Bundesliga

"Genau jetzt ist die Chance da"

Berlin: Manager Michael Preetz spricht Klartext

"Genau jetzt ist die Chance da"

Michael Preetz

Vermittelt Zuversicht: Hertha-Manager Michael Preetz glaubt weiter an den Klassenerhalt. imago

kicker: In der Winterpause waren es zehn, jetzt sind es drei Zähler Rückstand auf Platz 16. Wie viele sind es am Samstagabend, Herr Preetz?

Michael Preetz (42): Wir stehen seit dem 20. September 2009 am Tabellenende. Für die Mannschaft wäre es gerade auch für den Kopf immens wichtig, den letzten Platz verlassen zu können. Dafür brauchen wir den Sieg gegen einen starken VfB.

kicker: Worin liegt die Hoffnung bei solch katastrophaler Heimbilanz?

Preetz: Auch zu Hause haben wir gute Spiele absolviert. Gegen Nürnberg hätte es zur Halbzeit 4:1 stehen müssen, gegen den BVB stellten wir das bessere Team - leider haben wir nach dem 1. Spieltag aber kein Heimspiel mehr gewonnen.

kicker: Dank der jüngsten Auswärtsspiele ist die Sensation möglich.

Preetz: Ja, man spürt es in der Stadt, bei den Spielern, in der Mannschaft. Diese war auch in den Phasen, als in der Öffentlichkeit keiner mehr an uns glaubte, immer davon überzeugt, es schaffen zu können.

kicker: Trotz des Restprogramms?

Preetz: Da habe ich keine Angst! Dass es schwer wird, ist klar. Wir haben aber gezeigt, dass wir gegen fußballerisch gute Teams mithalten können.

kicker: Warum war Ihr Team in der Hinrunde nicht konkurrenzfähig?

Preetz: Das war vor allem eine mentale Sache, das Umschalten vom Champions-League-Anwärter zum Abstiegskandidaten. Diesen Schalter hatten wir lange nicht gefunden. Auch 2010 gab es Situationen, in denen das nächste Spiel das Aus hätte bedeuten können. Da hatten wir dann die Stärke, sie zu meistern.

kicker: Gab es zwischenzeitlich Zweifel an der Arbeit des Trainers?

Preetz: Nein. Man muss unterscheiden zwischen der Bewertung nach reinen Punkten und der täglichen Arbeit mit der Mannschaft. Die ist hervorragend. Der Trainer hat eine hochgradig verunsicherte Mannschaft stabilisiert, ihr Zuversicht und Optimismus vermittelt.

kicker: Ihr Team hat zuletzt sieben Punkte aufgeholt. Ist Hertha so stark oder die Konkurrenz so schwach?

Preetz: Dass wir nach solch desaströser Hinrunde noch im Rennen sind, hängt natürlich mit der Konkurrenz zusammen. Aber wir haben uns vor allem auch deutlich gesteigert.

"Wolfsburg hat sich beim 5:1 dann alles entladen."

Michael Preetz

kicker: Schlüsselerlebnis war das 1:2 gegen Nürnberg. Was war die Folge?

Preetz: Alle haben zwei, drei Tage gebraucht, diese üblen Nackenschläge zu verarbeiten. Aber aus der reinen Leistung, losgelöst vom Ergebnis, konnten wir Optimismus schöpfen. Genau das hat der Trainer dem Team immer wieder und wieder vor Augen geführt. In Wolfsburg hat sich beim 5:1 dann alles entladen. Vor allem, weil wir unsere Chancen früh genutzt haben.

kicker: Was ist mit der ehemals so löchrigen Defensive passiert?

Preetz: Da ist die Sicherheit aus dem Vorjahr zurückgekehrt. In der Hinrunde stellten wir die schlechteste Abwehr der Liga, in der Rückrunde sind wir aktuell die beste. Da haben uns die Wintertransfers einiges mehr an Stabilität gegeben. Aber die Mannschaft hat auch insgesamt viel besser verteidigt.

kicker: Wäre Friedhelm Funkel nach den jüngsten Leistungen doch noch ein Kandidat für die 2. Liga?

Preetz: Der Fall 1. Liga ist mit ihm geregelt. Den Rest werden wir Ende der Saison gemeinsam besprechen.

kicker: Was hat Hertha der Konkurrenz im Abstiegskampf voraus?

Preetz: Wir strampeln seit Monaten gegen den Abstieg. Wir haben die beste Tordifferenz. Wir sind die Mannschaft, die laut Experten aussichtslos im Rennen lag, aber weiter fest daran geglaubt hat, dass ihre Chance doch noch kommen wird. Genau jetzt ist sie da.

Interview: Marcus Lehmann