Bundesliga

"Ich bin von mir überzeugt"

Nürnberg: Ilkay Gündogan im Interview

"Ich bin von mir überzeugt"

"Gut für meinen Erfahrungsschatz": Ilkay Gündogan findet es keinen Nachteil, noch ein Jahr beim FCN zu spielen.

"Gut für meinen Erfahrungsschatz": Ilkay Gündogan findet es keinen Nachteil, noch ein Jahr beim FCN zu spielen. imago

kicker: Ein Punkt aus zwei Spielen und nun zum HSV, gegen den es vorige Saison zwei 0:4-Vorführungen gab. Spuken diese noch im Hinterkopf rum, Herr Gündogan?

Ilkay Gündogan (19): Wir müssen diese Niederlagen ausschalten, dann haben wir Chancen. Aber klar: Mit vier Punkten wäre es ein richtig guter Start gewesen, wir hätten mit breiter Brust hinfahren können.

kicker: Sie fehlten beim 1:2 gegen Freiburg. Prompt gab es Stimmen, mit Ihnen wäre das nicht passiert. Empfinden Sie es als Last, dass so viel Verantwortung auf Ihnen liegt?

Gündogan: Nein, ich blende das im Spiel aus. Ich bin sicher, dass die Situation hier enorm gut für meinen Erfahrungsschatz ist. Ich versuche das positiv aufzunehmen.

kicker: Hoffenheim, Leverkusen und der HSV wollten Sie, Hoffenheim soll sieben Millionen Euro geboten haben. Wie geht man als 19-Jähriger mit solch einer hohen Summe um?

Gündogan: Das ist eine neue Erfahrung, zumal ich erst ein Jahr Bundesliga spiele. Es ist nicht leicht, damit umzugehen. Aber ich versuche, es so weit wie möglich auszublenden.

kicker: Torwart Raphael Schäfer sagte, er halte sieben Millionen Euro für gerechtfertigt. Eine besondere Wertschätzung?

Gündogan: Das ist nichts Alltägliches. Deshalb macht es mich stolz, aber ich darf mich nicht beirren lassen. Ich darf nicht sagen, okay, ich koste sieben, acht oder neun Millionen Euro und habe es geschafft. Das wäre kontraproduktiv, eine gewisse Zufriedenheit könnte sich breitmachen. Dabei muss ich noch mehr arbeiten und den Wert vielleicht sogar steigern.

kicker: Umgekehrt: Macht es Sie noch mehr stolz, dass der finanziell nicht auf Rosen gebettete Club auf das viele Geld verzichtet hat?

Gündogan: Auf jeden Fall. Dass Manager Martin Bader und Trainer Dieter Hecking mich für unverkäuflich erklärten, ehrt mich sehr und zeigt mir, dass ich gebraucht werde und meine Leistung honoriert wird.

kicker: Hätten Sie sich einen besseren Klub bereits jetzt zugetraut?

Gündogan: Gute Frage. Ich bin von mir überzeugt und denke, dass ich das Potenzial habe, Ansprüche nach oben zu stellen - wenn ich weiter lerne. Aber es ist kein Nachteil, noch ein Jahr hier zu spielen. Das Geld kann verlockend sein, wie es will, wenn man nicht spielt, bringt es gar nichts. In meinem Alter sollte Geld nicht an erster Stelle stehen.

kicker: Wechseln Sie 2011 sicher?

Gündogan: Ich schließe nichts aus.

kicker: Auch nicht eine Verlängerung Ihres Vertrages über 2012 hinaus?

Gündogan: Wie gesagt: Ich würde weder etwas ausschließen noch mich auf einen Wechsel im nächsten Jahr festlegen. Perfekt ist nichts.

kicker: Stimmt es, dass der türkische Verband versucht, Sie abzuwerben?

Gündogan: Ich hatte vor zwei Jahren Kontakt und habe erst mal abgesagt. Ich habe mich in den deutschen Juniorenteams sehr wohlgefühlt und konnte mich damit identifizieren. Solange die Perspektive und die Wertschätzung stimmen, werde ich mich nicht umentscheiden. Wenn ich aber irgendwann merke, dass ich keine Perspektive habe, muss ich es mir überlegen.

kicker: Sie machen Ihr Abitur. Was ist wahrscheinlicher: Eine Eins vor dem Komma oder der Klassenerhalt?

Gündogan (lacht): Einfache Frage, der Klassenerhalt. Ich bin zufrieden, wenn es am Ende 2,8 oder 2,9 wird.

Interview: Frank Linkesch