Bundesliga

Absturzgefahr beim VfB!

Stuttgart: Keller im Interview - Parallelen zu Hertha

Absturzgefahr beim VfB!

Sorgengeplagt: Jens Keller steht mit dem VfB Stuttgart unter erheblichem Druck.

Sorgengeplagt: Jens Keller steht mit dem VfB Stuttgart unter erheblichem Druck. picture alliance

kicker: Herr Keller, aus den Partien gegen Lautern und Köln wollte der VfB sechs Zähler...

Jens Keller (39): ...haben wir das so gesagt?

kicker: Vielleicht nicht öffentlich, aber gegen zwei Konkurrenten im Abstiegskampf

Keller: die sechs Punkte waren ja auch drin. Leider haben wir sie verschenkt. In Lautern war die Mannschaft nach der 3:0-Führung vielleicht ein Stück zu siegessicher. Obwohl wir über die Atmosphäre auf dem Betzenberg vorher noch gesprochen hatten. Zugegeben, Köln ist beherzt aufgetreten. Aber die klareren Chancen hatten wir. Und dann kam es noch zu gravierenden Fehlentscheidungen gegen uns. Ich will aber jetzt keineswegs die Schuld auf den Schiedsrichter schieben. Wir hätten unsere Chancen besser nutzen müssen. Da sehe ich die Mannschaft in der Pflicht.

kicker: Welche Pfeile haben Sie noch im Köcher für den Umschwung?

Keller: Wir müssen weiterhin an unserer Zweikampfstärke, Aggressivität und Kompaktheit arbeiten.

kicker: Was ist mit einem Systemwechsel?

Keller: Ich muss mit dem bestehenden Kader das für diesen optimale System spielen. Deshalb werden wir es vorerst nicht ändern.

kicker: Braucht der VfB im Winter Verstärkungen?

Keller: Wir schauen uns sicher immer um. Aber ich denke momentan nicht an Neueinkäufe, sondern an die kommenden Aufgaben.

kicker: Fürchten Sie um Ihren Job?

Keller: Überhaupt nicht. Ich bin 24 Stunden für den Verein da, kann mir nichts vorwerfen. Natürlich weiß ich, dass es letztlich um Punkte geht. Aber ich bin weiterhin optimistisch, dass wir es packen.

kicker: Droht die Wirkung des Trainerwechsels zu verpuffen?

Keller: Vor einer Woche war noch vieles gut, jetzt haben wir einmal verloren und plötzlich soll alles schlecht sein? Wir sind doch gegen Köln nicht zerfallen. Wir brauchen einfach mehr Stabilität.

kicker: Glauben Sie, dass alle Spieler kapiert haben, dass es um den Klassenerhalt geht?

Keller: Daran besteht kein Zweifel. Das sehe ich in jedem Training. Alle sind mit der nötigen Ernsthaftigkeit bei der Sache.

kicker: Ist es ein Vorteil oder ein Nachteil, dass der HSV in einer ähnlichen Bredouille steckt?

Keller: Wir schauen nur nach uns und bereiten uns konzentriert vor, um zu punkten.

kicker: Wie werden Sie Armin Veh begegnen, der Ihnen beim Trainerwechsel Charakterlosigkeit vorgeworfen hatte.

Keller: Für mich ist die Sache lange erledigt. Ich verschwende keine Gedanken daran.

Der VfB im Hertha-Check - besorgniserregende Parallelen

Auch am 21. 11.2009 fand der 13. Spieltag statt. Der VfB spielte 1:1 gegen Hertha. Stuttgart damals wie heute mit 11 Punkten auf Platz 16, Berlin mit 5 Zählern Letzter - und blieb es bis zum Schluss. Beim VfB sind besorgniserregende Parallelen zu sehen.

Wird in Stuttgart schmerzlich vermisst: Sami Khedira (gegen Milans Ronaldinho).

Wird in Stuttgart schmerzlich vermisst: Sami Khedira (gegen Milans Ronaldinho). imago

Transferpolitik

Berlin: Mit Simunic, Pantelic und Voronin gingen drei Leistungsträger. Die Lücken konnten nie geschlossen werden. Von sieben Neuen überzeugte nur Ramos, andere wie Wichniarek, Cesar oder Pejcinovic floppten.
Stuttgart: Mit Khedira und Lehmann verlor das Team zwei Führungsfiguren, mit Hilbert, Hleb, Lanig, Osorio und Rudy weitere Qualität. Von den Neuen konnten weder Camoranesi noch Harnik konstant überzeugen, Degen und Audel fehlten lange krank und verletzt.

Verletzungen

Berlin: Der Ausfall von Stammkeeper Drobny schmerzte, auch andere Kräfte wie Kringe, Kacar und Lustenberger fielen länger aus.
Stuttgart: Seit Saisonbeginn fehlen immer wieder Stammspieler und Hoffnungsträger wie Delpierre, Tasci, Audel, Degen, Didavi.

Formkrisen

Berlin: Leistungsträger schlitterten in ein monatelanges Formtief (z. B. Kacar, Cicero, Nicu), auch Kapitän Friedrich zeigte Schwächen.
Stuttgart: Führungskräfte wie Cacau, Tasci, Delpierre, Molinaro oder Camoranesi schwächeln, suchen - auch wegen Verletzungsproblemen - nach Form und Konstanz.

Trainer

Berlin: Ohne Manager Dieter Hoeneß, der seinen Posten räumen musste und als Konterpart für den schwierigen Lucien Favre wichtig war, kam der Trainer aus der Spur. Der Wechsel zu Friedhelm Funkel, dessen Spielweise allzu sehr auf Sicherheit basierte, verpuffte schnell (drei Remis, sieben Niederlagen in zehn Spielen bis zur Winterpause).
Stuttgart: Der Trainerwechsel von Christian Gross zu Jens Keller hat Besserung gebracht. Aber die Mannschaft zeigt weiterhin zwei Gesichter, schafft es zu überzeugen und plötzlich doch wieder zu enttäuschen. Neun Pflichtspiele brachten fünf Siege sowie je zwei Remis und Niederlagen.

Schiri-Entscheidungen

Berlin: Hertha wurde binnen vier Wochen in den Heimspielen gegen Nürnberg (1:2), Dortmund (0:0) und Stuttgart (0:1) eindeutig benachteiligt - und verlor weiter Boden.
Stuttgart: Der VfB wurde nachweislich und folgenschwer gegen Frankfurt (1:2), in Schalke (2:2) und nun gegen Köln (0:1) benachteiligt.

FAZIT: Anders als Hertha ist der VfB noch nicht abgeschlagen. Keller sorgte für Schwung. Aber das muss sich auch in Punkten widerspiegeln, soll der Wechsel nicht verpuffen und Schlimmeres verhindert werden.

George Moissidis