Bundesliga

Stanislawski - sein Abgang naht

Hamburg: Neue Details zur Ausstiegsklausel

Stanislawski - sein Abgang naht

Seit November 2006 am Millerntor tätig, dank einer Klausel auch mit anderen Optionen: Coach Holger Stanislawski.

Seit November 2006 am Millerntor tätig, dank einer Klausel auch mit anderen Optionen: Coach Holger Stanislawski. imago

Gestern sprach Holger Stanislawski über seine Zukunft, weil dieses Thema beinahe den Abstiegskampf des Aufsteigers überlagert. Doch Ruhe erzeugen seine Sätze nicht. "Im Sommer ist noch genug Zeit, darüber zu reden, ob ich in der kommenden Saison hier noch Trainer bin oder nicht." Mehr sagt er nicht. Weil er nicht mehr sagen kann. Denn der Abgang des Erfolgstrainers naht. Und zwar unabhängig von der Ligazugehörigkeit.

Stanislawskis neuer Berater ist nur ein Indiz. Bislang hatte der Hamburger Anwalt Oliver Wendt die Interessen des früheren Verteidigers vertreten, jetzt hat der einen zusätzlichen Mann an seiner Seite. Marc Kosicke, unter anderem für Oliver Bierhoff (42) und Jürgen Klopp (43) tätig. Verbürgt ist: Kosicke sprach vor dessen Entlassung mit Wolfsburgs Manager Dieter Hoeneß (58) über ein Engagement Stanislawskis in Niedersachsen. Nicht die erste Offerte, die an den seit November 2006 überaus erfolgreich am Millerntor arbeitenden Coach herangetragen wurde. Nach kicker-Informationen hatte auch Ex-HSV-Boss Bernd Hoffmann (48) noch vor seinem Aus bei Stanislawski abgeklopft, ob sich dieser einen Seitenwechsel in Hamburg vorstellen könne. Stanislawski aber soll abgewunken haben.

Trainersteckbrief Stanislawski
Stanislawski

Stanislawski Holger

FC St. Pauli - Vereinsdaten
FC St. Pauli

Gründungsdatum

15.05.1910

Vereinsfarben

Braun-Weiß

mehr Infos
FC St. Pauli - Die letzten Spiele
VfL Osnabrück Osnabrück (H)
3
:
1
Hamburger SV HSV (A)
1
:
0

Das Nein zum HSV - kein automatisches Bekenntnis zu St. Pauli über den Sommer hinaus, denn: Das Bestreben seines Klubs, Stanislawski die bestehende Ausstiegsklausel abzukaufen, ist gescheitert. Der Trainer kann für eine bestimmte Summe aus seinem bis 2012 laufenden Vertrag aussteigen. Und die liegt nicht, wie bisher kolportiert, starr bei 250 000 Euro, sondern richtet sich anteilig nach dem Jahresgehalt beim möglichen neuen Arbeitgeber. Mehrere Vorstöße St. Paulis, das Jahresgehalt von knapp 500 000 Euro anzuheben und dafür die Vertragslaufzeit auszudehnen, wurden von Stanislawski abgeblockt, bereits seit Ende letzten Jahres liegen die Verhandlungen auf Eis. Stanislawski weiß: Er ist auch nach dem Ausscheiden der an ihm interessierten Verantwortungsträger in Wolfsburg und Hamburg attraktiv. Aktuell wird sein Name in Hoffenheim gehandelt. Dort könnte er sein Gehalt verdreifachen, seinen guten Ruf in der Branche zudem untermauern.

Es ist an der Zeit, die Streitaxt rauszuholen.

Holger Stanislawski

Abgeschlossen mit St. Pauli hat der Trainer indes noch nicht. Und nahm sich nach fünf Niederlagen in Folge gestern Nachmittag seine Profis zur Brust. Dass Torjäger Gerald Asamoah (32) mit einigen Kollegen nach dem 1:2 in Frankfurt bis in die Nacht feierte und die Feier wegen Streitigkeiten zwischen seiner und zwei anderen Frauen auf dem Polizeipräsdium endete, war auch ein Thema: "Wir wollen die Jungs nicht in den Keller sperren, aber die Sache ist unglücklich. Man muss wissen, was man wann, wo und wie machen kann!"

Unabhängig von der Partypanne sieht Stanislawski allein aufgrund der sportlichen Situation die Zeit reif, um ein Zeichen zu setzen. "Es gibt gewisse Maßnahmen, die jetzt ergriffen werden." Um trotz des Abwärtstrends noch den Ligaverbleib zu sichern. "Allen, die glauben, St. Pauli wäre schon abgestiegen, werden wir gehörig in den Arsch treten! Wir tun alles für die Bundesliga - jeder, der auf diesen Zug aufspringen will, bekommt ein Ticket. Und wer schwarz mitfährt, fliegt raus!" Seine unmissverständliche Ansage: "Wir reden immer vom Kollektiv. Dann müssen wir genau das auch beweisen. Es ist an der Zeit, die Streitaxt rauszuholen." Stanislawski will einen erfolgreichen Abgang.

Sebastian Wolff