Bundesliga

Das Warten auf Dzekos Abgang

Wolfsburg: Geht der Kapitän von Bord?

Das Warten auf Dzekos Abgang

Kapitän auf Kurzbesuch? Edin Dzeko trifft im VfL-Trainingslager in Marbella ein.

Kapitän auf Kurzbesuch? Edin Dzeko trifft im VfL-Trainingslager in Marbella ein. imago

Der VfL-Start ins Jahr 2011 fand ohne den Boss statt. Dieter Hoeneß (57) musste seinen Flug ins Trainingslager nach Marbella am Sonntag kurzfristig absagen, hohes Fieber fesselte den Manager ans Bett. Zunächst nicht dabei war auch Torjäger Edin Dzeko (24). Der Bosnier hatte wegen Nebels nicht nach Deutschland fliegen können und flog am Sonntag direkt vom bosnischen Mostar aus nach Spanien. Es dürften Dzekos letzte Arbeitstage beim VfL werden - das Warten auf den Abgang des Kapitäns läuft. Und es stellen sich Fragen.

Warum darf Dzeko auf einmal gehen?

Das Dauerthema Dzeko nervt die Bosse beim VfL. Spätestens im Sommer darf er gehen, darauf hat man sich in Wolfsburg verständigt. Da in diesem Jahr das gesteckte Ziel, das internationale Geschäft, nach dem Aus im Pokal und bei zehn Punkten Rückstand auf Platz fünf kaum noch zu erreichen ist, soll der geplante Radikalumbruch der Mannschaft schon jetzt vorangetrieben werden. Die vergangenen Monate haben gezeigt: Zu viel Unruhe rund um den wechselwilligen Bosnier tut weder dem Spieler noch der Mannschaft gut. Dzeko macht zwar seine Tore, ist aber aufgrund seiner Defensivschwäche nicht zwingend der Typ Stürmer, den sich Trainer Steve McClaren (49) wünscht.

Warum verzögert sich Dzekos Abschied?

Es wurde viel verhandelt in den letzten Wochen. Nach dem Pokal-Aus berichtete der kicker erstmals von den VfL-Plänen, Dzeko im Winter zu verkaufen. Das Signal dazu hatten Dzekos Berater und der seit Langem heißeste Interessent, Manchester City, schon vor einiger Zeit erhalten. Und dennoch zieht sich der Transfer. Es geht um viel Geld. Zwischen den Vereinen ist laut ManCity-Coach Roberto Mancini alles geklärt: Man habe sich auf eine Ablösesumme geeinigt, erklärte der Italiener am Dienstag. Die Höhe verriet er nicht, Wolfsburg soll aber insgesamt rund 35 Millionen Euro kassieren. Zwischen Dzekos Beratern und den Briten wird noch gefeilscht. Allerdings mit guter Aussicht auf Einigung.

Wer soll Dzeko ersetzen?

Der Bosnier hat 10 der 24 Wolfsburger Hinrundentore erzielt. 66 Treffer in 111 Bundesligaspielen für den VfL machen ebenfalls deutlich, dass der Stürmer nicht mal eben so zu ersetzen ist. Es wäre gefährlich zu denken, auch ohne adäquaten Ersatz gut genug besetzt zu sein, um nichts mit dem Abstiegskampf zu tun zu haben. Im Kader sind die Dzeko-Alternativen begrenzt. Grafite (31) hat immerhin sieben Hinrundentore erzielt, ein wirklich starkes Halbjahr liegt aber nicht hinter dem Brasilianer. Mario Mandzukic (24) blieb bei 13 Einsätzen ohne Treffer und den Beweis seiner Bundesligatauglichkeit schuldig. Als Offensivspieler stehen Srdjan Lakic (27, Lautern), Bryan Ruiz (25, Twente Enschede) und Nils Petersen (21, Cottbus) ebenso auf dem Zettel wie Papiss Demba Cissé (25). Wegen des Torjägers (13 Saisontreffer) soll der VfL bereits in Freiburg angefragt haben, allerdings stehen die Chancen auf eine Verpflichtung eher schlecht.

Wenn Dzeko geht: Wer wird Kapitän?

Viele sehen in Arne Friedrich (31) den idealen Mann. Nach seiner Bandscheiben-Operation fehlte der Neuzugang allerdings die komplette Hinrunde, feierte im Pokal gegen Cottbus ein Kurzcomeback. Es ist ungewiss, wie und ob der Nationalspieler die Belastung verträgt. Innerhalb der Mannschaft hat sich mit Torwart Diego Benaglio (27) sowie den Außenverteidigern Marcel Schäfer (26) und Sascha Riether (27) eine Führungstroika herausgebildet, die versucht, die Probleme im Kader zu lösen. Sie waren es auch, die nach dem Cottbus-Spiel bis tief in die Nacht mit Manager Hoeneß die Probleme analysiert haben. Von ihnen ist Schäfer die wahrscheinlichste Kapitänslösung.

Dzeko kann gehen, der Trainer bleibt: Geht Steve McClaren gestärkt in die Rückrunde?

Nicht wirklich. Manager Hoeneß lehnt weiter jeden Kommentar zu seinem Coach ab, weil er so eine Trainerdiskussion verhindern möchte. Das einzige, was in der Pressemitteilung nach dem Cottbus-Spiel über McClaren und seine Assistenten geschrieben wurde, war jedoch eher als Tadel zu verstehen: "Wir erwarten von den Trainern, dass sie mit aller Konsequenz handeln und Fehlverhalten auf und neben dem Platz ahnden." Misslingt der Rückrundenstart, droht McClaren weiterhin das Aus. Der ehemalige HSV-Coach Martin Jol (54) gilt nach wie vor als heißer Kandidat, nach seiner Trennung von Hoffenheim könnte auch Ralf Rangnick (52), der vor fünf Jahren fast schon mal VfL-Trainer geworden wäre und unter Hoeneß einst Jugendkoordinator in Stuttgart war, ein Thema werden.

Thomas Hiete