Bundesliga

Uli Hoeneß: "Ich war schockiert"

München: Präsident will bleiben

Uli Hoeneß: "Ich war schockiert"

Bayern-Präsident Uli Hoeneß äußert sich zum ersten Mal öffentlich zur Fan-Attacke.

Bayern-Präsident Uli Hoeneß äußert sich zum ersten Mal öffentlich zur Fan-Attacke. imago

An diesem Samstag wird es so sein wie nahezu immer in den vergangenen 30 Jahren - und doch ziemlich anders: Uli Hoeneß wird im Stadion das Spiel seiner Bayern anschauen, dieses Mal in Nürnberg. Er wird die Daumen drücken, damit Platz drei, also die Aufnahme in die Hoffnungsrunde zur Champions League 2011/12, geschafft wird.

Genauso aufmerksam wird er das Geschehen außerhalb verfolgen, nach den üblen Anfeindungen gegen seine Person am vorigen Samstag in München, wo er mit Plakaten unter anderem als "Lügner" denunziert wurde. Der entgegenkommende Kurs gegenüber dem von der Insolvenz bedrohten TSV 1860 München galt als offizieller Anlass, dazu die beabsichtigte Anstellung des National-Torwarts Manuel Neuer (25).

"Wegen meiner Hilfe für 1860 und, weil ich den Manuel Neuer nach unserem Spiel in München stark verteidigt habe, habe ich erwartet, dass eine Reaktion von gewissen Leuten kommt. Aber dass sie in der Form ausfällt, hätte ich nie für möglich gehalten. Entsprechend schockiert war ich am Samstagabend", sagte Hoeneß am Donnerstag am Rande einer Veranstaltung in Nürnberg. Bislang hatte Hoeneß öffentliche Aussagen zu dem Thema vermieden.

Magath warnt

Offenbar geht es um Machtinteressen, um direkte Einflussnahme auf die Vereinspolitik. "Wir müssen auf die organisierten Fans aufpassen, die einen immer größeren Einfluss auf die Vereinspolitik nehmen wollen", sieht auch Wolfsburgs Trainer Felix Magath ein zunehmendes Problem im deutschen Profi-Fußball.

Der Hamburger SV und seine Supporters scheinen den Bayern-Ultras ein leuchtendes Vorbild zu sein, den Bayern-Verantwortlichen sind sie ein warnendes Beispiel. Beim HSV können sie - wie im Januar geschehen - durch die Aufsichtsratswahlen unmittelbar eingreifen. Genauso halten sich die "Schickeria", die die Aktion in der Allianz-Arena inszenierte, und ihre Sympathisanten für die wahren (FC) Bayern und die Bewahrer des Fußballs. Ein solcher Anspruch verrät eine arg überzogene Selbsteinschätzung, muss sie sich doch mit der Leistung messen lassen, die gerade Hoeneß und seine Kollegen erbracht haben. Freilich muss sachliche Kritik immer erlaubt sein, aber keine Diffamierung.

Deshalb wies der Vorstand der FC Bayern AG, also Karl-Heinz Rummenigge und Karl Hopfner, am Dienstag "die Beleidigungen gegenüber Uli Hoeneß als unverschämt, untragbar und nicht akzeptabel" zurück. Diese schriftliche Presseerklärung wurde nach eingehender Beratung erstellt, ohne mündliche Zusätze, damit keine Fehlinterpretationen entstehen und vor allem jegliche Eskalation vermieden wird. "Das ist gut so", sagt Stefan Viehauser. Er ist der Pressekoordinator bei der Dachorganisation Club 12 und pflegt sonst eine eigenwillige Sicht der Vorfälle: "Das war doch alles gar nicht so schlimm." Auch dazu schweigen die Vorstände, damit sich die Lage beruhigt und die Mannschaft zudem in Ruhe wenigstens ihren letzten Auftrag 2010/11 bewältigen kann.

Hoeneß möchte Bayern-Präsident bleiben

Außerdem fallen die öffentliche und mediale Wahrnehmung und Wertung eindeutig pro Hoeneß aus, eine Solidaraktion der friedfertigen Masse solle das derzeitige Erscheinungsbild des FC Bayern korrigieren, so der Appell in einer zweiten Presseerklärung der Vizepräsidenten Fritz Scherer und Bernd Rauch: "Verdeckter Aufruf zur Gewalt und niveaulose Plakatierungen sind nicht das Spiegelbild unseres Vereins."

Ein solches breites Votum würde die Aufständischen isolieren, einen Selbstreinigungsprozess befördern und für eine nicht von oben diktierte Ruhe sorgen. Und sie wäre die verdiente Unterstützung für Hoeneß, der weiterhin der Präsident dieses Klubs bleiben möchte.