kicker: Herr Salihamidzic, mit 34 Jahren sind Sie bei Felix Magath in die Vorbereitung eingestiegen. Ist Ihnen bewusst, was Sie da getan haben?
Hasan Salihamidzic: Oh ja. Am ersten Tag habe ich gleich dreimal trainiert, perfekt. Dafür bin ich hier.
Trainersteckbrief Magath
Spielersteckbrief Salihamidzic
kicker: Sind Sie überhaupt noch fit für die Bundesliga?
Salihamidzic: Ich fühle mich sehr gut, trainiere schon seit drei Wochen. Und für alles andere wird Felix Magath schon sorgen.
kicker: Wie kam es zum Wechsel nach Wolfsburg?
Salihamidzic: Vor anderthalb Monaten habe ich mich mit Magath in München zum Frühstück getroffen. Er hat mich gefragt: Hast du noch Lust? Dann hat er am Montag auf einmal angerufen und gefragt: Willst du jetzt kommen? Ich habe Ja gesagt.
kicker: Hamburg, München, Turin, nun Wolfsburg. Mussten Sie nicht länger überlegen?
Salihamidzic: Klar, Wolfsburg ist eine kleinere Stadt, aber das ist doch kein Problem. Ich wäre nicht zu jedem Klub gegangen. Natürlich spielt Felix Magath eine wichtige Rolle, er hat mich damals in Hamburg in die Bundesliga gebracht. Aber auch der VfL reizt mich.
Ich will jedes Spiel gewinnen, fertig.
Hasan Salihamidzic
kicker: Warum?
Salihamidzic: Das ist ein guter Klub. Wolfsburg ist vor zwei Jahren Deutscher Meister geworden, nun die A-Jugend. Hier entsteht etwas.
kicker: Hatten Sie auch noch andere Möglichkeiten?
Salihamidzic: Ja, zum Beispiel aus den Emiraten. Aber das wäre für mich nichts gewesen. Ich will noch richtig Fußball spielen. Jetzt freue ich mich riesig: Die Bundesliga ist geil!
kicker: Haben Sie die Liga während der vier Jahre in Turin verfolgt?
Salihamidzic: Ich bin bestens informiert. Ich habe jeden Spieltag gesehen, den kicker gelesen.
kicker: Sie waren sechsmal Meister, gewannen viermal den DFB-Pokal. Dazu die Champions League, den Weltpokal. Kommen Sie nach Wolfsburg, um weitere Titel zu holen?
Salihamidzic: Ich bin erst zwei Tage hier, ich kann jetzt nicht über Titel reden. Ich will jedes Spiel gewinnen, fertig.
kicker: Das berühmte Bayern-Gen...
Salihamidzic: ...würde ich gerne ins Wolfsburg-Gen umwandeln. Es geht dabei um die richtige Einstellung, um Siegermentalität. Von Spielern wie Matthäus, Effenberg oder Elber habe ich damals viel mitgenommen. Das will ich weitergeben.
kicker: Haben Sie sich in Italien als Fußballer noch mal verändert?
Salihamidzic: Nicht nur als Fußballer, auch als Mensch. Es war eine wertvolle Zeit.
Ich bin keine Schlaftablette geworden - ich bin immer noch Brazzo!
Hasan Salihamidzic
kicker: Sind Sie ruhiger geworden?
Salihamidzic (lacht): Ich bin keine Schlaftablette geworden - ich bin immer noch Brazzo!
kicker: Ein sogenannter "Aggressive Leader"?
Salihamidzic: Ach, man muss Leistung bringen, nicht erzählen. Ich gebe Vollgas, das ist alles.
kicker: Also müssen die Gegenspieler den "alten" Brazzo fürchten?
Salihamidzic: Schau'n mer mal. Aber klar ist: Ich werde brennen, will meiner Mannschaft helfen, ganz egal wie viele Spiele ich mache.
kicker: In Turin waren es in der abgelaufenen Saison nur zehn
Salihamidzic: Dabei war ich fit, habe im Training immer Gas gegeben. Aber es gab Probleme, der Klub hat manche Dinge entschieden. Der Trainer hat sich bei mir entschuldigt. Für mich war aber klar: So wollte ich nicht aufhören.
kicker: Wird Wolfsburg Ihre letzte Station?
Salihamidzic: Ich habe mit Felix Magath angefangen, der Kreis würde sich also schließen.
kicker: Sie haben für ein Jahr unterschrieben. Bleiben Sie länger?
Salihamidzic: Nach diesem Jahr setzen wir uns zusammen und sehen weiter. Da wird es keine Probleme geben.
kicker: Auf welcher Position wollen Sie spielen? Rechtsverteidiger?
Salihamidzic: In meiner Karriere war es meine Stärke, dass ich überall spielen kann. Abwarten!
kicker: Diego wird gar nicht mehr für den VfL spielen. Was denken Sie darüber?
Salihamidzic: Ich habe mich in Turin gut mit ihm verstanden und tue das auch jetzt noch. Alles andere ist nicht mein Thema.
kicker: Sie haben als Fußballer fast alles gewonnen. Wovon träumen Sie noch?
Salihamidzic: Bei mir hat sich nichts verändert. Ich will Spiele gewinnen, so wie am ersten Tag meiner Karriere.
Interview: Thomas Hiete
