Bundesliga

Schnitzler nahm Geld und bestreitet Manipulation

St. Pauli: "Ein Schock"

Schnitzler nahm Geld und bestreitet Manipulation

Einen Betrüger betrogen? René Schnitzler.

Einen Betrüger betrogen? René Schnitzler. picture alliance

"Seit ich 18 Jahre alt bin, gibt es kaum einen Tag, an dem ich nicht gespielt habe", sagte René Schnitzler dem Magazin "stern" und bekannte sich zu seiner Spielsucht. Im Jahr 2008 will er von einem Wettpaten mehr als 100.000 Euro erhalten haben, um Spiele seines damaligen Klubs FC St. Pauli zu manipulieren. Es handelte sich um Auswärtsspiele bei Hansa Rostock (0:3), dem FC Augsburg (2:3), dem MSV Duisburg (2:1) und zweimal bei Mainz 05 (1:5, 2:2).

Schnitzler bestreitet aber, Spiele tatsächlich manipuliert zu haben. In drei der betreffenden fünf Begegnungen spielte er überhaupt nicht, einmal kam er erst in der Schlussviertelstunde zum Einsatz.

"René hat offenbar einen Betrüger betrogen", sagt St. Paulis Teammanager Christian Bönig gegenüber Spiegel Online. Beim Bundesligisten war man zwar "geschockt", als man von den Aussagen des ehemaligen Stürmers gehört hat, glaubt aber nicht an eine mögliche Manipulation. Der Verein habe die Spiele, die Schnitzler manipulieren sollte, bereits überprüft. "Sie waren alle nullkommanull auffällig. Hätte er die fünf Spiele manipuliert, hätten wir alle verloren. Wir haben in Mainz in der 90. Minute den Ausgleich gemacht. Das sagt doch schon alles", erklärte Bönig dem SID. Dass Schnitzler Mitspieler angestiftet haben könnte, ist für Bönig völlig abwegig. "Da besteht von Vereinsseite überhaupt kein Zweifel, dieser Vorwurf ist für uns nicht diskutabel."

Die Staatsanwaltschaft Bochum, die im Zuge des großen Wettskandals die Ermittlungen leitet, habe bereits vor Tagen Kontakt mit dem Klub aufgenommen. "Alles, was wir wissen, teilen wir der Staatsanwaltschaft mit", sagte Bönig. Schnitzler sei ein Mensch, von dem er glaube, dass er eine "gewisse Suchtstruktur in sich getragen hat. Er hat eine Lebensbeichte abgelegt."

DFL: "Kein Bundesliga-Wettskandal"

Die DFL erklärte, sie habe unverzüglich Maßnahmen eingeleitet. "Nach gegenwärtigem Stand sind uns keine Auffälligkeiten bekannt. Weder haben wir seitens Sportradar Hinweise zu auffälligen Wettbewegungen erhalten noch hat der Spieler, der bei drei der fünf angegebenen Partien auch gar nicht zum Einsatz gekommen ist, Spielmanipulationen zugegeben. Bis zum Beweis des Gegenteils kann daher nicht von einem Bundesliga-Wettskandal gesprochen werden." Außerdem habe der Ligaverband bei Sportradar die erneute Prüfung der Spiele in Auftrag gegeben. Zudem wird er die ermittelnde Staatsanwaltschaft Bochum und den Kontrollausschuss des DFB mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen.

2008 löste St. Pauli den Vertrag mit Schnitzler zwei Monate vor Ablauf auf. "Wir wussten, dass René viel spielt, uns war allerdings nicht die Tiefe seines Problems klar", erinnert sich Bönig bei Spiegel Online. "Er hat sich am Ende einfach nicht mehr wie ein Profi verhalten", so Bönig.

Zuletzt war Schnitzler für den Verbandsligisten FC Wegberg-Beeck tätig. Dort löste er im Dezember 2010 seinen Vertrag auf.