Bundesliga

Die Baumeister

Klopp, Zorc, Watzke - drei Väter des sensationellen Erfolgs

Die Baumeister

Funktionierendes Dreigestirn: Hans-Joachim Watzke, Jürgen Klopp und Michael Zorc (v.l.) bei der offiziellen Vorstellung des Trainers im Mai 2008.

Funktionierendes Dreigestirn: Hans-Joachim Watzke, Jürgen Klopp und Michael Zorc (v.l.) bei der offiziellen Vorstellung des Trainers im Mai 2008. imago

Von Klopp, dem Baumeister, der alle Fragen nach nervlicher Anspannung vor den entscheidenden Spielen energisch weggelächelt hatte, fiel der Stress nur zögernd ab - bis der "Superstolz" am Abend dann doch aus ihm herausplatzte: "Diese Mannschaft ist 32-mal über sich hinausgewachsen."

Dafür legte Klopp die Grundlagen. Sie entstanden aus dem Ansatz, Dortmund eine neue Identität (erst eine kämpferische, dann eine spielerische) zu geben - und einen angestaubten Fußball ohne Erinnerungswert in die Moderne zu führen. Maximaler sportlicher Erfolg (bei kleinstmöglichem finanziellen Einsatz) ließ sich nicht mit Charme und kessen Formulierungen herbeireden: Es war Klopps Kompetenz als Teamentwickler und Talentförderer (Subotic, Hummels, Schmelzer, Großkreutz, Götze), die die Wiedergeburt der Borussia ermöglichten. Sein Credo - Leidenschaft am Limit - pflanzte er in die Köpfe der Spieler ein, für deren Dominanzfußball Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser das Prädikat "wahnsinnsschön" erfand.

Trainersteckbrief Klopp
Klopp

Klopp Jürgen

Borussia Dortmund - Vereinsdaten
Borussia Dortmund

Gründungsdatum

19.12.1909

Vereinsfarben

Schwarz-Gelb

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Immer dann, wenn die BVB-Profis den Eingangsbereich des Trainingszentrums in Dortmund-Brackel betreten, werden sie schwarz auf gelb an das Versprechen erinnert, das sie ihrem Ausbilder geben mussten: Bedingungsloser Einsatz; Zielstrebigkeit unabhängig vom Spielverlauf; jeden unterstützen; sich helfen lassen; die eigene Qualität zu 100 Prozent in den Dienst der Mannschaft stellen; Verantwortung übernehmen. Klopp, der Begeisterungsmensch und Pädagoge, lebt das Leitmotiv vor, das der Klub wie eine Präambel in seiner Satzung verankert hat - echte Liebe.

Die "unglaublich aufnahmewillige Mannschaft", die der Trainer nach eigener Aussage vor drei Jahren zu Beginn seiner Mission vorfand, hat er zum konstantesten und in dieser Saison auch willensstärksten Team Deutschland umgebaut. In Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (51) und Sportdirektor Michael Zorc (48) fand Klopp zwei kongeniale Partner, die gemeinsam mit ihm ein Bild fast branchenunüblicher Harmonie und Geschlossenheit abgeben und die "Generation Grünschnabel" Schritt für Schritt zielstrebig in die "Generation Glück" umwandelten.

Watzke, der harte Sanierer

Watzke, der Verantwortung übernahm, als sich die meisten anderen in den Tagen existenzieller Bedrohung (2004/05) wegduckten, rettete den Klub als harter Sanierer vor dem Untergang. Gemeinsam mit Zorc, der wegen seines außerordentlichen Transfergeschicks längst als einer der findigsten und kreativsten Köpfe der Liga gilt, kreierte er die neue BVB-Philosophie: Mutig auf junge Spieler zu setzen und selbst Stars mit hohem Identifikationsfaktor zu produzieren.

Zorc, der Talentefinder

Shinji Kagawa (22) hatte Zorc schon an der Angel, als andere den flinken Japaner noch für den jüngsten Spross einer Motorrad-Dynastie hielten. Kevin Großkreutz (22) oder Lukasz Piszczek (25) holte er ablösefrei, Neven Subotic, Mats Hummels (beide 22) oder Lucas Barrios (26) für vergleichsweise kleines Geld. Doppelt und dreifach zahlte Zorc dafür zurück, dass ihn Watzke vor Jahren gegen heftige Widerstände verteidigt und sich wie ein Schutzschild vor ihn gestellt hatte.

Watzke widmete den Titel am Samstag Dr. Reinhard Rauball (64). Dreimal schon war der Jurist eingesprungen, als der BVB in der Vergangenheit SOS funkte und einen Helfer in der Not suchte. Jetzt grüßt Rauball - als stolzer Präsident des Meisters.

Thomas Hennecke