Bundesliga

Weiß Sammer, was er will?

Zwanziger will am Freitag eine klare Aussage

Weiß Sammer, was er will?

Der DFB wird "nicht am Sportdirektor-Posten zerbrechen": Theo Zwanziger, Matthias Sammer (re.).

Der DFB wird "nicht am Sportdirektor-Posten zerbrechen": Theo Zwanziger, Matthias Sammer (re.). picture-alliance

Am Mittwochmorgen, 9.25 Uhr, rief DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach den DFB-Präsidenten Dr. Theo Zwanziger in dessen Haus in Altendiez an und unterrichtete ihn von seinem gerade geführten Telefongespräch mit Matthias Sammer. Am Mittag ging der DFB in dieser Causa an die Öffentlichkeit, äußerte Niersbach: "Auch nach einem Telefonat zwischen Matthias Sammer und mir gibt es für uns kein Signal, dass der bis 2013 laufende Vertrag aufgelöst werden soll. Der erklärte Wunsch des DFB ist es, dass er uns als Sportdirektor mit seinem Engagement und seiner Kompetenz erhalten bleibt."

Weder Matthias Sammer, seit 1. April 2006 DFB-Sportdirektor, noch der Aufsichtsrat und der Vorstand des Hamburger SV haben den DFB bisher wegen einer vorzeitigen Beendigung des bis zum Sommer 2013 bestehenden Vertragsverhältnisses zwischen DFB und Sportdirektor angesprochen. In der DFB-Führungsspitze herrscht der Eindruck vor, dass Sammer mit dem HSV zwar intensiver in Kontakt steht als mit anderen Vereinen, die ihn in der Vergangenheit umworben haben, aber deutlich dahin tendiert, beim Verband zu bleiben.

Konfliktpunkt: Schnittstelle Nationalelf/Juniorenteams

Weiß Sammer, was er will? In den vergangenen fünf Jahren gab es immer wieder Streit um die Zuständigkeit des Sportdirektors und des Bundestrainers an der Schnittstelle der Nationalmannschaft und der Juniorenteams, explizit der U 21. Im Frühjahr 2006 hatte das DFB-Präsidium gegen den Willen des damaligen Bundestrainers Jürgen Klinsmann ("Wir waren damals in einer schwierigen Situation mit Jürgen Klinsmann, da ging es hart an die Grenze", so Zwanziger am Mittwoch zum kicker) Sammer als Sportdirektor engagiert und nicht den von Klinsman vehement geforderten früheren Hockey-Bundestrainer Bernhard Peters (heute TSG Hoffenheim). In dem Kompetenzstreit um die U 21 zog der DFB im vergangenen Jahr einen Strich, wonach Bundestrainer Joachim Löw dort die letzte Entscheidung zu treffen hat.

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Der Konflikt aber schwelte weiter. Sportdirektor Sammer plädierte schon vor Monaten für eine Trennung von U-21-Trainer Rainer Adrion, Joachim Löw dagegen für dessen Vertragsverlängerung. Auf der DFB-Präsidiumssitzung am kommenden Freitag wird Löw für eine Vertragsverlängerung mit Adrion werben. Das Präsidium wird den Wunsch des Bundestrainers nicht abschlagen. Entscheidet sich an der Personalie Adrion am Freitag der weitere Weg von Sammer? Präsident Zwanziger, der mehrfach seine hohe Wertschätzung für Löw und Sammer zum Ausdruck gebracht hat, glaubt das nicht. Er sagte am Mittwochabend aber auch: "Ich will am Freitag von Matthias eine klare Aussage!"

Dafür, dass Sammer selbst nicht genau weiß, wohin er tendiert, sprechen die Ereignisse seit dem vergangenen Sonntag. Zur Tagung der Bundesligatrainer mit dem Bundestrainer kam er erst am Montag und hielt ein Referat. Den Besuch des Bundesligaspiels Frankfurt - Hannover 96 mit den Trainern ersparte er sich am Sonntag ebenso wie das gemeinsame Abendessen im "Alten Haferkasten" in Neu-Isenburg.

Fall Adrion: Entscheidung wohl am Freitag

Das Gespräch zwischen Löw und Sammer wegen Adrion fand auch am Montag nicht statt. Schon am Sonntagabend verriet Löw, dass die Entscheidung über den U-21-Trainer erst Ende Januar fallen werde. Jetzt dürfte sie am Freitag auf der DFB-Präsidiumssitzung getroffen werden.

An Spekulationen in der DFB-Zentrale, wonach Sammer mit dem früheren HSV-Trainer und heutigen DFB-Juniorentrainer Horst Hrubesch (als Nachwuchskoordinator) und einem neuen Cheftrainer nach Hamburg gehen würde, beteiligen sich Zwanziger und Niersbach nicht. Davon ausgehend, dass Sammer beim DFB bleibt, haben sie sich auch nicht mit einem eventuellen Nachfolger beschäftigt.

"Wir sind nicht in der Situation, dass der DFB an der Position des Sportdirektors zerbricht", sagte Zwanziger am Mittwoch dem kicker. Keine Zweifel lässt der DFB-Präsident daran, dass ein neuer Sportdirektor kommen wird, wenn Sammer doch zum HSV wechseln sollte: "Dem Verband können nicht nur Funktionäre vorstehen, er braucht auch Sportler, die mit Wissen und Leidenschaft ihrer Aufgabe nachgehen." So argumentierte Zwanziger bei Sammers Verpflichtung, so wird er auch im Präsidium, wo nicht alle Mitglieder einen mit weitreichender Kompetenz ausgestatteten Sportdirektor befürworten, argumentieren, wenn Sammer gehen sollte.

Rainer Franzke