Die Hanseaten müssen sich aktuell vorkommen, wie im Film "Und täglich grüßt das Murmeltier". Sie nehmen sich vor, kompakt zu stehen und alle defensiv zu arbeiten. Und heraus kommen Spiele wie das das 0:4 auf Schalke. Oder das 0:6 in Stuttgart.
Das Schema, das Werder in solche Debakel führt, ist häufig dasselbe. Die Elf von Trainer Schaaf beginnt ordentlich bis gut, doch mit dem ersten Gegentor fügt sich die Mannschaft in ihr Schicksal. "Wir müssen dem Gegner auch wehtun, aber wir wollen alles spielerisch lösen. Jeder Gegner freut sich doch, derzeit gegen uns zu spielen", wetterte Schaaf nach dem Spiel bei den Königsblauen.
"Wir müssen dem Gegner auch wehtun, aber wir wollen alles spielerisch lösen."
Thomas Schaaf
Besonders eklatant ist neben der relativen Harmlosigkeit der Werder-Offensive die aktuelle Abwehrleistung des viermaligen deutschen Meisters, wobei das Wort Abwehr sich derzeit alleinig auf den vorhandenen Torwart Tim Wiese bezieht. Hätte der Torwart in der Schlussphase der Schalke-Partie nicht dreimal gegen Huntelaar klasse pariert und zuvor gegen Farfan einigermaßen geschickt den Winkel verkürzt, so wäre auch ein 0:7 oder 0:8 möglich gewesen.
Sorgen um Mertesacker
So verteidigt Werder: Sechs Mann stehen Spalier, Raul vollstreckt zum 2:0. picture-alliance
Pasanen war auf links gegen den flinken Farfan heillos überfordert, doch Schaaf hat aufgrund der personellen Situation keinerlei Alternativen – am Samstag saßen nur vier Feldspieler auf der Bank. In der Abwehrzentrale muss man sich langsam Sorgen machen um die Form von Per Mertesacker, der eigentlich noch immer als DER Innenverteidiger der Liga und auch in der deutschen Nationalmannschaft gilt.
Sein Auftritt auf Schalke war meilenweit davon entfernt, was der Hüne einst ablieferte. Der 1,98-Meter-Mann verlor ein Kopfball-Duell gegen den zwanzig Zentimeter kleineren Raul, tauchte unter Farfans Flanke durch und ermöglichte so Huntelaar eine Riesenchance und legte dann auch noch Rauls zweiten Treffer zum 3:0 mit einer gänzlich verunglückten Rettungsaktion auf.
Die Körpersprache spricht Bände
Hinzu kommt bei Mertesacker und den anderen Führungsspielern wie Wiese oder Frings eine Körpersprache, die für alles steht, nur nicht für den Glauben daran, ein Spiel nochmal drehen oder zumindest eine Niederläge erträglich gestalten zu können. "Die Spieler müssen wieder aufgebaut werden", sagte Bremens Manager Klaus Allofs.
Oder aufgeweckt. Nach sechs Pflichtspielen ohne Sieg ist der unaufgeregte, aber doch erfolgsverwöhnte Klub von der Weser aus dem DFB-Pokal ausgeschieden, steht in der Champions League (oder sogar international) vor dem Aus und hat fast direkten Kontakt mit der Abstiegszone der Liga. Am Mittwoch geht es an die White Hart Lane zu Tottenham - einfach geht anders.