Geht's dem VfB so schlecht?

Labbadia: Der VfB ist gesund, aber wir wussten von Beginn an, dass mehrere große Transfers wie in den vergangenen Jahren derzeit nicht möglich sind.

Interview: Harald Kaiser