Bundesliga

Spahn: "Der Druck steigt"

Fan-Privilegien kommen auf dem Prüfstand

Spahn: "Der Druck steigt"

Helmut Spahn

Helmut Spahn, Sicherheitsbeauftragter des DFB, schließt Maßnahmen, die auch friedliche Fans betreffen könnten, nicht mehr aus. imago

"Klar ist, dass durch Vorfälle wie in Berlin der Druck steigt und sich die Situation auch der friedlichen Fans nicht verbessert hat. Denn ich kann nicht ausschließen, dass Maßnahmen getroffen werden müssen, die auch die Rechte der friedlichen Fans beschränken können", wird Spahn auf der DFB-Website zitiert.

Spahn kündigte an, dass der DFB dabei ist, einen "runden Tisch" vorzubereiten. Neben Vertretern des DFB, der DFL sowie der Vereine sollen daran auch Mitglieder der Innenminister-Konferenz, der Polizei und der Fans teilnehmen.

Der ehemalige Polizeibeamte sieht nun die Fans in der Bringschuld. Der DFB habe den Fans seit Jahren mit verschiedenen Initiativen die Hand gereicht und darauf gesetzt, dass die Fans damit verantwortungsbewusst umgehen. Er kündigte an, Fan-Privilegien auf dem Prüfstand zu stellen.

Zum Thema

Spahn setzt aber weiterhin auf einen Selbstreinigungsprozess unter den Fans. Diese sollten den Gewalttätern die Kurve als Bühne entziehen. "Ich weiß, dass das im Einzelfall nicht immer einfach ist, aber die echten Fans müssen, wenn Sie sehen, dass sich in ihrem Block ein Gewaltpotenzial entwickelt, auch mal beschwichtigend eingreifen und versuchen, die Gewalttäter abzuhalten", so Spahn.

Gabriel: "Das wäre kontraproduktiv"

Dagegen, dass auch friedliche Fans für die Gewalttäter büßen müssten, wendet sich Michael Gabriel von der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS): "Das wäre kontraproduktiv, weil man dann auch noch die anderen Gruppierungen innerhalb der Fanszene gegen sich aufbringen würde." Ein generelles Reiseverbot für Auswärtsfans oder strikte Auflagen würden besonders jene Anhänger treffen, die friedlich zu den Spielen ihrer Teams fahren würden.

Gabriel distanzierte sich von den Vorfällen in Berlin, war von diesen aber nicht überrascht: "Völlig unerwartet kam das nicht. Es wurde auf einer Entwicklungsleiter aber die nächste Schwelle überschritten", sagte Gabriel am Montag der Deutschen Presse-Agentur (dpa.) "Neu war, dass es für alle sichtbar im Stadion passiert ist und mit dem Stürmen des Feldes und dem Attackieren der eigenen Spieler quasi das Heiligste im Fußball überhaupt angegriffen wurde", fügte er an.

Gleichzeitig befürchtet er aber Nachahmer: "Diese Gefahr sehe ich schon", gestand Gabriel.

Die Auswüchse der Gewalt in der letzten Zeit wird zu vermehrten Diskussionen innerhalb der verschiedenen Fanszenen führen, ist sich Gabriel sicher. Er fordert, dass die Vereine diese Diskussionen begleiten. Nur so sei zu erreichen, dass innerhalb der Ultrabewegungen jene Fans, die den eigentlichen Geist dieser Fangruppierung ausmachen, nämlich das bedingungslose Unterstützen der eigenen Mannschaft, wieder die Oberhand gewinnen.