Eine Rolle rückwärts, die sofortige Rückkehr von Bungert, muss die berechtigte Kritik indes nicht bedeuten. Kirchhoff hatte sich über Wochen im Training aufgedrängt, war nach Tuchels Eindruck reif für die erste Bewährungsprobe auf der Wunschposition zentral in der Vierer-Abwehrreihe. Auf Bungert zu verzichten, war für Tuchel eine Bauchentscheidung: "Niko hat sich etwas durchgeschleppt mit Achillessehnenproblemen und Schmerzen. Ihm fehlten ein paar Prozent."
Bungert (Vertrag bis 2014) war seit November wieder unumstritten, nachdem er im Vorjahr, ebenfalls nach der Winterpause, seinen Platz verloren hatte. Damals profitierte er vom Pech seines Konkurrenten Bo Svensson (31). Der Däne ist nach einer Innenbandverletzung im Knie, die sich entzündete, was den Heilungsprozess erheblich verlängerte, erst seit dieser Woche wieder im Mannschaftstraining. Ein Comeback ist vorerst noch kein Thema. Dazu Tuchel: "Wir müssen abwarten, wie das Knie reagiert und Bo auf die Belastung. Das wird noch eine Weile dauern."
Bereit ist Bungert, der zurück an die Seite von Nikolce Noveski (31) will. Die Enttäuschung über das verpasste Bayernspiel ("damit hatte ich nicht gerechnet") ist abgehakt: "Die Probleme an der Achillessehne habe ich seit Wochen, sie beeinträchtigen mich aber nicht. Ich bin fit und gut drauf." Der Personalwechsel hatte nicht bewirkt, die Lufthoheit im eigenen Strafraum zurückzugewinnen. Dass Mainz plötzlich bei Standards und Kopfballduellen anfällig ist, hängt mit dem Ausfall von Stürmer Szalai (23, Kreuzbandriss) zusammen. Solange der Ungar (1,93 Meter groß) hinten mit aushalf, stellte sich das Problem nicht. Tuchel bedauert, auf Szalai verzichten zu müssen: "Wir hatten das nach dem Weggang von Aristide Bancé klar kompensiert. Adam ist in der Zuordnung ein wichtiger Mann. Er fehlt uns in diesen Situationen." Und als Vollstrecker. Vorne, das glaubt jedenfalls Sami Allagui, wird die latente Abschlussschwäche bald enden: "Wir sind nicht weit weg. Uns fehlt nur ein Quäntchen Glück. Und mal ein 1:0 " Zuletzt legte man in Kaiserslautern ein Tor vor - und gewann.
Uli Gerke